Mit großen Flügeln

Familientradition trifft auf feinste Küche mit dem gewissen Etwas. Auch im Elsass ist das Restaurant längst kein Geheimtipp mehr

Was macht einen sehr guten Gasthof aus? Für unseren Testesser sind das ein starker Service und ein leckeres Essen, bei dem am Ende vielleicht sogar der Bauch leicht spannt. Hohe Ansprüche. Aber wer Adler heißt, muss schließlich liefern …  

Seit fünf Generationen ist der Adler in Neuenburg in Familienbesitz. Beate Meyer-Saurer wirkt wie eine umsichtige Gastgeberin. Als wir eintreten, sitzt sie am Tisch mit Gästen aus dem Elsass und hat ein dickes Buchungsbuch vor sich – schließlich bietet der Adler auch zwölf komfortable Zimmer. Vor uns stehen einige Männer mit Koffern, dazu drängt scheinbar ein ganzer Familienclan in die gute Stube und jetzt kommen auch wir noch auf Durchreise vorbei. Anderswo kann da Hektik ausbrechen – hier nicht! 

Wie ist der Adler eingerichtet? Wir einigen uns auf funktional bis rustikal: hell und freundlich, mit wenig optischen Ablenkungen, sodass wir uns ganz auf die Speisekarte konzentrieren können. Hier fällt mir die Rubrik Handwerk ins Auge: Es gibt tatsächlich ein Angebot für Handwerker; und ich hätte auch nichts dagegen, ein Knoblauch-Hähnchen zu vertilgen. Die Speisekarte ist auf Deutsch und Französisch verfasst, weil vor allem zum Mittagstisch viele Gäste aus dem Elsass herüberkommen. 

Nehme ich also ein Jarrett d’agneau braisé, ein geschmortes Lammhäxle? Nein. Wir entscheiden uns zur Vorspeise für ein Rote-Bete-Carpaccio und für gebratenen Pulpo – und das ist eine gute Entscheidung. Der Pulpo wird mit Chorizo serviert, der würzigen spanischen Paprikawurst. Chili und Fenchel verhelfen ihm zu einem nicht alltäglichen Geschmackserlebnis. Aromen von gebratenem Chicorée runden das Ganze ab – übrigens eine Zubereitungsart, die meiner Meinung nach das Beste aus der bitteren Staude holt. 

Wir kommen wieder!

Mein Carpaccio macht glücklich. Die hauchdünnen Rote-Bete-Scheiben wurden mit Hirschschinken auf einer dunklen Schieferplatte angerichtet und damit zum echten Hingucker. Zum Hauptgang nehmen wir Wildschweinwürste mit Kartoffelpüree und Sauerkraut sowie geschmortes Kalbsbäckchen mit Kürbispüree, Blattspinat und Butterspätzle. 

Küchenchef Frank Lenhart schwört mit dem früheren Chefkoch Alain Cheron und einem siebenköpfigen Küchenteam auf frische saisonale Gerichte, und das schmeckt man: Auch beim Dessert, zu dem ich mir lauwarme Birnenküchlein gönne – ein Gedicht! 

Getrunken haben wir einen perligen Cremant, Gutedel aus dem Fass und einen Rioja Ley Reserva, ausgebaut im amerikanischen Eichenfass. Lecker! Schade, dass das Auto draußen wartet und wir deshalb aufs Kirschwasser verzichten müssen. Aber macht nix: Wenn wir das nächste Mal auf Durchreise sind, kommen wir gerne wieder in den Adler! Haben wir dann noch einen Wunsch offen? Ja! Durch die Zwischentür zum benachbarten Chalet zieht kalte Luft ins Restaurant – was dem aufmerksamen Service aber nicht entgeht. Das war’s schon. Der Rest ist reine Freude. 

Hotel-Restaurant Gasthof Adler (€€€)

Gute regionale und saisonale Küche
www.adler-neuenburg.de
Telefon: 0 76 31 / 72 12 0
Anfahrt: Breisacher Straße 20 · Neuenburg am Rhein
Geöffnet: Mittwoch–Sonntag

#heimat Schwarzwald Ausgabe 36 (1/2023)

Seid ihr auch schon im Fasnachtsfieber? Wir freuen uns wie Bolle, dass dieses Jahr endlich wieder richtig gefeiert werden kann – und haben uns deshalb für die neue Ausgabe der #heimat schon mal in Schale geworfen. Wie es dabei zuging, seht ihr hier! Und wie ihr bei unserer großen Fasnachtsaktion „Narr der Woche“ mitmachen könnt, erfahrt ihr ab Donnerstag – dann gibt’s die neue #heimat überall am Kiosk. Narri narro!

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