Er ist Badens Newcomer des Jahres – und das wohlverdient!

Winzer Max Greiner aus Schliengen macht nicht nur hervorragenden Wein. Er ist außerdem ein Beweis dafür, dass Mut sich auszahlt...

Text: Sophie Radix · Fotos: Dimitri Dell

Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen: So begrüßt Max Greiner Menschen auf seiner Website – und diesem Motto folgen wir doch gern mal und treffen einen der spannendsten jungen Winzer  in Schliengen bei Freiburg. Auf Gutedel und Burgundersorten hat sich der 30-jährige spezialisiert, dessen mutige Weine auch in immer mehr gehobenen Restaurants auf der Karte stehen. 

Wir treffen Max in einer urigen, holzverkleideten Küche, ein junger Schäferhund-Mischling tollt tollpatschig um uns herum, während wir Max‘ sommerlich-leichten Rosé saignée trinken – übrigens Gewinner in der Kategorie „BBQ“ bei Badens beste Weine. Vor dem Küchenfenster steht einer der charakteristischen Kirschbäume des Eggener Tals. „Die Menschen hier leben seit Jahrhunderten vom Obst- und Weinanbau“, erklärt Max. Ein Schlaraffenland – mitten in Baden: Auf der Nordseite wächst Steinobst, vor allem Kirschen. Die Hänge der Südseite aber sind voller Wein. Max’ Reben wachsen alle in Richtung Süd-Süd-West. Sie profitieren von der idealen Ausrichtung zur Sonne – und einem einzigartigen Terroir voller nährstoffreicher Böden: „Wir haben hier schweren Lösslehmboden, aber auch eisen- oder kalkhaltiges Vulkangestein“, erzählt der Winzer. 

All das beeinflusst natürlich seine Weine.  Trotzdem muss man halt wissen, wie man damit umgeht. Max achtet darauf, die Rebsorten in die richtigen Böden zu bringen. Der Gutedel fühlt sich in Lehmböden mit hohem Humusgehalt am wohlsten. Den Traditionswein zu bewahren, liegt ihm am Herzen: „Den Gutedel hat im 18. Jahrhundert der Markgraf von Baden aus der Schweiz mitgebracht. Ich würde mir wünschen, dass er weiterhin charakteristisch für unsere Region bleibt.“ Traditionen sind Max wichtig. Aber er ist auch mehr als offen gegenüber innovativen Ansätzen und neuen Rebsorten. „Wir möchten demnächst mal einen Syrah anpflanzen“, erzählt er uns. „Macht auch Sinn angesichts der steigenden Temperaturen hier.“

Max wuchs im Eggener Tal auf. Ausbildung zum Weinküfer, Weinbaustudium in Geisenheim, Weinbau-Praktikum in Israel. Daher also das umfangreiche Fachwissen? Ja – aber nicht nur: „Ich war von klein auf mit meinem Vater Ottmar unterwegs, draußen in den Hängen. Damals ging es hauptsächlich um Kirschen und Destillate“, sagt er. Die Trauben haben sie an die Genossenschaft abgegeben. Doch irgendwann wussten beide: Wir möchten mehr Wein machen – und zwar in der Direktvermarktung. „So, wie es schon mein Urgoßvater getan hatte“, erzählt der junge Winzer. Das Gut gibt es nämlich schon seit etwa 1850. Vater und Sohn setzten alles daran, das Gut umzustrukturieren. „Wir wollten alles zusammen machen, alles gemeinsam aufbauen“, erzählt Max. Dann der Schock: Sein Vater verstarb ganz plötzlich. Max war damals 25.

Lob aus Großbritannien

Aber aufgeben? Keine Option. „In jenem Sommer habe ich teilweise 20 Stunden täglich gearbeitet“, erinnert er sich. „In dieser Zeit merkte ich, was mir als Winzer wichtig ist: Ein biodynamischer Weinbau, der den Weinen Zeit und Ruhe gibt. Und so wenig wie möglich in natürliche Prozesse eingreift.“ 

Max arbeitet heute mit einer hydraulischen Korbpresse, welche die Trauben schonend verarbeitet. Er setzt auf Holzfässer, hat den Rotwein im Barrique, arbeitet im alten Keller vom Opa und nutzt in erster Linie Wildhefen für die Gärung: „Ich bin überzeugt: Die Weine werden so reifer, filigraner, aromatischer.“ 

Wenn Max seine Geschichte erzählt, wirkt er wie die Ruhe selbst – unaufgeregt und entspannt. Meistens hat er ein Lächeln auf den Lippen – vor allem, wenn er über seine Weine und die biodynamische Arbeitsweise spricht. Dass er auch mal belächelt wurde, störte ihn damals wie heute nicht.  Denn der Mut zahlte sich aus: Spätestens seit die britische Weinkritikerin Jancis Robinson – eine weltweit respektierte Größe der Branche – Max lobend in ihrem Blog erwähnt hat. „Da hat das Gemurmel eigentlich aufgehört“, erinnert sich Max. Heute vertreibt er seine Weine deutschlandweit, aber auch in der Schweiz – und kommt dort ebenso gut an. Über die Auszeichnung zum Newcomer des Jahres freut er sich natürlich sehr.  Aber Max bleibt trotz Preis gelassen. Er wäre nicht er, wenn nicht …

Bio-Weine

Max Greiner stellte 2018 auf biodynamische Arbeitsweise um. Heißt vor allem: Die Trauben werden besonders schonend gepresst und verarbeitet. Die gärenden Weine werden so wenig wie möglich manipuliert. Für fruchtbare Böden und gesunde, vitale Reben setzt er auf ein Begrünungsmanagement, eigens hergestellten Kompost und homöopathische Tees. Bei der Arbeit im Weinberg richtet er sich nach den Vorgaben des Demeter-Verbandes. Er bietet bei sich auch Weinproben an.
Mehr über Max: www.weingut-greiner.com

#heimat Schwarzwald Ausgabe 39 (4/2023)

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