Durch die Blume

Unser Tester hat nach Jahren sein altes Stammlokal wiederentdeckt – und ist froh, dass manche Dinge auch im Laufe der Jahre einfach so bleiben wie sie sind. So wie in der Blume in Lierbach …

Text: Daniel Bachmann · Fotos: Jasmin Fehninger

Als ich vor einigen Jahren an der Oppenauer Steige wohnte, gehörte die Blume im darunter liegenden Lierbachtal zu meinen Lieblingsadressen. Ich war dort Stammgast – und Stammgast in einem Landgasthaus wird man bloß, wenn der Wohlfühlfaktor hoch und das Essen gut ist. Beides war der Fall, und so wurde die Blume mein zweites Wohnzimmer. Daher war ich schon ein wenig aufgeregt, als ich nun nach langer Zeit von der Schwarzwaldhochstraße über Allerheiligen ins Lierbachtal fuhr. Lässt sich eine alte Liebe auffrischen? Oder hat sie Rost angesetzt? Als moralische Verstärkung begleitete mich ein kulinarisch versierter Freund – nur zur Sicherheit, für den Fall, dass eine wieder entflammte Liebe mir die Sinne trüben sollte …

Alte Liebe, alte Tugenden

Am Eingang erwartete uns dasselbe Schild wie damals: „Ab hier bitte lächeln“. Die Blume ist ein Landgasthof, wie es sie früher häufig gab und sie heute selten sind. Die Gaststube ist geräumig und behaglich eingerichtet, aber nicht auf Teufel komm raus auf „wir sind ja so was von gemütlich“ dekoriert. Alles hat seinen Platz, auch die seitlich aufgebaute Salattheke. Das Geschirr ist geschmackvoll, das Besteck frisch poliertes Tafelsilber. Es ist so, wie man es sich zu Hause wünscht, sollten mal 50, 60 Gäste vorbeischauen. Nur hat man dann nicht Karin Doll in der Küche und ihre Mutter Rita im Service … 

Daher gibt's die Blume. Auf der Speisekarte finden wir badische Küche, vom Zwiebelrostbraten über gepökelte Rinderzunge und heimisches Wild bis zum Vesper mit dem Klassiker Restaurationsbrot. Man legt Wert darauf, dass alle Produkte aus der Gegend stammen: Das Wild von Jägern im Tal, die Forellen aus dem Harmersbachtal, die Pfifferlinge aus den Wäldern rund um den Lierbach, der Wein aus Oberkirch und Sasbachwalden, das Bier aus Alpirsbach, der Digestif aus Oppenau. Regionaler geht’s kaum. 

Ab in die Pilze!

Ich wähle frische Pfifferlinge an Zwiebeln und Speck gebraten mit einem Sommersalat und danach Sauerbraten aus der Hirschkeule mit Nudeln und Kartoffelklößen. Mein Begleiter entscheidet sich für die Pfifferlingrahmsuppe und eine Schwarzwaldforelle. Diese gibt es in den Variationen Blau, Müllerin, in Mandelbutter oder an einer Rieslingsoße – allesamt Hausklassiker.  

Das Lächeln kommt von selbst

Wir haben uns an diesem Abend einiges zu erzählen, daher geht fast ein bisschen unter, dass an die Rahmsuppe etwas zu viel Salz geraten ist, während meine Pfifferlinge zu wenig abbekommen haben. Zumindest bei mir lässt sich das leicht beheben. Dafür ist mein Sauerbraten perfekt: zart, saftig, der Grad der Säure gerade richtig. Die Nudeln sind ein Gedicht. Mein Gegenüber, ein Fischkenner, ist mit seiner Forelle im Rieslingsößle ebenfalls glücklich. Das Filet ist noch leicht glasig und braucht kein Messer, um es zu lösen. Perfekt!
Inzwischen ist die Gaststube auch gut gefüllt, was an einem Montag beileibe nicht überall der Fall ist. Auch das spricht für die Beliebtheit der Blume. Da wir einen längeren Heimweg über Schwarzwaldberge und durch Schwarzwaldtäler antreten müssen, verzichten wir auf den Digestif. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, in der Blume zu übernachten. Karin und Rita Doll bieten mehrere geschmackvolle Zimmer an. 

Ich bin jedenfalls froh, dass meine alte Liebe nicht eingerostet ist. Und so denke ich an der Tür, was ich schon zu Zeiten dachte, als das Gasthaus noch mein zweites Wohnzimmer war: Das Schild „Ab hier bitte lächeln“ braucht es nicht. Denn das Lächeln stellt sich in der Blume ganz von selbst ein …  

3,5 von 5 Zapfen für die Blume in Oppenau

Wie es unserem Autor und Restauranttester Daniel Bachmann in Oppenau geschmeckt hat? So sieht seine Bewertung im Detail aus:

Geschmack

Wie hat das Essen geschmeckt?

Preiswürdigkeit

Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis?

Speisekarte

Wie ist die Auswahl der Speisen?

Getränkekarte

Wie ist die Auswahl der Getränke?

Innovationsgrad

Gab es Neues oder Überraschendes?

Ökologie

Wie viel Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt?

Besonderheit

Wie einzigartig ist das Essen und/oder die Location?

Ambiente & Aufenthaltsqualität

Sitzkomfort, Stimmung, Licht, Dekoration, Sauberkeit, Toiletten?

Service

Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft?

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