Wo Geschmack gedeiht

Das Konzept ist bekannt im Schwarzwald – vom Vinolivio in Schallstadt im Süden und dem Casamore in Hohberg weiter im Norden: In der Atmosphäre eines Glashauses, Sonne und Abendlicht inklusive, werden Gäste bewirtet. Mit der vollen Portion Sommerfeeling unseres Breitengrads und mindestens genauso viel mediterranem Genuss.

Seit Dezember 2022 gibt es so ein Glashaus auch in Ettenheim. Geführt von Jahi Imeri, auch genannt Jacky, daher Jackys Glashaus. Jacky kommt aus Mazedonien und liebt Italienisch: Wer jemals im Ristorante Europa oder dem Café Pavillon in Herbolzheim war, kann das bezeugen. Jacky hat beide Lokale rund 20 Jahre lang geführt. Jetzt also Ettenheim. Rund 300 Plätze hat es hier, davon 80 draußen, 60 auf der nach außen hin abgeschirmten Terrasse im Obergeschoss, mehr als 90 im Erdgeschoss und nochmal mehr als 50 im Obergeschoss. Und das läuft? Das Gebäude befindet sich im wachsenden Gewerbegebiet Radackern, nur etwa 100 Meter von der B3 entfernt. „Ja, es läuft“, sagt Kellner Miroslav, der vom Krønasår im nahen Europa-Park ins Glashaus gewechselt hat und je Abend mit ein bis fünf weiteren Mitarbeitern im Service, einem Küchenteam von bis zu drei Personen und einem Pizzabäcker den Laden schmeißt. Mit täglich mehr als 100 Reservierungen darf man das

Anna und ich treffen uns hier an einem Freitagabend. Wir haben für draußen reserviert. Sicher, dass das keine Gärtnerei ist? Denn unsere Sitzplätze sind von einem kleinen Beet mit Kräutern, Sträuchern und Blumen umgeben. Schön! Hier lässt’s sich schon mal ganz gut aushalten. Beim Gang durchs Restaurant fallen uns ebenfalls die vielen Pflanzen auf, außerdem die Holzelemente und die raumnehmenden, warmen Lampen, die den Glashauscharme ergänzen. Die Einrichtung scheint ansonsten schlicht modern. Die Gäste sind recht schick angezogen. Schon kommt der Kellner zu uns an den Platz. Der junge Mann und Miro bedienen uns heute zu zweit. Weißweine gibt’s nur wenige, deshalb bestellt auch Anna mal einen roten. Sie Lambrusco (5,50 Euro), ich einen Primitivo (6,50 Euro). Und da steht schon der Gruß aus der Küche schon auf dem Tisch: lecker- luftige kleine Weißbrote mit einer Tapenade (Olivenpaste). Das ist eine nette Begrüßung!

Was wählen wir jetzt von der Karte? Pizza, Pasta, Fisch oder Fleisch? Aus jeder Kategorie wäre da was, was wir gerne probieren würden. Nur die Erbsen- Frikadelle mit gerösteten Kartoffeln, Tomatenragout und Gemüse als einziges veganes Gericht überzeugt mich als Flexitarier heute nicht so ganz. Dann lieber Fleisch. Statt der dicken Dinger, die es hier auch gibt (Ochsenbacke, Männer Cut Rib Eye, Rumpsteak), nehme ich das mediterrane Kalbsragout mit Tagliolini für 22 Euro und Anna wählt den Zander mit Steinpilz-Risotto, mediterranem Gemüse und Artischocken (23,50 Euro). Aber erst mal gibt’s noch unsere Vorspeisen: Annas Spargelsalat von weißem und grünem Spargel mit bunten Tomaten, Ruccola und Burrata (16 Euro) schmeckt schon mal! Nur ein bisschen mehr Essig und Gewürze hätten es nach ihrem Geschmack sein dürfen. Mein Rinder- Carpaccio mit Olivenöl, Grana Padano, Croutons und Rucola (14,50 Euro) schmilzt indes leicht bei jedem Bissen auf der Zunge. Lecker! Da freut man sich doch schon auf die Hauptspeise.

Wir müssen warten, aber dann kommt es: mein Kalbsragout mit Tagliolini! Was gut aussieht, schmeckt hier auch gut. Eine fein abgeschmeckte Soße umgibt das ziemlich zarte Fleisch reichlich, dazu die köstlich dünnen Tagliolini (die sind so lecker, dass sie ruhig etwas mehr hätten sein dürfen) und die Tomaten, Artischocken, Oliven und der Rucola oben drauf. Annas Zander mit Steinpilz-Risotto und mediterranem Gemüse und Artischocken sieht auch top aus. Der gebratene Fisch wird auf einem Bett aus Risotto serviert, das schön schlotzig ist, wie meine Begleiterin findet. Sehe ich genauso. Auch der Zander passt. Das Grillgemüse kommt ohne Aubergine und Zucchini daher, dafür mit Oliven, Zuckerschoten, Paprika und ebenfalls Rucola. Anna lässt mir was übrig, was sie sonst selten tut. Zusammen mit einer Vorspeise wird man jedenfalls gut satt.

Für unsere Geduld – auf die Hauptspeisen hatten wir aufgrund des mittlerweile sehr vollen Hauses doch recht lange warten müssen – bekommen wir noch ein Tiramisu aufs Haus. Wäre nicht nötig gewesen, aber schmeckt köstlich. Unser Fazit fällt ohnehin positiv aus. Vielleicht schaff en wir es ja irgendwann auch mal zum Mittagstisch? Tagliatelle mit Pesto für 11,90 Euro und Backfisch mit Kartoffelsalat und Remoulade für 13,90 Euro standen am Tag unseres Besuchs auf der Mittagskarte. Klingt nach einem tip-top Preis-Leistungs-Verhältnis …