Ein Schnaps für Tim Raue
Schließlich kommen aus Iris’ Brennblase noch ganz andere edle Tröpfchen. Denn eigentlich stand auf dem Scholerhof schon immer das Obst im Vordergrund. Vor 25 Jahren übernahm Iris in dem Familienhof von ihrem Onkel den Job am Brennkessel, verbannte die angestaubten klassischen Literpullen, entwickelte ein neues Logo, füllte ihr Brände fortan in dunkle Flaschen – und mauserte sich dann Schritt für Schritt zu einer der besten Brennerinnen des Landes. Ihre Referenzen lesen sich wie das Who’s who der deutschen Gastro-Elite. Ihre Brände stehen etwa bei Sven Elverfeld im Restaurant Aqua (Wolfsburg, 3 Michelin-Sterne), bei Starkoch Tim Raue (Berlin, 2 Sterne) oder im Hirschen bei Deutschlands höchstdekorierter Köchin Douce Steiner (Sulzburg, 2 Sterne) gleich um die Ecke. Und die Liste lie e sich fortführen. Wie es dazu kam? „Ich bin da einfach überall hingefahren und hab’ die Leute probieren lassen“, erzählt Iris. Offensichtlich waren ihre Argumente ziemlich überzeugend …
Einfach in langweilig
Nullachtfünfzehn ist jedenfalls nicht die Sache von Iris Krader. Und so gibt es bei ihr neben Klassikern wie Kirsche, Mirabelle, Zwetschge oder Williams eben auch Schätze wie Brombeeren, Holunder, Schlehen oder Vogelbeeren. Allesamt aufwendig zu brennen, geschmacklich aber ein Genuss. „Als ich das erste Mal einen Erdbeerbrand beim Zoll angemeldet habe, wussten die gar nicht, wie man das versteuert“, erzählt Iris und lacht. Apfelbrände kommen wie ihr Golden Delicious sortenrein ins Maulbeerfass. Und die Zwetschge gibt es auch abgelagert aus dem Barrique. „Ich will kein Riesengeschäft machen, sondern vor allem einen guten Job“, sagt Iris, als wir mit ihr und Hündin Amie, die uns von Anfang an auf Schritt und Tritt begleitet, hinters Haus in den Garten spazieren. Hier reifen in der warmen Sonne des Markgräflerlands Iris’ Schätze: Äpfel, Birnen, Himbeeren, Rosen, Schlehen und vieles mehr. Auf dem Feld direkt dahinter ragen Reben in die H he. Denn die Brennerin macht auch Wein. „Ich hab zwar nicht mal ganz einen Hektar, aber das reicht mir“, sagt die Hofherrin, während sie durch die Reihen schleicht und die bald erntereifen Trauben in Augenschein nimmt. Schließlich bearbeitet sie jede einzelne Gutedel- oder Spätburgunderpflanze ausschließlich von Hand. Große Maschinen gibt es auf dem Scholerhof nicht. Und während uns Iris so zeigt und erzählt, wie sie alles in Schuss hält, wird auch langsam klar, warum sie so viele Male von Bayern an Wochenenden hierhergefahren ist …
Wieder daheim
Die große Reisezeit ist allerdings vorbei. Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, hat die Brennerin und Winzerin 2013 ihren Lebensmittelpunkt wieder in die alte Heimat verlegt. „Jetzt fahre ich ab und zu in die andere Richtung, aber lange nicht mehr so oft wie früher“, erzählt Iris und grinst.