Alle Springen, einer gewinnt immer
Georg Thoma erzählt, wie er am Bach entlangsprang und seiner Fantasie freien Lauf ließ. Da war überall ein Hügel, ein Haufen Erde, und er hat sich vorgestellt, wie er drüber springt. Im Winter baute sein Bruder Ottmar Schanzen. Unten ein paar leere Obstkisten, darüber der Schnee, fertig. „Wie war’s? Wie war der Schnee?“, wollte der Bruder wissen. „Gut!“, antwortete der Jörgl. Das wiederum war Ansporn, gleich die nächste, noch höhere Schanze zu bauen. Und wieder hieß es: „Wie war’s? Wie war der Schnee?“ Alle sind damals gesprungen, gewonnen aber hat immer der Jörgl. Beim Thema Schanze bekommt Gundi Thoma Gänsehaut. Er erinnert sich, wie er als junger Kerl mit seinem Vater, dem Skischulleiter Ottmar, und dessen Gruppe auf Ski unterwegs war. Am Windeckkopflift oberhalb von Hinterzarten gab es eine steile Abfahrt mit großem Buckel, der auch als Schanze diente. Freunde und Cousins sprangen. Gundi nahm ein bisschen mehr Anlauf als nötig und sprang auch weiter – leider aber war der steile Auslauf zu kurz. Statt elegant kam es hart. „Mich hat’s ziemlich zusammengestaucht“, erinnert er sich. Ein paar Narben sind geblieben. Viel lieber erinnert Gundi sich an die Winterabende, wenn es jeden Moment schneien konnte. Dann drückte er seine Nase an die kalte Fensterscheibe und wartete auf die ersten Flocken. Sobald diese herabrieselten, schaute er eine Viertelstunde zu, dann hielt ihn nichts mehr und ging hinaus. Im Mai kam sein Vater manchmal noch auf die Idee, zum Baldenweger Buck zu gehen. Dort lag ja noch Schnee. „Eine Stunde hinauf, eine Minute runter“, beschreibt Gundi die Schufterei für dieses letzte Skivergnügen, ehe auf dem Feldberg der Frühling kam.
Charakterköpfe mit Fantasie
Die Leidenschaft für den Skisport zieht sich bei den Thomas durch alle Generationen. Georg und sein Neffe Dieter Thoma wurden die Überflieger. Die Brüder Franz, Georg, Ottmar und Albert Thoma begründeten gemeinsam das alpine Skizentrum in Hinterzarten, Gundi feierte als Skirennläufer Erfolge und fand mit „Ski in a Day“ sein Erfolgsrezept, um jedem in kurzer Zeit das Skifahren beizubringen. Seine Töchter Naemi und Marlene sind Skilehrerinnen geworden und nur eine Verletzung stoppte die Karriere der talentierten Slalomläuferin Marlene. Gibt es Gemeinsamkeiten, einen inneren Drang oder ist es „nur“ die Liebe zum Schnee? Gundi schwärmt von der Geschwindigkeit und dem Gefühl von Freiheit. Georg kann es sich gar nicht richtig erklären. Er fuhr Ski, weil man das halt so machte im Hochschwarzwald, wann immer man im Winter irgendwohin musste. Spaß hat er daran immer noch, keine Frage. „Jeder Thoma ist anders“, sagt Gundi. „Dein Großvater, der Skischulgründer Albert, war ganz eigen“, sinniert Georg. Albert Thoma war derjenige, der trotz Widerständen eine Langlauf-Skischule gründete, auch wenn die Leute ihn fragten, wie er für so etwas Geld verlangen könne. Man ahnt, dass dieses „Ganz-eigen“-Sein sich am besten auf zwei Latten ausleben lässt.