Er ist ein Held am Herd, ein Superstar der Saucen, ein Feingeist mit Herz für seltene Gemüsesorten und ein Youtube-Star in seiner Rolle als Chefkoch Vincent. Als solcher nimmt er sich selbst, die Gastro im Ganzen, aber auch mal Fernsehshows wie „Das perfekte Dinner“ satirisch auseinander und probiert aus. Ideen, Zutaten, neue Rezepte. Viele gute Gründe also, mit Mike Germershausen mal ein paar Worte zu wechseln.
Eine Frage muss bei uns jeder beantworten. Was ist für Dich Heimat?
Puuh, schwierig. Am ehesten wohl Gerüche, würde ich sagen.
Wenn Du nicht Koch geworden wärst – dann …?
Gangster wahrscheinlich. Aber das möchte ich jetzt nicht sagen. Von daher: Ist Musiker vielleicht ’ne gute Antwort?
Du begeisterst Dich für vergessene Bete, Kerbelwurzeln und Schlangenbohnen vom Bauern in Forchheim. Ist es das, was gute Küche ausmacht? Dass man die Schönheit im Kleinen sieht, auf Entdeckungsreise vor der eigenen Haustür geht und eben nicht nur Kaviar, Hummer und Kobe-Rind verarbeitet
Absolut. Genau dahin geht die Reise: Leute finden, die sich die Mühe machen, fast vergessene Obst- und Gemüsesorten zu kultivieren. So macht das Kochen auch wieder Spaß!
In Deiner Heckenrose in Ringsheim ist die Karte extrem klein. Keine große Auswahl an Klassikern – sondern drei Menüs und fertig. Damit kann man es nicht jedem Gast recht machen, oder?
Das stimmt. Und es gibt auch Gäste, die deswegen aufstehen und gehen. Andere loben uns dafür, dass wir so konsequent sind und eine kleine Karte haben, die wöchentlich wechselt. Wir möchten gut kochen, frisch kochen und dafür bedarf es vieler Handgriffe. Mit 25 Positionen auf der Speisekarte? Unmöglich! Die Mehrzahl der Menschen weiß das auch zu schätzen.
Du bist ein bunter Hund. Von oben bis unten tätowiert, ein Rebell mit klarer Meinung: Wie funktioniert das in einem kleinen Ort wie Ringsheim?
Nach Ringsheim sind wir gekommen, weil wir die Heckenrose erworben haben. Für uns war das eine tolle Chance und wir fühlen uns wohl. Wichtig ist aber auch, dass ich Freunde auf fast jedem Kontinent habe, mit denen ich eng verbunden bin und viel neben dem Kochen mache. Dinge, die mich geistig fit halten.
Chefkoch Vincent zum Beispiel. Dein zweites Ich auf Youtube. Wie ist es dazu gekommen?
Zufall, würde ich sagen. Bier war auch im Spiel. Und der Kameramann. Wir haben halt so rumgealbert, ein bisschen gesponnen und ich hab sowieso verschiedene Namen. Vincent ist vielleicht einer von acht.
Oh, wie heißt Du denn noch?
Das darf ich nicht sagen. Echt nicht. Das sind halt Künstler-Pseudonyme und da gibt es auch Seiten dahinter – aber das weiß noch keiner.
Du musst ja nicht alle verraten.
Geht auch nicht! Es gibt Chefkoch Vincent und Vincent Jennings. Dann noch Markus Stahlritter. Aber die anderen kann ich echt nicht nennen.
Klingt ein bisschen nach Banksy aus der Küche.
Naja, ich finde Mike halt als Name einfach nicht so cool. Vincent ist besser.
Kann schon sein. Zumindest funktioniert es. Inzwischen gucken viele tausend Menschen jedes Deiner Videos.
Viele Kollegen freuen sich, loben uns und sagen, dass es Spaß macht, die Clips anzuschauen. Daher machen wir gern weiter.
Sind die Videos auch Werbung fürs Restaurant?
Das ganze Projekt hat eigentlich nichts mit der Heckenrose zu tun. Inzwischen aber kommen Gäste, um das alles hier mal live zu sehen. Manche sind dann ganz geschockt, wenn sie in der Küche keine fünf Kameras sehen und kein Team, sondern nur mich und meinen Kumpel.
Wann gibt es Dich mit einer Sendung bei Vox oder Pro7
Wahrscheinlich nie. Unser Konzept ist nicht Mainstream und für Otto Normalverbraucher zu aggressiv. Hobbyköche können mit den meisten Dingen auch nicht viel anfangen, es ist halt auf Profis zugeschnitten.
Wir gehen auf Weihnachten zu. Was wünschst Du Dir?
Ich brauch’ auf jeden Fall ’nen schnelleren Computer und ’ne neue Kamera. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie viele Stunden ich nachts noch beim Schneiden der Videos vor der Kiste sitze und warte. Ein Horror!