Die Unimog-Flüsterin
Hubraum, PS, Baustelle und ganz viel Öl – einen Unimog können nur kernige Kerle kutschieren? Unsinn!
Es braucht nicht viel, um sich zu verlieben. Ein bisschen Eau de Öl vielleicht. Die weichen Kurven einer runden Motorhaube. Ein wohlgeformtes Eck mit Dreiseitenkipper. Selbst ein Vernunftmensch wie Germanistin Hildegard Knoop ist dann erst hin und weg und kurz darauf Geschäftsführerin des Unimog-Museums in Gaggenau. Über die Industriegeschichte ist für sie 2011 das eine zum anderen gekommen. Heute ist sie Heldin Hilde und wacht über die Halle mit dem Spielzeug für große Jungs. Sie weiß fast alles über den Unimog, aber eifersüchtig ist sie nicht. Stattdessen schickt sie uns mit einem der Fahrer auf den Parcours: „Bis gleich!“
In Fahrt
Der Unimog ist ein schlechtes Rennpferd. 50 Stundenkilometer in der Spitze brachte der erste Prototyp ein Jahr nach dem Krieg, den uns Hildegard Knoop in der Ausstellungshalle auch gern zeigt.
Mit den Nachfolgern des Veteranen geht es kurz darauf auf die Erlebnisstrecke. Fahrer Frieder Behringer beginnt mit seinem silbergrauen Unimog aus 2016 ganz gemütlich. Er spricht, während wir anrollen, wirft uns technische Daten um die Ohren: Steigfähigkeit, Hubraum, Zylinder, Pferdestärken … Dann tippt er aufs Gas und wir wissen: Das wird keine Kaffeefahrt!
Wir holpern gemächlich über die ersten kleineren Hindernisse und die gedachten Grenzen normaler Fahrphysik. Eine kleine Mauer mit herausstehenden Steinen nehmen wir seitlich(!) und es fühlt sich an, als würde der Unimog über sie klettern. Als würde er seine Glieder drüber strecken. So fühlt sich also an, was das nackte Fahrgestell in der Museumshalle zeigt.
Wenn sich die Achsen unabhängig voneinander bewegen. „Der Rahmen muss beweglich sein“, sagt unser Fahrer. „Nur sechs Schrauben halten das Fahrgestell.“ Kaum über die Mauer gekraxelt, geht es jetzt auf die nächste Schikane: Wir neigen uns auf die linke Seite – 20 Grad lassen einen schon bös im Gurt baumeln. Der Unimog würde auch 38 schaffen, die Menschen in ihm aber nur dank Anschnallgurt und mit Tütchen für empfindliche Mägen.