Brennende Leidenschaft für Schwarzwald-Gin

Der Iris Dry Gin hat sie bekannt gemacht: Iris Krader brennt auf dem Scholerhof aus Passion – und hat dafür viele Tausend Kilometer zurückgelegt...

Text: Stephan Fuhrer · Fotos: Jigal Fichtner

Von Regensburg nach Gallenweiler sind es hin und zurück gut 960 Kilometer. Alles machbar, sofern man diese Strecke nicht nahezu jede Woche zurücklegen muss. So, wie das lange Jahre bei Iris Krader der Fall war. Fast jedes Wochenende zuckelte sie mit dem Auto aus der Oberpfalz ins Markgräflerland. 25 Jahre lang. Und das nicht, weil in ihrem kleinen beschaulichen Heimatörtchen nahe Heitersheim die große Liebe oder ähnliches auf sie wartete – ihre Familie lebte mit ihr in Bayern –, sondern die Obstbäume und Reben des geerbten Familienhofs, die gehegt und gepflegt werden wollten. Aber ist das nicht ein bisschen verrückt, diese unzähligen gefahrenen Kilometer? „Nein, das ist Leidenschaft“, sagt Iris, die Brennerin und Winzerin, die auf ihrem Scholerhof schon immer irgendwie ihr eigenes Ding gemacht hat.

Schwarzwälder Gin-Pionierin

Zum Beispiel auch in Sachen Gin. Die Welle war noch gar nicht so richtig ins Rollen gekommen, da machte sich Iris 2013 bereits an eine eigene Schwarzwälder Rezeptur. Ein London Dry Gin mit regionalen Botanicals, zum Teil aus dem eigenen wunderschönen Garten hinterm Haus. Neben dem gesetzten Wacholder etwa mit Brombeerblättern, Schlehen, Zitronenmelisse oder Preiselbeeren. Dazu die floralen Noten von Lavendel und Duftrose. Und weil das Ergebnis eben auch ein ganz persönliches war, benannte sie den Gin ganz einfach nach sich selbst: Iris Dry Gin. „Ich hab den Gin so gemacht, wie ich ihn mag“, sagt Iris dazu selbstbewusst. Es ist ein Selbstbewusstsein, das sich die Brennerin im Laufe der Jahre hart erarbeitet hat …

 

Ein Schnaps für Tim Raue

Schließlich kommen aus Iris’ Brennblase noch ganz andere edle Tröpfchen. Denn eigentlich stand auf dem Scholerhof schon immer das Obst im Vordergrund. Vor 25 Jahren übernahm Iris in dem Familienhof von ihrem Onkel den Job am Brennkessel, verbannte die angestaubten klassischen Literpullen, entwickelte ein neues Logo, füllte ihr Brände fortan in dunkle Flaschen – und mauserte sich dann Schritt für Schritt zu einer der besten Brennerinnen des Landes. Ihre Referenzen lesen sich wie das Who’s who der deutschen Gastro-Elite. Ihre Brände stehen etwa bei Sven Elverfeld im Restaurant Aqua (Wolfsburg, 3 Michelin-Sterne), bei Starkoch Tim Raue (Berlin, 2 Sterne) oder im Hirschen bei Deutschlands höchstdekorierter Köchin Douce Steiner (Sulzburg, 2 Sterne) gleich um die Ecke. Und die Liste lie e sich fortführen. Wie es dazu kam? „Ich bin da einfach überall hingefahren und hab’ die Leute probieren lassen“, erzählt Iris. Offensichtlich waren ihre Argumente ziemlich überzeugend …

Einfach in langweilig

Nullachtfünfzehn ist jedenfalls nicht die Sache von Iris Krader. Und so gibt es bei ihr neben Klassikern wie Kirsche, Mirabelle, Zwetschge oder Williams eben auch Schätze wie Brombeeren, Holunder, Schlehen oder Vogelbeeren. Allesamt aufwendig zu brennen, geschmacklich aber ein Genuss. „Als ich das erste Mal einen Erdbeerbrand beim Zoll angemeldet habe, wussten die gar nicht, wie man das versteuert“, erzählt Iris und lacht. Apfelbrände kommen wie ihr Golden Delicious sortenrein ins Maulbeerfass. Und die Zwetschge gibt es auch abgelagert aus dem Barrique. „Ich will kein Riesengeschäft machen, sondern vor allem einen guten Job“, sagt Iris, als wir mit ihr und Hündin Amie, die uns von Anfang an auf Schritt und Tritt begleitet, hinters Haus in den Garten spazieren. Hier reifen in der warmen Sonne des Markgräflerlands Iris’ Schätze: Äpfel, Birnen, Himbeeren, Rosen, Schlehen und vieles mehr. Auf dem Feld direkt dahinter ragen Reben in die H he. Denn die Brennerin macht auch Wein. „Ich hab zwar nicht mal ganz einen Hektar, aber das reicht mir“, sagt die Hofherrin, während sie durch die Reihen schleicht und die bald erntereifen Trauben in Augenschein nimmt. Schließlich bearbeitet sie jede einzelne Gutedel- oder Spätburgunderpflanze ausschließlich von Hand. Große Maschinen gibt es auf dem Scholerhof nicht. Und während uns Iris so zeigt und erzählt, wie sie alles in Schuss hält, wird auch langsam klar, warum sie so viele Male von Bayern an Wochenenden hierhergefahren ist …

Wieder daheim

Die große Reisezeit ist allerdings vorbei. Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, hat die Brennerin und Winzerin 2013 ihren Lebensmittelpunkt wieder in die alte Heimat verlegt. „Jetzt fahre ich ab und zu in die andere Richtung, aber lange nicht mehr so oft wie früher“, erzählt Iris und grinst.

Scholerhof

Seit rund 100 Jahren wird in Iris Kraders Familie auf dem Scholerhof, mitten in dem Dörfchen Gallenweiler zwischen Bad Krozingen und Heitersheim gelegen, Wein gemacht und Schnaps gebrannt. Und ganz nach dem Familienmotto: Qualität vor Quantität. Die Brennerin und Winzerin verkauft direkt ab Hof.

Weitere Informationen: www.scholerhof.de

#heimat Schwarzwald Ausgabe 22 (5/2020)

Der Schwarzwald ist ein Paradies für Mountainbiker. Für Anfänger und Profis hat es bei uns Strecken, bei denen einem nicht nur vor Anstrengung die Spucke wegbleibt! Und wenn Euch nach einer Tour dann der Hunger plagt: Dann hätten wir leckere Apfelgerichte für Euch. 

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

 

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