Bodenlose Freiheit: Ziplining im Schwarzwald

Man nehme den Schwarzwald, ein paar Stahlseile und all seinen Mut zusammen –
und erlebt sich selbst noch mal ganz neu …

Fotos: Dimitri Dell

Mächtige Tannen säumen ein Sträßchen, der kleine Heubach gluckst und gurgelt sich ins Tal. Postkarte pur! Plötzlich aber ertönt über unseren Köpfen ein sirenenartiges Sirren und ein langgezogener Schrei. Panik oder Jubel?  Jannec Labecq grinst: „Das liebe ich“, meint der Guide der Hirschgrund Zipline Area in Schiltach. „Das ist Emotion pur!“ Wir aber fragen uns: Welche Emotionen sind es denn?

Checken, Training, Party: Seilrutsche im Schwarzwald

Bevor wir das herausfinden, gibt’s erst mal einen Check-up. Das ist wichtig, ehe wir uns gleich auf dieser Seilrutsche – denn für nichts anderes steht das Wort Zipline – über Tannenwipfel hinab ins Tal stürzen. Ob wir was an den Hüften, den Knien oder am Herz-Kreislauf-System haben? Nö. Grundkondition und Durchschnittsfitness vorhanden? Doppeltes Ja. Also: Rein in das Gurtsystem – das Verheddern ist im Preis inbegriffen –, Rucksack mit Wasserflasche und Walkie-Talkie auf den Rücken, Schutzhelm auf und ab zur ultimativen Adrenalin-Party! 

Denkste: „Erst mal macht ihr euch mit dem Material und dem Feeling vertraut“, erklärt Jannec und zeigt auf zwei kleine Übungsbahnen. Das Ein- und Aushaken, das Abstoßen und Ankommen will geübt sein. „Wenn euch irgendwie schlecht wird, sagt Bescheid!“, sagt Jannec, als er an der Line im Tannengrün verschwindet. Der Guide ist immer der Erste. Er muss die Ankommenden in Empfang nehmen und gibt per Walkie-Talkie das „Go!“ für die Wartenden.  

Jetzt kommt das Adrenalin 

Allerdings: Nur fliegen ist nicht. Es ist eine richtige Tour von Line zu Line, wir überwinden einige Höhenmeter, zum Teil auf herrlich verwunschenen, steilen Pfaden. Zwischendrin bleibt genug Zeit, um diese unglaubliche Landschaft in sich aufzunehmen und innezuhalten. Und sei es nur, um mal Luft zu holen …

„Ein Freund meines Vaters hat uns auf die Idee gebracht, der hat in Costa Rica mal eine Zipline besucht“, erzählt Jannec auf dem Weg zur Kimmigbergbahn. „Wir haben dann klein angefangen, mit zwei Bahnen, so zum Spaß.“ Die Idee kam gut an, 2010 wurde dann im großen Stil geplant und 2012 die Area eröffnet. 

So. „Bereit für 310 Meter Flug über den Schwarzwald?“, grinst er. Klar – schließlich haben wir ja auch die kleineren Bahnen gemeistert und wollen mehr: mehr Höhe, mehr Reichweite, mehr Adrenalin! Ein Sirren der Rolle auf dem Seil, ein „Yiiehaa“ von Jannec und keine 20 Sekunden später sein „Go!“. Ich bin dran. Einhaken, Abstoßen, Sirren. Kein Schrei. Ich kann nicht. Über mir die Sonne, unter mir die Tannen, in mir ein unglaubliches Gefühl von Freiheit und Schwerelosigkeit. Von überbordender Lebenslust …