Geschichte mit allen Sinnen

Haben Heimatmuseen Zukunft? Das Museum Geiserschmiede in Bühlertal ganz sicher. Hier gibt es viel zu gucken – und dazu Geschichte zum Draufschlagen

Fotos: Dimitri Dell

In der Geiserschmiede sieht man sie vor sich: die Sträßler, die Schmiede und Müller, die Obstbäuerinnen, die Waschfrauen und Bäckerinnen. Fast kann man ihnen in die Augen schauen – und auf jeden Fall fragen: „Wie war das?“

Antworten gibt es in den zehn Räumen der Daueraustellung „Bühlertal im Wandel der Zeit“ und quer durch Schmiede und Garten. Wir begegnen den Sträßlern im Waldraum. Sie sind Straßenbauarbeiter. Schon im 18. Jahrhundert haben sie sich durch den Berg gekämpft, die Straßen im Bühlertal geebnet. Häufig kamen sie aus Italien. Mit einer Feldschmiede war der Schmied als Werkzeugmacher dabei. Genauso im Wald. Das Leben der Waldarbeiter liegt nur ein paar Schritte entfernt gegenüber. Neun Sägewerke gab es einst im Bühlertal. Unter dem Modell eines Sägegatters sind die Zeugnisse auf palettenförmigen Schubladen wie liegen geblieben. Etwa der Vertrag über die Arbeitszeiten: 14 Stunden schwitzen – von zwölf Uhr mittags bis zwei Uhr nachts. Harte Zeiten, eine deftige Mahlzeit tat daher gut und der Rundgang beginnt mit ihr: Am Platz der historischen Küche steht der Topf noch auf dem Herd. Der Sauerkrautgeruch ist darin eingefangen – mit allen Sinnen tauchen wir in die Geschichte ein. „Genau das ist das Ziel“, sagt Museumsleiterin Ina Stirm. Modern aufbereitet und erklärt bieten sich die historischen Exponate an: Ein Telefon klingelt – nur rangehen: Das Krankenhaus Bühlertal ist an der Leitung – alles gut auf der Geburtsstation. Einmal auf den Polstersessel setzen – ist das Sepp Geiser, der hier über die Hausgeschichte zu erzählen beginnt?

Auf dem Multitouch-Tisch in der Ausstellung geht es um die Geschichte des Bühlertals. Bei Fotopuzzle oder Dialektvokabelquiz darf gerätselt werden. Dort taucht auch zum ersten Mal die Grawachs auf – schriftsprachlich Grabaxt. Kennt Ihr nicht? Nicht schlimm. Das Werkzeug wurde in der Geiserschmiede hergestellt, im Museum lernt Ihr das landwirtschaftliche Gerät kennen – Vokabeln zum Anfassen. 

Für Einheimische ist das Kino mit seinen Filmdokumenten aus den Jahrzehnten zentraler Treffpunkt. „Die Menschen erinnern sich hier und rätseln: Wo war das, was steht hier heute?“, berichtet Ina Stirm.

Ein bisschen staubig wird’s am Ende für uns dann doch: auf dem Dachboden, auf dem unter einer Abdeckung ein Karren voll Werkzeug ruht, ehe es dann für den Autor in die Schmiede geht …

Mittendrin

Im Museum Geiserschmiede ist man mittendrin in der Geschichte. Der letzte Schmied war Sepp Geiser. Seine Vorfahren haben die Schmiede geführt, die Karl Lohe 1890 aus der Mahlmühle gemacht hatte. Überall lauern Details der Haus- und Familienhistorie. Das Museum hat jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet, in den Sommerferien ist geschlossen. Der Eintritt ist frei. Führungen mit und ohne Schmiedevorführung oder -kurs sind auf Anmeldung möglich (ab 50 Euro). 

museum-geiserschmiede.de

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