Überleben in der Wildnis: Schwarzwald-Style

Unser Autor hat sich für die Winter-Survival-Challenge qualifiziert. Ob das wirklich was für ihn ist?

Fotos: Olivia Junker

Was bisher geschah: Reporter nimmt für #heimat an Survival Challenge teil, gewinnt – und ist froh, dass er es geschafft und hinter sich hat. Stolz schaut er den 7-vs-Wild-mäßigen Youtube-Film über die Challenge an und lässt sich feiern. Was er bei der großen Filmpremiere aber nicht erwartet: „Ihr Gewinner habt euch für unsere XXL Winter Challenge 2023 qualifiziert!“ Er soll also nochmal ran, nur wird’s jetzt den berühmten Schwarzwald-Kittel kälter … 

„Er“, das bin eigentlich ich, und so lasse ich mir die Regeln für die neue Challenge erklären. Bis kurz vor Start ist vieles noch geheim, nur, dass es an diesem Wochenende stürmt, steht schon fest. Na, wenn das mal nicht ein gutes Zeichen ist …

Bei der Winterstaffel dürfen wir mitnehmen, was wir am Körper tragen – lange Unterwäsche, Shirt, Pulli, Hose, Handschuhe, Mütze, ein Messer, eine Stirnlampe und ein Set aus Feuerstahl und Kienspan. Nicht dabei sind Luxusgüter wie Zelt, Isomatte, Schlafsack oder sonst irgendetwas, was das Übernachten bei Temperaturen um den Gefrierpunkt erträglich machen würde. Denn da wären wir auch schon bei unseren Aufgaben: wir sollen Feuer machen, einen Unterschlupf (Shelter) bauen und als Zusatzaufgabe eine Kleintierfalle bauen, die technisch funktioniert (und wieder abgebaut wird, bevor sich ein Tier durch sie verletzen könnte).

„Damit stellen wir die realistische und potenziell lebensbedrohliche Situation nach, dass wir uns im Wald verlaufen“, sagt Survival-Pionier Dieter Junker, der mit seinem jüngsten Sohn Ben auch selbst teilnimmt. Alle drei Teams sind im Nordracher Wald ausgesetzt worden. Um fünf Uhr abends mit verbundenen Augen, jetzt heißt es ankommen in der Natur.

Wir bauen uns ein Shelter

Matteo und ich schauen uns jetzt um. Hier hat es offenes Land, ein kleines Wäldchen, lichten Wald und dazwischen ein paar kleinere gefällte Bäume. Zwischen zwei Bäumen im dichteren Bereich beginnen wir, unser Shelter hochzuziehen.

In dickere Äste als Balken haken wir Tannenreisig ein, und wer hätte es gedacht? Um halb neun steht die Hütte, und das dank Matteos Know-how mit angebauter Feuerstelle und Kamin, damit es drinnen erstens schön warm und zweitens brand- und rauchsicher wird. „Der Rest wird jetzt nur noch Bushcraft“, sage ich mir und lache – also ein gemütlicher Spaß für Waldromantiker. Wirklich?

Bushcraft ohne Feuer?

Gut, dass die Hütte steht, denn nun kommt der Schneeregen. Spätestens jetzt muss Feuer her. Auf einer alten Tomatensoßendose versuchen wir das mit Feuerstahl, Kienspan, Holz und später auch mit feuchter Birkenrinde vom Baum nebenan hinzubekommen. Mal schabt Matteo den Feuerstahl halb durch, dann wieder ich für eine Dreiviertelstunde am Stück. Es flammt immer wieder auf und ich fühle mich wie der erste Mensch. Matteo sich sicher auch, oder wie Prometheus, der das Feuer brachte. 

Aber dann: Es geht wieder aus. Wieder Dunkel, Stille und der Qualm von nassem Holz, das nicht will. „Das Holz hat komplett nicht gebrannt, gar nichts“, sagt Matteo. Unser Fehler: Wir setzen bei der Nässe auf dünnes Holz, das schneller trocknen soll, und übersehen dabei, dass das Kernholz mitten in den dicken Ästen am trockensten wäre.

Plötzlich ist halb ein Uhr nachts und wir haben immer noch kein Feuer. Selbst in unserem Shelter hat es jetzt null Grad und der Boden ist feucht. Matteo schläft, ich mache weiter – aus Angst und vor Kälte.

Was dann folgt, habe ich auf Video festgehalten. „Es ist jetzt Viertel vor zwei und wir haben immer noch kein Feuer hinbekommen“, sage ich da. „Ich laufe jetzt nur noch draußen hin und her, weil meine Füße sind eingefroren. Ich kann nicht schlafen auf dem nassen Boden, sondern zittere nur. Matteo liegt drin, zittert, aber schläft. Ich warte auf die nächste Patrouille. Ich weiß nicht, was ich ohne Feuer schaffen kann. Und auch bei ihm müssen sie die Temperatur messen. Ehrlich gesagt denke ich fast, es wäre besser, sich mitnehmen zu lassen, wenn sie kommen.“ So klingt Aufgeben auf Mach-ich-nich-so-gern. Nur tröstlich, dass es sogar Survival-Dieter und seinem jüngsten Sohn Ben beinahe genauso ging. Das Feuer kam bei ihnen in letzter Minute. 

Harter Wettbewerb! Am Ende gewinnt ihn Lukas Lehmann aus Nordrach, der Orientierungssieger vom Sommer 2022. Der Mann überlebt in jedem Wald: In seinem Shelter drinnen hatte es 19 Grad bei Minusgraden draußen!

Was ich mitgenommen habe? Die Regel „Feuer first“, die Einsicht, dass (gesund) survivaln auch bedeuten kann, rechtzeitig zu gehen, und einen Streifen Erde an der Hand, der trotz Duschen allen Ernstes tagelang blieb.

Mitmachen!

Olivia und ihrem Team um Vater und Survival-Pionier Dieter Junker fällt jedes Jahr eine neue Herausforderung ein. Unter der folgenden Adresse gibt’s weitere Infos und Eindrücke sowie die Möglichkeit, sich dafür anzumelden: www.spirit-home.com

#heimat Schwarzwald Ausgabe 41 (6/2023)

Draußen herrscht Schmuddelwetter, drinnen herbstliche Gemütlichkeit. Was da nicht fehlen darf? Der richtige Lesestoff! Das sechste #heimat-Magazin des Jahres kommt also wie gerufen! In der letzten Ausgabe für 2023 liefern wir Euch jede Menge Wohlfühl-Themen, darunter die schönsten Weihnachtsmärkte, leckere Glühwein- und Plätzchenrezepte, Schwarzwald-Curling, Weihnachtsbäume mit flauschiger Überraschung und vieles mehr. Außerdem haben wir wieder mit interessanten Schwarzwälder Charakteren gesprochen, darunter auch ein waschechter Promi: Fritz Keller! Reinlesen lohnt sich!

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