Alles, nur kein Fastfood!

Ableitungen in der Kurvendiskussion! Da hat mich schon als Schüler der kalte Schweiß gepackt. Und den heutigen Pennälern geht es scheinbar ähnlich, wenn man der aktuellen Pisa-Studie trauen darf: Wir sind in Mathe schlechter denn je. Eine Lösung: Kalorien für die Konzentration – Brainfood! Futter für das Hirnschmalz! Dass gutes Essen die Kurvendiskussion erleichtert, zeigt das Ergebnis des 90-minütigen Tafel-Tests an einem Freitagabend in der Offenburger Hauptstraße 58. 

Tschüss Mäckes, Welcome Gigi’s!

Genau hier wurde nämlich kürzlich das kurvige Doppelbogenlogo einer weltbekannten Fast-Food-Kette abgeschraubt. Jetzt glänzt Gigi's über der Glasfront – und die Rechnung geht schmackhaft auf. Nachdem Anfang des Jahres bekannt wurde, dass der Burger-Gigant seine kleine Offenburger Filiale schließen würde, schossen die Nachfolgergerüchte schnell ins Kraut. Hartnäckig hielt sich, dass die Nordsee in der Hauptstraße ankern werde, dann wurden über ein Fine-Dining-Lokal spekuliert und eine reine Pinsa-Bude ins Spiel gebracht. Letztlich besann sich die Hornberger Ketterer-Brauerei als Vermieter des Ladenlokals auf ihren wohlbekannten Firmenslogan und zeigte sich netterer, indem sie einem jungen Team um den Gastronomen Firat Akol die Chance gab, seine Restaurant-Idee zu verwirklichen. Der frühere Systemgastronomie-Mief ist gänzlich gewichen, das Gigi's empfängt mit hellen Eichentischen, hohen Decken, hippen Leuchten, einer schicken Bar in der Lokal-Mitte, an die sich die offene Küche ansehnlich anschließt – das ist richtig klasse geworden! 

Immer noch schnell, aber besser!

Wir werden freundlich begrüßt und bekommen einen schönen Tisch an der großen Fensterfront. Anstelle von Big Mac und Chicken Nuggets bietet die Karte einen bunten Mix mediterraner Vorspeisen und Hauptgerichte, verschiedener Pastagänge und hausgemachter Pinsa (mit Fior die Latte!). Euphorisiert, die Kids bei Oma und Opa untergebracht zu haben, freuen wir uns auf ein ungestörtes Dinner und bestellen einen Bellini à la Gigi's zum Aperitif. Der weiße Pfirsichdrink wird fix gemixt und etwas zu schwungvoll an den Tisch gebracht, sodass etwas überschwappt. Für uns kein Problem, aber sofort wird der flüssige Appetitanreger neu gemixt und sicher frisch serviert. Feiner Cocktail und stilsicherer Service, das schmeckt uns doppelt gut und wir bestellen Roastbeef Carpaccio und Hummus zur Vorspeise. Kurze Zeit später – die Küche scheint sehr gut vorbereitet zu sein – werden uns die Gerichte mit einem Lächeln serviert. 

Trüffelcreme wird neuerdings ja gerne übers Carpaccio getupft. So auch hier, was den Traditionalisten schaudern lässt, uns aber erfreut, denn die Creme ist klasse und unterstreicht mit ihrer erdigen Note das sehr gute Roastbeef. Super! Wir lieben auch Knoblauch. Im Hummus war für unseren Geschmack allerdings zu viel davon. Schade, wenngleich das Kichererbsenpüree andeutete, wohin die Reise weitergeht: ans Mittelmeer!  Wir ordern Pasta Mare und das vegetarische OG's Winter mit Polenta, Gemüse und Parmesan, während sich das Lokal mehr und mehr füllt, was sich auch an der zunehmenden Geräuschkulisse bemerkbar macht. Uns stört’s nicht. 

Süß geht immer!

Die Hauptgänge komplettieren unser mediterranes Tavernen-Gefühl, die Mafaldine-Pasta (wir tippen: nicht hausgemacht, dennoch lecker) schlängelt sich um perfekt gebratene Gambas, Sardellen und zarte Mini-Oktopoden – hervorragend! OG's Winter könnte jedenfalls auch Nizza Summer heißen, die Polenta ist zartschmelzend, der bunte Gemüse-Mix perfekt geschmort, dazu überall ein Hauch Thymian, Meersalzflocken und als Highlight ein Arancini mit flüssigem Käsekern. Jetzt noch ein Dessert? Platz ist kaum mehr, aber Crème brûlée geht immer! Gigi's serviert die Eigelb-Zucker-Sahne-Bombe mit warmem Beerenkompott – obwohl schon gut gesättigt, ist das Schälchen innerhalb kürzester Zeit ratzeputz leer, weil lecker! 
Unser Fazit? Mit dem Gigi's geht die Gastrokurve in Offenburg nach oben, keine Diskussion! Dürften wir eine Hausaufgabe stellen, dann wäre es im Menü-Fach, weil Service und Küche überzeugten, der rote Speisekarten-Faden aber noch nicht ganz, etwas zu gewollt und zu viel von allem – da darf das junge Team gerne mutiger werden und der eigenen Handschrift freieren Lauf lassen.