Europa-Park-Chef Thomas Mack im Interview

Der Sohn von Roland Mack offenbart, wie es hinter den Kulissen in Rust wirklich läuft…

Text: Ulf Tietge

Wenn jemand zwischen Achterbahnen aufwächst, in einer Wolke aus Popcorn-Duft und umgeben von vielen tausend glücklichen Menschen – wie schafft man es, dass aus diesem Kind kein Träumer wird? „Mit Tieren“, sagt Europa-Park-Geschäftsführer Thomas Mack und nimmt uns gedanklich mit in seine Kindheit. In den Garten der Macks. Hier hat es Hühner und Enten, einen Hund, Ziegen und ein Schwein, das im Winter fürs große Schlachtfest der Familie geschlachtet wird. Bis heute. Das Ganze – man mag sagen: natürlich! – mitten im Europa-Park, in dem die Inhaberfamilie bis heute nicht nur arbeitet, sondern auch lebt. Aber bleiben wir noch kurz in den 1980er-Jahren, in der Prägungsphase der neuen Generation, als Thomas, sein Bruder Michael (*1978) und Schwester Ann-Kathrin (*1989) noch bei Roland und Marianne Mack im Haus wohnten. „Ums Versorgen der Tiere hatten wir Kinder uns zu kümmern“, erinnert sich Thomas. „Eier holen, ausmisten, füttern. Verantwortung übernehmen. Das lehrt Demut und Wertschätzung. Das hat uns auch ein Stück geprägt, und ich mache es heute mit meinen Kindern nicht anders.“

Wie man auf dem Boden bleibt

Auch zu Thomas’ Jugendzeiten war der Europa- Park eine Riesenattraktion. Europas größte Achterbahnen, ganz viel mediale Aufmerksamkeit – aber Thomas und sein Bruder Michael wuchsen kaum anders auf als all die anderen Kinder in Rust. Die gleiche Schule, die gleichen Klamotten wie alle anderen, der gleiche Fußballverein. Michael war Torwart beim SV Rust, Thomas spielte Rechtsaußen. Mit Flaum ums Kinn ging es mit den anderen Ruster Jugendlichen in den Ochsen oder ins Garibaldi, wo man die Macks auch heute noch trifft. Um Geld zu verdienen, jobbte Thomas ab dem 14. Lebensjahr im Park, frittierte Pommes, schenkte Cola aus oder half bei Banketten als Servicekraft, und wenn überhaupt etwas besonders war – dann die Klavierausbildung. Seit seinem sechsten Lebensjahr spielt Thomas Mack Piano, und wenn er nicht das Familienunternehmen in achter Generation leiten würde – wer weiß, auf welcher Bühne und mit welchem Musiker er heute musizieren würde? „Ach was“, wehrt Thomas bescheiden ab. „So gut bin ich auch wieder nicht. Vor allem nicht, wenn ich mich mit meinem Sohn vergleiche. Wie der mit seinen sieben Jahren spielt, das ist wirklich beeindruckend.“ Gute Gene? Bestimmt. Schließlich ist Thomas’ Frau Katja auch aus einer musikalischen Familie, hat Regie studiert und in Rust eine international renommierte Talentschmiede für junge Musiker, Tänzer und Künstler etabliert.

Restaurant der Zukunft

Eine energiegeladene Familie? In jedem Fall! Aber auch eine, die sich Zeit nimmt für die Details. Ob man mit Roland Mack oder seinen Söhnen durch den Park geht: Wenn irgendwo eines von den vielen tausend Glühbirnchen defekt ist, wird das gemeldet. Wenn etwas auf dem Boden liegt, wird es aufgehoben. Ganz automatisch und ohne dabei mit dem Reden aufzuhören. Die Macks leiten ihr Familienunternehmen nicht nur, sie leben es. An der Spitze dieser Unternehmung übernimmt – auf Basis einer Charta, einer schriftlich definierten Familienverfassung – immer mehr die achte Generation. Thomas Mack leitet das Resort und den Park, ist der Chef fürs Operative. Vater Roland Mack ist nach wie vor die mediale Galionsfigur an der Spitze der Familie. An seiner Seite sein Bruder Jürgen Mack als Finanzchef und dessen Sohn Frederik (Finanzen und HR). Thomas’ Bruder Michael Mack verantwortet derweil Digitales, Marketing, Frankreich und MackRides, Schwester Ann-Kathrin ist Architektin, sie baut und entwirft als solche die Zukunft des Parks. Die Wasserwelt Rulantica, der neue Kindergarten für die Mitarbeiter, der neue Campus für viele der 4500 Mitarbeiter, aber auch die Luxus-Suiten im neuen Flügel vom Erlebnis-Hotel Krønasår: An all dem hat sie aktiv mitgearbeitet. Dass wir heute mit Thomas Mack in einer ruhigen Ecke des Café Konditori im Erlebnis-Hotel Krønasår sitzen, ist etwas Besonderes. Denn Thomas Mack gibt nicht oft Interviews. Er will nicht selbst Thema sein, lieber soll der Park im Mittelpunkt stehen oder das neue Eatrenalin, mit dem Thomas Mack so etwas wie das Restaurant der Zukunft erschaffen hat. „Fünf Jahre haben wir an der Idee gearbeitet“, gibt er zu. „Deswegen sind wir auch so glücklich, dass die Nachfrage so gut ist. Wir sind seit Wochen ausgebucht. Jeden Abend.“

Mit Fleiss und Herzblut

Das Eatrenalin ist damit auch so ein Mack-Ding. Was man macht, wird ein Erfolg. Nur warum? „Das kann ich nicht sagen“, meint Thomas. „Ich kann nur sagen, wie wir die Dinge angehen: mit Fleiß, mit Herzblut, mit Offenheit für Neues und im Wissen, dass Dienstleistung immer Präsenz erfordert.“ Entsprechend sieht der Tagesablauf aus. Täglich von 8 bis 22 Uhr ist Thomas Mack on duty, mittags nimmt er sich Zeit für die Familie, abends aber kann es auch mal später werden. „Das lebt uns mein Vater seit jeher so vor“, sagt Thomas Mack. „Bei einer wichtigen Veranstaltung lässt man sich blicken, ist ansprechbar und pflegt persönliche Beziehungen. Das kann auch mal nach Mitternacht sein, ist aber kein Grund, am nächsten Morgen nicht wie immer zur Stelle zu sein.“ Wie man das macht? Ganz einfach: mindestens zwei Minuten kalt duschen. Macht der Vater übrigens auch so, ist nämlich das Geheimrezept von Oma Hilde … Je länger man mit Thomas Mack redet, desto deutlicher wird seine Liebe zum Gastgewerbe. Der Mann hat die Hotelfachschule in Luzern nicht besucht (und als Jahrgangsbester abgeschlossen), weil es in die Strategie der Familie passte, sondern weil das genau sein Ding ist: Menschen begeistern und bewegen. Glücklich machen mit unvergesslichen Momenten. Dafür war er in der Küche vom Hotel Dollenberg bei Meinrad Schmiederer beziehungsweise Martin Herrmann und ist dann raus in die Welt. Stationen in den USA und in Frankreich (bei Émile Jung im Service, dann im Hotel Maurice an der Rezeption). 2006 dann, mit 25, ist er ins Familienunternehmen eingestiegen und hat das Europa-Park Hotel-Resort mit aufgebaut. „Warum? Weil die Gastronomie einem so viel zurückgibt! Mit Menschen zu tun zu haben, die gut drauf sind – das ist doch toll!“

Die Ammolite-Diskussion

Das erste eigene Baby, wenn man es so nennen will: das Hotel Bell Rock mit dem Gourmet-Restaurant Ammolite – The Lighthouse Restaurant. Zwei Sterne im Guide Michelin – aber auch an zwei Tagen in der Woche geschlossen, mit wenigen Sitzplätzen und (natürlich) einer ganz anderen Philosophie als alle anderen gastronomischen Outlets im Park. „Das war nicht einfach“, sagt Thomas Mack rückblickend. „Für meinen Vater war das ein Unding, dass wir nicht sieben Tage die Woche öffnen wollten. Am Ende des Tages aber zählen bei uns immer die Argumente, und wenn man für ein Herzensprojekt wirklich kämpft, lässt sich auch mein Vater gern überzeugen.“ So sehr man dazu im Vorfeld vielleicht unterschiedlicher Meinung war – nach außen ist die Familie einer Meinung. er. „Wir diskutieren so lange, bis wir uns einig sind“, sagt dazu Thomas Mack und man merkt: Das Unternehmen sitzt bei den Macks immer mit am Tisch, es gibt keine Trennung zwischen Familie und Firma. „Man muss sich entscheiden“, sagt dazu Thomas Mack. „Willst du Unternehmer oder Arbeitnehmer sein? Ich für meinen Teil kann dem Trend zur Überbetonung von Freizeit wenig abgewinnen.“ Um trotzdem jedem Mitarbeiter eine Option zu bieten, gibt es im Park rund 70 Arbeitszeitmodelle, allesamt komplett digitalisiert. In den Küchen hat man Produktionsteam-Arbeitszeiten eingeführt, nach denen Köche von 9 bis 17 Uhr am Herd stehen, und seither „finden wir auf einmal wieder Leute“, sagt Thomas Mack, der als Chef auf Augenhöhe kommuniziert, empathisch führt und weiß, dass er nicht laut werden muss, um etwas zu erreichen. „Ich denke in Ergebnissen“, sagt er dazu. „Den Weg zum Ziel darf jeder selbst finden.“

Von der Welt lernen

Bleibt die Frage nach der Inspiration, nach dem Quell neuer Ideen. „Ich reise viel“, sagt Thomas Mack. Mal geht es nach New York, mal nach Mexiko, mal mit Brian Bojsen nach Skandinavien, um authentische Eindrücke fürs Bubba Svens im Krønasår zu finden, es geht zu Kollegen nach Spanien oder nach Kroatien: Denn die Balkanrepublik ist es, der der nächste Themenbereich des Parks gewidmet sein wird. Geplante Fertigstellung: rechtzeitig vor dem großen Jubiläum, dem 50. Geburtstag des Europa-Parks 2025.

Thomas Mack

leitet mit Bruder Michael, Schwester Ann-Kathrin, Vater Roland, dessen Bruder Jürgen und Cousin Frederik das Familienunternehmen Europa-Park. Thomas Macks Verantwortungsbereich: das operative Geschäft, der Park mit seinen sechs Millionen Besuchern jährlich und das Hotelresort mit 4500 Betten und 24 Restaurants. Kurios: Als alte Wagenbau-Familie wollten die Macks anfangs weder einen Freizeitpark eröffnen noch Hotels betreiben – nur fand man eben keine Betreiber und machte es daher selbst.

#heimat Schwarzwald Ausgabe 39 (4/2023)

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