Jochi grinst nur. Er spricht nicht über seine Zeit als Soldat, lieber bindet er zärtlich den beiden Maispoularden vor ihm die Flügel an die Rippen. „Das ist wichtig, damit die Vögel gleichmäßig über dem Feuer garen“, sagt er und rammt zwei Stecken in den Boden. Draht drantüddeln, Broiler baumeln lassen und sich Zeit lassen.
„Das mit den Outdoor-Kochevents war anfangs nur eine Bieridee“, sagt Tim. „Wir haben uns einfach gegenseitig inspiriert, was man am Lagerfeuer alles machen könnte: Entrecote vom Buchenscheit. Bannock-Brot. Ochsenbäckle aus dem Dutch Oven oder Lagerfeuer-Karamell aus der Konservendose.“
Aus der Bieridee und ein paar Versuchen mit Freunden ist ein Start-up geworden. Tim und seine Freunde feuern für Firmen an, grillen für Vereine und organisieren Lagerfeuerkochkurse für Hobbyköche. Großer Genuss mit einfachsten Mitteln. Eine herrliche Idee. Aber schmeckt das auch?
Oh ja! Wir beginnen mit gerösteten Bauernbrotscheiben und Frischkäse. „Unser badisches Bruschetta“, sagt Jochi. Frischkäse und Kräuter, Nussöl und ein bisschen Knoblauch – ganz einfach. Aber sehr lecker.
Mit Lachs vom Brett geht es weiter. Den Fisch filetieren wir, reiben ihn mit Gewürzen ein und schnallen ihn mit Flügelmuttern an zwei dicke Bohlen. „Anfangs haben wir den Fisch einfach aufs Brett genagelt. Wenn man darauf achtet, dass man keine verzinkten Nägel nimmt, geht das auch.“ Die Bohlen mit dem Fisch kommen nicht übers Feuer, sondern aufrecht an den Rand. Die dicke Seite nach unten, damit alles gleichmäßig gar wird. Das Holzfeuer aus Buchenscheiten und alten Obstbaumästen schenkt dem Lachs eine schöne Rauchnote. Nur: Wie weiß man jetzt, dass er auch fertig ist? „Ganz einfach“, sagt Heiko und zieht ein Grillthermometer aus der Tasche. „Bei etwas über 50 Grad ist der Lachs noch schön glasig innen. Wer den Fisch stärker durchgegart haben möchte, geht bis 60 Grad. Comprende?“ Weiter geht es mit Bannock-Brot aus der Feuerschale und wir lernen, wie wichtig es ist, die Teigfladen von sich weg ins heiße Öl gleiten zu lassen …
Dazu lassen wir uns ein Entrecote schmecken. Nicht vom Grillrost oder vom heißen Stein – sondern einfach vom rot glühenden Buchenscheit. Drauflegen, nach 20 Sekunden umdrehen, noch mal umdrehen und fertig. „Unser Superfood vom Steinzeit-Beefer“, sagt Tim und grinst. „Aktivkohle soll ja gut für den Körper sein. Wichtig ist bloß, dass man das nur mit Buche macht. Nadelholz ist viel zu harzig.“
Während wir uns durch die ersten Gänge futtern, schmurgeln die Ochsenbäckchen mit Wurzelgemüse im Dutch Oven. Modell: Petromax, 10 Liter. Der gusseiserne Topf war früher auf jedem Planwagen und in jedem John-Wayne-Film dabei. „Das war der Topf der Siedler und Trecker“, sagt Tim. „Mit dem Dutch Oven kannst du alles machen. Das Ding ist Kochtopf für Suppe oder Chili con Carne, dient als Backofen für Brot und taugt notfalls auch als Pfanne für ein paar Eier.“ Entscheidend ist, wie man dem Dutch Oven Feuer macht. Für unser Schmorgericht haben wir den Topf auf einen Ring glühende Kohlen gesetzt und einen weiteren Ring Kohlen auf dem Deckel verteilt. Ober- und Unterhitze. Das kann am Ende nur gut werden …
Gleich neben dem gusseisernen Alleskönner haben wir ein Spanferkel über Feuer geschnallt. Die Haut haben wir mit einem Teppichmesser eingeritzt (dadurch verletzt man das Muskelfleisch darunter nicht) und dann das Schwein sorgfältig mit Salz und Gewürzen eingerieben. Vom Teppichmesser-Peeling sieht unsere Sau aus, als hätten wir sie ausgepeitscht – nur so aber kriegen wir die Gewürze ans Fleisch und die Schwarte in dünnen Streifen schön knusprig. Gute zwei Stunden braucht die Sau – aber so lange mag Petrus nicht mehr warten.
Denn plötzlich schüttet es wie aus Eimern. Unser großes Pavillonzelt stellen wir ratzfatz übers Feuer. Man muss Prioritäten setzen. Das Spanferkel einfach absaufen lassen – undenkbar. Und der Boden überm Hangi darf bitte auch nicht zu nass werden. Also trotzen wir dem Regen. Ohne Zelt, aber dafür mit heißem Kaffee aus der Blechkanne vom Lagerfeuer.
Als es dämmert, hört der Regen auf und die Stimmung steigt. Das Spanferkel ist fantastisch geworden. Außen knusprig, innen saftig. „Entscheidend ist, wie man das Schwein an sein Grillgestell bindet“, sagt Tim. „Das Fleisch sollte überall etwa gleich dick sein.“
Nach dem Schwein brauchen wir einen Schnaps, ehe wir zum Dessert noch einen Erdbeer-Cobbler im Dutch Oven machen. Obstler. Was auch sonst, hier oben in den Kippenheimer Streuobstwiesen auf halbem Weg zwischen den Rocky Mountains und den tiefen Tälern des Urals. Wenn jetzt noch jemand eine Gitarre dabei hätte – wir könnten die ganze Nacht am Lagerfeuer sitzen bleiben …