#heimat Magazin-Archiv
Schwarzwalduhren im Wandel der Zeit
Es ist rund 350 Jahre her, dass man im Schwarzwald auf die Idee kam, aus unserem edlen Holz einen Zeitmesser zu bauen. Der Rest ist (Zeit-)Geschichte
Die Anfänge
1660
Spätestens um 1660 brachten Glasträger die ersten Zeitmesser in den Schwarzwald. Aus ersten Nachbauten erwuchs bald eine Industrie. Oben: eine Holzräderuhr
Astronomisch
um 1750
Die Ziffernblätter der Holzräderuhr aus dem Kloster St. Peter zeigten nicht nur die Zeit, sondern anhand der Sternenkonstellation auch die Wochentage
Zum Kuckuck!
ca. 1780
Das ist sie, die älteste dem Schwarzwald zuschreibbare Kuckucksuhr von Uhrmacher Johannes Wildi. Im 19. Jahrhundert wurde der Kuckucksmechanismus in die sonst bereits üblichen Lackschild- und Rahmenuhren eingebaut. Die Häusleuhren folgten dann später
Alleskönner
1787
Thaddäus Rinderles Erfindung der astronomisch-geografischen Uhr zeigte Sonnen- und Mondlauf, Finsternisse, die Tag-Nacht-Grenze sowie den Unterschied zwischen der wahren Sonnen- und der mittleren Uhrzeit an. Und weil der Mathematiker auch Priester war, nannte man ihn den „Uhrenpater“
Die Ur-Uhr
1850
Architekt Friedrich Eisenlohr versah die Fassade eines Bahnwärterhäuschens mit einem Ziffernblatt und gewann mit diesem Entwurf den Wettbewerb der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule. Das Urbild der heute noch als Souvenir beliebten Kuckucksuhr in Häuschenform war geboren – allerdings zu Beginn noch ohne Kuckuck
Uhren mit Klappzahlen
1854
Diese Tischuhr mit Klappzahlen nach einem Patent der Pallweber, A.G., gefertigt in Lenzkirch, erschien den Menschen präziser, denn die Zeit ließ sich genauer ablesen. Die späteren digitalen Uhren bedienten sich des Designs und auch der Technik
Für die Tasche
1860
Sehr viel seltener entstanden im Schwarzwald Taschenuhren. Das macht dieses Furtwanger Modell aus dem Hause Jess Hans Martens zu etwas ganz Besonderem
Der Klassiker
1880
Im 19. Jahrhundert war der Kuckuck in das Bahnhäusle eingezogen und eroberte so nicht nur die Region, sondern die ganze Welt. Andere Formen der Kuckucksuhren verschwanden bald schon vom Markt
Babywecker
1930
Auch kleine Uhren und Wecker entstanden im Schwarzwald. Dieses Exemplar ziert noch eine Glocke. Wenig später wurden sie eingespart. Beim Rückwandglockenwecker schellte dann das Gehäuse
Fußball!
1950
Diese Wanduhr mit Figurenautomat war sicher spätestens nach der gewonnenen WM 1954 in Bern ein Verkaufsschlager des Schonacher Uhrmachers Otto Schneider
Blumen für die Damen
1960er
Mit verschiedenen Formen, Farben und mit goldigen Blättern verziert wollte die Firma Kaiser aus Villingen die Damenwelt zum Uhrenkauf bewegen – für ein Museumsplätzchen hat’s auf jeden Fall gereicht
Solarbetrieben
1963
Dieses Modell von Kienzle aus Schwenningen setzte schon in den 1960er-Jahren auf erneuerbare Energien. Der Preis von 460 D-Mark schreckte allerdings doch einige Käufer ab
Terroristenwecker
1970
Durch die Trennmöglichkeit von Uhrwerk und Summer lies dieser Wecker sich zu einem Zeitzünder für Bomben umfunktionieren und kam bei Anschlägen von linksextremistischen Terrorgruppen zum Einsatz. Das BKA überwachte daraufhin die Verkaufsstellen
Das erste Quarzwerk
1970er
Dank Mikroelektronik konnte die Quarztechnologie in den Alltag vordringen. Die Firma Staiger aus St. Georgen stellte das erste Billigquarzwerk für den Weltmarkt vor – nur wenig später drängten die ersten Kopien aus Asien auf den Markt
Stylisch
1972
Den SABA pro nannte man auch den Sitzsack unter den Radioweckern: Ein cooles Design, integriertes Radio und die Klappzahlen machten ihn zum Kultobjekt seiner Zeit
Die Auferstehung
2005
Unter anderen dem Offenburger Künstler Stefan Strumbel ist es zu verdanken, dass die Kuckucksuhr wieder in die Wohnzimmer der Welt Einzug hielt – zunächst als Kunstwerk, später auch kommerziell in moderner Anlehnung an das klassische Bahnhäusle. Seither sind Uhren aus dem Schwarzwald wieder ein echter Verkaufsschlager
Design trifft Technik
2018
Die Uhrmacherfamilie Rombach & Haas ist auch für ihre Designuhren bekannt. Hier sitzen zwei Kuckucksvögel auf dem Dach und wippen mit jedem Schlag – das Uhrwerk ist sichtbar
Moderne Kunst
2020
So kahl und karg eine Fassade auch gestaltet sein mag: Um eine Kuckucksuhr zu kreieren, braucht man kein gebeiztes Schwarzwaldholz, findet der Frankfurter Künstler Guido Zimmermann und verwandelt moderne Wohnblocks in Uhren
Noch mehr Uhren gucken?
Deutsches Uhrenmuseum, Robert-Gerwig-Platz 1, 78120 Furtwangen, www.deutsches-uhrenmuseum.de
Stadtmuseum Schramberg, Im Schloss, Bahnhofstraße 1, 78173 Schramberg
Auto & Uhrenwelt Schramberg, Gewerbepark H.A.U. 3/5, 78713 Schramberg, www.auto-und-uhrenwelt.de
Technisches Museum d. Schmuck- und Uhrenindustrie, Bleichstr. 81, 75173 Pforzheim, www.technisches-museum.de
Uhrenindustriemuseum, Bürkstraße 39, 78054 Villingen-Schwenningen, www.uhrenindustriemuseum.de
#heimat Schwarzwald Ausgabe 19 (2/2020)
Auf Eiersuche: Wir lassen uns von den Wusslers aus Gengenbach was ins Nest legen, verputzen die Wutz und zapfen an Tannen. Zudem erzählen wir, wie (und warum) der Schwarzwald tickt und warum es sich auf jeden Fall lohnt, nach Colmar zu fahren.
#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald
In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.
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