Das Unimog-Fieber ist ansteckend
Wer etwas länger in Gaggenau bleibt, spürt schnell: Unimog muss so etwas wie eine Infektionskrankheit sein. Frieder Behringer und Fahrertrainer Andreas Lorch sprechen beide von einem Virus, wenn man sie fragt, wie sie auf den Bock gekommen sind. In ihrem Beruf hatten und haben der ehemalige Buchhändler wie der Systemingenieur nichts mit ihrem zeitintensiven Hobby zu tun. Behringer kannte den Unimog von seiner Oma und sagt heute. „Hier erfüllt sich ein Kindheitstraum.“
Trotz akuter Ansteckungsgefahr – Unimog ist keine lateinische Medizinvokabel. Die Übersetzung ist viel praktischer, und so einfach wie das Erfolgsrezept von Albert Friedrichs Erfindung: UniMoG ist ein Akronym und steht für UNIversales MOtorGerät. Das ist, was den Unimog ausmacht und was für seine Ausbreitung verantwortlich war: er kann alles.
Der ehemalige Flugzeugkonstrukteur Albert Friedrich erfand den Unimog direkt nach dem Krieg. Unter dem Eindruck des Morgenthau-Plans, der Deutschland als reinen Agrarstaat vorsah, und angetrieben vom Wunsch, den Bauern ihre Arbeit zu erleichtern, entwarf er ein vollgefedertes Nutzfahrzeug. Mit großer Bodenfreiheit, vielfachen Auf- und Anbaumöglichkeiten und einer revolutionären Differenzialsperre, um ohne anzuhalten die Spur zu halten.
1946 war der Prototyp U 6 fertig und vorbei war die Zeit, in der ein Fahrzeug nur Schlepper war. Von der Landwirtschaft aus eroberte der Allrounder mit Allrad bald den Bau, den Transport und die Kommunen. Trotz Trend zur Spezialisierung – Mercedes baut den Unimog noch heute. Und die Anbaumöglichkeiten mit Geräten vorne, hinten und an der Seite sind schier unendlich.
Im Ruhestand auf den Bock
Ein Unimog ist für seine Fans Kultobjekt, Identifikationsfigur und Freudenspender. Wie eine Harley. Nur fetter. Oder wie ein alter Porsche, an dem man immer wieder etwas schrauben kann. All das erklärt, warum Hildegard Knoops Ehrenamtliche im Jahr 15 000 Stunden ihrer Freizeit ins Museum stecken.
„Oft haben auch die das Unimog-Fieber, die jahrzehntelang mit oder am Unimog gearbeitet haben“, sagt Knoop mit Blick auf die Ehrenamtlichen. „Es kommt vor, dass ein Daimlermitarbeiter schon den ersten Tag seines Ruhestands hier verbringt.“
Wenn man auf die Besucher des Museums schaut, fällt auf: Den typischen Unimog-Fan gibt es nicht. Es kommen nicht nur Frauen mit Männern, sondern Frauen und Männer. Ältere Semester kommen zum Klassentreffen, Kinder feiern ihren Geburtstag im Museum. Der exotischste Fan, den man begrüßen durfte, ist ein Mönch aus Japan, der zu Hause 20 Unimogs um sein Meditationsbänkchen geschart hat.
Irdischer pflegt das „Unimog Team Fitzen“ sein Fan-Sein auf Youtube und geht mit dem Unimog samt Kranarm im See baden. Das Biest ist halt für jeden Scherz zu haben und wirklich universal einsetzbar …