Jesus for future: Frohes Fest!

Als Kind packte unser Kolumnist an Weihnachten Plastikspielzeug aus kunststoffbeschichtetem Geschenkpapier aus. Heute fragt er sich: Soll ich meinen Kindern statt Duplo lieber Holzklötze schenken? Statt Schäufele Ratatouille servieren? Oder darf man sich zu Weihnachten mal was ohne schlechtes Gewissen gönnen?

Text: Stephan Fuhrer

Früher war mehr Lametta. Ich erinnere mich an Bescherungen, da glitzerten bei uns zu Hause die metallbeschichteten Fetzen im Kerzenlicht nur so um die Wette. Ach was, Kerzen! Im Tannenbaum hingen so viele Lichterketten, dass die Tapeten drumherum schon neon-grün schimmerten …

Dazu Papas grelle Scheinwerfer, um die Szenerie für die VHS-Heimkamera auszuleuchten. Hach, was war das schön, als mein Bruder und ich schließlich mit zugekniffenen Augen zur Tat schritten und bergeweise Plastikspielzeug aus kunststoffbeschichtetem Geschenkpapier kramen duften! Auch die Besitzer der Elektrizitätswerke strahlten an jenen Tagen – mindestens genauso wie deren angeschlossene Atommeiler …

Für die Generation Greta muss das heute wie blanker Hohn klingen. Allein: Unsere Eltern wussten es damals nicht besser. Sie kannten noch keine Bilder von an Plastik verendeten Schildkröten. Und ein Winter war auch noch Winter. Gut: Dass Kühe pupsen, dass wussten sie sicherlich. Dass dadurch aber eines Tages einmal in Furtwangen Palmen wachsen – wer hätte das ahnen können?

Für mich sind diese Erinnerungen jedenfalls Anlass genug, mir selbst auch mal die Frage zu stellen: Ist unser eigenes Weihnachtsfest eigentlich nachhaltig? Reicht es schon, statt beschichtetem halt recycelbares Geschenkpapier zu nehmen? Statt chinesischen Lichterketten Bienenwachskerzen? Statt Duplo Holzklötze? Statt Schäufele Ratatouille? Und was ist eigentlich mit den Geschenken, die der nette DHL-Bote gerade noch rechtzeitig am Heiligmorgen an die Haustür bringt?

Bei manchen Fragen ist die Antwort einfach, bei anderen nicht. Was, wenn das Kind sich sehnlichst eine Duplo-Eisenbahn wünscht? Und sollten wir uns nicht gerade an solch hohen Feiertagen auch einmal etwas ohne schlechtes Gewissen gönnen dürfen?

Es ist sicherlich wie mit allem: Die Dosis macht das Gift. Und verkrampfen bringt nichts. Wenn man nachhaltige Geschenke googelt, kommt übrigens auch nicht viel rum. Eine vegane Geldbörse oder ein Bio-Meditationskissen Lotus werden die Welt sicherlich nicht retten …

Sowas hätten nicht mal Maria und Josef im Stall zu Bethlehem gebrauchen können. Und die hatten ja bekanntlich nichts. Ein bisschen Wärme und Zuspruch hätten es schon getan – und genau darum geht es ja eigentlich in diesen Tagen. In diesem Sinne: Frohes Fest!

#heimat Schwarzwald Ausgabe 17 (4/2019)

Die deutsche Weinkönigin Angelina gibt uns die Ehre, wir kochen Weihnachtsgeschenke selber und genießen Baiersbronn.

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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