Rulantica: Das große Planschen

Die Indoor-Wasserwelt Rulantica ist eröffnet und damit ist der Schwarzwald um ein aquamarinblaues Juwel reicher. Wir sind schon mal eingetaucht …

Text: Ulf Tietge

Auch die schönsten Bilder können einem ja nicht alles verraten. Zum Beispiel wie es klingt, wenn man das erste Mal Rulantica betritt. Wie es hier duftet. Wie sich die 32 Grad warme Luft anfühlt, wenn man zuvor dick eingemummelt durch den Schneeregen über den Parkplatz zum Eingang gelaufen ist. Jetzt also stehen wir in Badehose und Bikini vor der stärksten Brandung Badens und schauen zu, wie Menschen vor der Silhouette des Schwarzwalds in die Wellen springen. Dahinter, in Rangnakor, der Stadt auf Stelzen, stehen wagemutige Teenager mit überraschend blasser Gesichtsfarbe bei den Falltür-Rutschen an, um ihren Freunden zu beweisen: Schau her, ich trau mich das!   

„Wir sind fertig!“  

Ein paar Wochen ist es nun her, dass Rulantica Ende November offiziell eröffnet worden ist. Mit rund 650 Gästen, darunter 300 Medienvertretern, mit so vielen Fernsehteams wie bei einem Fußball-Länderspiel und zahlreichen Promis: Schwimm-Legende Franziska van Almsick, Bundestrainer Jogi Löw, Baden-Württembergs Tourismus-Minister Guido Wolf und viele weitere Ehrengäste sowie natürlich die komplette Familie Mack. Von Roland und Jürgen Mack mit ihren Frauen über die Söhne und Töchter mit ihren Partnern bis zu den Enkeln: alle da.

Auf die Sekunde genau übergibt Gesamtprojektleiter Charles Botta um 11 Uhr den Schlüssel für ein fristgerecht fertiggestelltes Mega-Projekt mit zeitgleich bis zu 1000 Handwerkern auf der Baustelle an Familie Mack. Sonst baut der Schweizer Fußballstadien für Weltmeisterschaften – mit Wasser bauen aber sei noch schwerer. „Rulantica ist fertig und wir sind fertig“, scherzt er, ehe gleich vier Seelsorger die Wasserwelt segnen. Da einer der Gottesmänner auch gleich noch Weihwasser aus der elsässischen St. Ottilien-Quelle mitgebracht hat, dürfe man Rulantica fortan durchaus auch als größtes Weihwasserbecken der Welt betrachten. Wer reinspringt, sei fast schon getauft …

Auch Tourismus-Minister Guido Wolf begeistert sich für Rulantica – nur reinhüpfen, das mag er vor so vielen Journalisten dann doch nicht. „Ich kenn doch schon die Schlagzeile unter dem Bild: Der Wolf geht baden! Oder vielleicht auch: Hier taucht ein Minister ab.“ Also wird Wolf demnächst mal undercover kommen. Vielleicht nicht mit einer Schafspelz-Badehose, aber eben privat und ohne Kameras.

Vorher aber gibt er den Macks noch gute Worte mit: „Die größte private Baustelle Baden-Württembergs“ sei eine „ingenieur-technische Meisterleistung“, mache Europa erlebbar und sei ein Grund mehr, warum die Region einen ICE-Halt in Ringsheim dringend brauche: Mit dem Zug nach Rust statt mit dem Flieger nach Mallorca: „Das wäre das Beste für das Klima!“

Honig von eigenen Bienen

Rulantica ist das Projekt der neuen Generation, das ist schnell klar. Roland und Jürgen Mack haben den Europa-Park weltweit zur Nummer 1 gemacht, sie sind die Benchmark für Disney und mit Rulantica sind jetzt Thomas, Michael und Ann-Kathrin Mack an der Reihe. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Thema Nachhaltigkeit, das für Architektin Ann-Kathrin Mack „in der DNA von Familienunternehmen“ fest verwurzelt ist. Rund um die Wasserwelt sind 20 000 Bäume und Sträucher sowie 60 000 Blumen gepflanzt worden. 150 Nistkästen hat man aufgehängt, einen Wildkorridor angelegt und das Lieblingsprojekt von Ann-Katrin Mack umgesetzt: den Bienenpavillon mit 400 000 Tieren, die seither Honig für das Hotel Krønasår sammeln.

Viele der kleinen Details, die Rulantica so reizvoll machen, entdeckt man erst auf den zweiten Blick. Ob man sich nun auf einem Reifen dahintreiben lässt oder draußen Sonne tankt, ob man an der Poolbar Cocktails ordert oder mit Freunden in der Duell-Rutsche um die Wette hinabsaust: Überall gibt es neben den großen Attraktionen die Liebe zum Detail.

Der Klang der Freude

Akustisch läuft derweil eine Sinfonie der Freude. Ruhig ist es hier sicher erst nach Feierabend – aber es ist auch nicht wirklich laut, obwohl Kinder in den höchsten Tönen quieken, Väter brummend lachen und Jugendliche johlend aus den Mäulern der High-Speed-Rutschen von Vinterhal in Richtung Abklingbecken jagen und erst beim Platsch ins Wasser verstummen. Die Akustik-Ingenieure haben ganze Arbeit geleistet. Den Gletscher mit seinem weitverzweigten Rutschen-Labyrinth, mit den Airtime-Pipes und der senkrechten Steilwand müssen wir nachher auf jeden Fall noch ausprobieren!    

Auf dem Weg dahin schnüffeln wir uns gleich noch durch diese neue Welt. Der Europa-Park – das wissen wir – der duftet nach Blumen und  der Bäckerei im französischen Quartier, nach Pizza und geschmolzenem Käse und den vielen verschiedenen Parfüms der Gäste, die an den Bahnen warten. 

Der Quell der ewigen Jugend

Und Rulantica? Zunächst mal nicht nach Chlor. Eher ein Hauch von Minze, etwas Tanne und ein bisschen was Appetitmachendes aus den Restaurants, die rund um die Becken zu finden sind. Wir haben die Zeit für derlei philosophische Betrachtungen, weil wir uns erst einmal auf einem Zwillingsreifen durch die Wasserwelt haben treiben lassen. 

Snorri’s Saga heißt die Attraktion, die sich schon deshalb lohnt, weil die Story hinter Rulantica so schön ist. Es geht um die Quelle der ewigen Jugend und deren Wächter, um die Meeresschlange Svalgur, den kleinen Mats, die Götter der Wikinger und was man mit Vertrauen alles erreichen kann. Schon das ist etwas, was Rulantica von einem ganz normalen Wasserpark unterscheidet – oder habt Ihr je davon gehört, dass ein Schwimmbad mit eigener Romanreihe an den Start geht?

Die Herzen der Menschen

Wer mit offenen Augen durch den neuen Wasserpark geht und die Macks kennt, der weiß, wie viel von ihrem Selbstverständnis hier Form angenommen hat. Roland Mack drückt das so aus: „Unsere Firma braucht die Innovation mehr als jedes normale Unternehmen. Es ist nicht leicht, die Herzen von Menschen zu erreichen und sie emotional mitzunehmen.“

Rulantica in Zahlen

23 Jahre Planung und dann 26 Monate Bauzeit, um die modernste Wasserwelt Europas zu bauen: Rulantica ist für den Europa-Park nicht einfach nur ein neuer Themenbereich, sondern der erste Bauabschnitt eines komplett neuen Parks. 

180 Millionen Euro sind für den mehr als 40 000 Quadratmeter großen Aquapark (inklusive 8000 Quadratmeter outdoor), das Hotel Krønasår und die Erschließung des 45 Hektar großen Areals in Rust investiert worden. Auf bis zu 5000 Besucher täglich warten 25 Wasserattraktionen, 4500 Quadratmeter Wasserfläche und 1700 Liegestühle sowie 300 Mitarbeiter. In Sachen Umwelt: Mehr als 2500 Bäume und Gehölze wurden als Ausgleichsmaßnahmen gepflanzt und der Parkplatz ist mit 2950 PV-Modulen ein Kraftwerk.

Alle Infos auf www.rulantica.de

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In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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