Moderne Küche macht alten Charme

Ein Haus, das viele großartige Köche in der Region inspiriert hat – aber wie schmeckt's da eigentlich?

Text: Ulf Tietge

Endingen an sich ist ja schon eine Reise wert. Auch wenn heute nicht an einen sommerlichen Abend auf der Terrasse zu denken ist – denn es ist a) Winter und b) saukalt – aber wie zum Ausgleich ist die Stadt festlich illuminiert und empfängt hungrige Tagesgäste mit herrlicher Ruhe.

Die Bar sagt Hallo – aber wie!

Unser Ziel: Thomas Merkles Pfarrwirtschaft. Die gutbürgerliche Alternative zum Gourmet-Restaurant nebenan. Ein Haus, das viele großartige Köche in der Region inspiriert hat. Daniel Fehrenbacher zum Beispiel, der mit seiner legeren Gastwirtschaft auch eine tolle Alternative zum Sterne-Essen anbietet.

Jetzt aber: die Karte! Und die erste Überraschung. Eine ganze Seite mit Cocktails zum Aperitif. Mal mit, mal ohne Stoff, stets aber mit Idee und Witz. Wie wäre es mit Winterschorle? Bischoffinger Weißherbst, Tonic, Orange, Zimt und Sternanis für 7,50 Euro? Ein Zero Gin Gin mit Tonic für 12 Euro oder doch lieber Himbi Bimbi mit Himbeermark, Zitrone und Ginger Beer für 8,50 Euro?

Derweil gehen wir auf die Suche nach fester Nahrung. Die MC Merkle Burger sehen sehr gut aus, die gerade an uns vorbei getragen werden. 17 Euro. Kein Schnäppchen, aber optisch absolut nachvollziehbar. Die Tagesempfehlung heute sind hausgemachte Nudeln mit Trüffeln, der Service empfiehlt den Feldsalat und zur Jahreszeit würde auch die Ente à L’Orange (32 Euro) gut passen. Unsere Wahl aber fällt auf geschmorte Rinderbäckle mit Kartoffel-Kräuter-Stampf (für 30 Euro) und eine Portion Wiener Schnitzel (29,50 Euro) mit Bommfritt (heißt hier so) und Preiselbeeren, vorweg der empfohlene Feldsalat.

Was auffällt: Man sitzt unglaublich gut. Es riecht hier gut, es sieht gut aus und der Poppes freut sich über eine gut gepolsterte Bank. Wir haben mehr als genug Platz, es läuft ein bisschen Lounge-Musik im Hintergrund und überhaupt: die Akustik ist optimal. Die Decke dürfte des Rätsels Lösung sein – und unter uns: Nach zehn Stunden Vollgas mit Konfetti ist gedämpfte Ruhe wirklich eine Wohltat.

Was nach sehr kurzer Wartezeit kommt, ist fast schon eine Hauptspeise. Es gibt hausgemachtes Brot (leider ohne Butter), dazu zwei große Schüsseln Feldsalat. Eine Spur mehr Dressing wäre nicht schlecht – einfach weil die Kombi mit den karamellisierten Haselnüssen superlecker ist. Croutons gibt’s mehr als reichlich, Speck ebenfalls. Lecker, aber mächtig!

Und jetzt: Der Hauptgang!

Geschmacklich überzeugen auch die Hauptgänge auf ganzer Linie. Die Rinderbacke ist auch von der Konsistenz her grandios, der Teller dagegen optisch eher rustikal angerichtet. Nichts für Instagram, aber gut fürs Gemüt. Ein Seelenwärmer. Das Wiener Schnitzel überzeugt ebenfalls mit inneren Werten. Sprich: klein und fein. Das Kalbfleisch ist eben wirklich Kalbfleisch und nicht nur papierdünn, sondern sehr schön saftig. Topp!

Die Panierung dagegen bebbt am Fleisch, in Wien gäbe das Abzüge in der B-Note, dafür ist der Geschmack wundervoll buttrig. Die Bommfritt dazu sind – trotz Energiekrise – sehr knusprig ausgebacken. Lecker, aber nicht umwerfend. Mayo zu den Pommes gibt’s auf Nachfrage, aber ich fürchte: nicht hausgemacht. Unter uns: ein paar Tröpfchen Rahmsauce oder ein bisschen Gemüse hätte ich auch nicht schlecht gefunden, aber das nur am Rande.

Noch was Leichtes auf die Nacht? Da hat die Karte nicht nur Desserts zu bieten, sondern noch mehr kreative Gin-Tonic-Ideen: Vielleicht noch einen Lederhosen-Gin mit Weißbier, Apfelsaft und Holunderblütensirup?

Merkles Pfarrwirtschaft

Moderne, regionale Küche. Tolle Location.
www.merkles-restaurant.de/pfarrwirtschaft/
Telefon: 0 76 42 / 92 43 11
Anfahrt: Hauptstraße 2, Endingen
Geöffnet: Mittwoch – Sonntag

#heimat Schwarzwald Ausgabe 36 (1/2023)

Seid ihr auch schon im Fasnachtsfieber? Wir freuen uns wie Bolle, dass dieses Jahr endlich wieder richtig gefeiert werden kann – und haben uns deshalb für die neue Ausgabe der #heimat schon mal in Schale geworfen. Wie es dabei zuging, seht ihr hier! Und wie ihr bei unserer großen Fasnachtsaktion „Narr der Woche“ mitmachen könnt, erfahrt ihr ab Donnerstag – dann gibt’s die neue #heimat überall am Kiosk. Narri narro!

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