Ziegenkäse im Elsass: unser Geheimtipp!

Es gibt Straßburg und es gibt die Elsässer Weinstraße mit ihren schnuckeligen Dörfern. Krumme Gassen, stille Winkel, Fachwerk, Brunnen und Blumen zaubern ein wunderschönes Bild der Region. Bonjour und Salli bisamme! Von irgendwoher weht der Duft von Flammkuchen. Und dann gibt es noch das unbekannte Elsass, jenseits der Touristenströme. Das kleine Nordheim bei Marlenheim ist so ein Fall. Dorthin zieht es etwa die Liebhaber von gutem Ziegenkäse. Über dem Winzerdorf liegt der Sonnenberg mit der Ziegenfarm. Deren Chef, Jean-Pierre Fend, stellt sich uns lachend als der Hans-Peter vor.

Lust auf Cabri?

Fend ist ein Macher – das spürt man schon am Händedruck – und gleichzeitig eine feine Seele. Warum heißt die Farm Ferme Cabri (Ziege heißt chèvre, cabri ist ein Zicklein)? „Es hört sich poetischer an“, sagt der Landwirt. Wie ein Gedicht zeigt sich auch der Sonnenberg, der seinem Namen alle Ehre macht. Picknickwiese, Spielplatz, Nussbäume, Reben und ein paar zottlige Ziegen im Gatter sind Idylle pur. Die Sicht auf Straßburg und den Schwarzwald ist super.

Jean-Pierre Fend stammt aus einer Winzer- und Bauernfamilie. Und wie so viele Elsässer ist er ein verhinderter Historiker. „Vor der Reblausplage (circa 1912) war Nordheim die zweitgrößte Weingemeinde des Departements“, erzählt er. Doch das ist eben schon eine Weile her …

1000 Liter Milch in der Pipeline

Jean-Pierre Fend geht voran in den Stall, der in mehrere Gatter unterteilt ist. 580 Ziegen hat er, 400 davon geben Milch. Gerade sind ein paar Zicklein auf die Welt gekommen. Die Tiere werden morgens und abends gemolken. 1000 Liter Milch kommen täglich zusammen, die über eine Pipeline in die Käserei nebenan geleitet werden. Dann berichtet Hans-Peter vom Futter, dem Einfluss des Lichts und wie lange die Zicklein bei der Mutter bleiben. Einige der jungen und alten Alpine-Chamoisée-Ziegen interessiert das auch. Die einen forsch, die anderen schüchtern, staksen sie mit ihren dünnen Beinchen ans Gatter heran. Die Hälse werden lang und länger, die Augen groß und größer. Sofort beginnt das große Meckern. Was wird jetzt wieder über uns erzählt? Natürlich nur Gutes! Fends Ziegenkäse sind im ganzen Elsass bekannt. Der bekannteste und beliebteste Käse ist die mild schmeckende Bûchete, die so heißt, weil sie von der Form an ein Holzscheit (frz. bûchette) erinnert.

Seinen Ruf als einer der besten Ziegenkäseproduzenten hat sich Jean-Pierre Fend hart erkämpft. Als er sich 1974 mit 21 Jahren selbstständig machte, dachte noch keiner an Direktvermarktung. Er aber schon. Sein Vater arbeitete mit Händlern, die die Preise machten. Er erinnert sich an den Spruch eines Kollegen des Vaters. „Lass die Bauern nicht denken, lass sie arbeiten, die wollen abends müde sein.“ Als er das hörte, machte es klick. Trotz einiger Rückschläge – einmal ist ihm das Restaurant abgebrannt – ist er wie ein Boxer immer wieder aufgestanden und Produzent und Händler in eigener Sache geblieben. Seine Unabhängigkeit ist es ihm wert.

Mit der Ziege gut im Geschäft

Neben den Stallungen und dem Restaurant hat er nebenan einen kleinen Hofladen mit Käse und Wurst, aber auch Honig, Marmelade und Säften. „Jeder muss machen, was er gerne macht“, sinniert Fend beim Wurst- und Käseschneiden. In der Auslage liegen veschiedene Sorten Käse von weich bis hart, von mild bis streng. Im Sortiment ist selbstverständlich auch Nordheimer Wein, womit wir beim Thema Essen wären. Kein gutes Essen ohne guten Wein, weiß man jenseits des Rheins. Jean-Pierre Fend, der sich selbst das Kochen beigebracht hat, erzählt stolz, wie sich früher die Chefköche vom Au Crocodil, Le Cerf und Burehiesel bei ihm auf dem Sonnenberg zum Kalbskotelett trafen. Ob nun Ziege oder Kalb – Hauptsache Genuss.