Geh mal hin: Berghütte Lauterbad

Wanderer sind naturgemäß hungrige Leute. Ein Königreich für Bier, Vesper, Schnaps! in Freudenstadt steht dafür strategisch gut die Berghütte Lauterbad

Text: Pascal Cames Fotos: Jan Walter

Warum Hütten, wenn es auch Paläste gibt? Zumal in Freudenstadt mit seiner feudalen Vergangenheit! Doch Hütten sind gemütlicher. Man trifft wildfremde Leute und ist nie allein, das rustikale Essen schmeckt super, preiswert ist es auch. Die Lage ist meistens auch sehr schön, kein Wunder also, dass Wald- und Wanderhütten sehr beliebt sind, aber leider auch spärlich gesät. 

In Freudenstadt suchte man vor fünf Jahren Plätze, wo man Hütten installieren konnte, die für Wanderer und Spaziergänger ideal wären. Wie gut, dass der Jungwirt des Hotels Fritz ein ganz umtriebiger Bursche ist. Ja, bei uns würd’s gehen, sagte Steffen Schillinger. Der Platz oberhalb des Hotels gehörte der Familie Schillinger zwar nicht, aber er wurde als ideal erkannt. Wanderwege kreuzen den Fleck, Parkplätze sind in der Nähe und zum Hotel ist es auch nicht weit. Da besagte Stelle im Stadtwald der Gemeinde Freudenstadt liegt, war die Sache bald geritzt. Hier und nirgendwo anders sollte der magische Ort der Gastlichkeit entstehen.

Alte Schule, neue Wurscht

„Wer weiß, wie’s kommt?“,  sagt Koch Salvatore Gracia. Er hat es schon erlebt, dass bei sonnigem Wanderwetter die Hütte nicht voll ist und es bei Starkregen keinen freien Platz mehr hat. Ob nun so oder so, die Hütte ist mit 70 Sitzplätzen gut gerüstet. Küche und Service funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk, auch wenn es  drinnen und draußen voll ist. „Unser Urgestein“, sagt Steffen Schillinger und klopft dem Italo-Schwarzwälder auf die Schulter. Der im elterlichen Ristorante gestählte Salvatore Gracia lernte noch im alten Waldhotel Zollernblick die ganz klassische Küche. Soßen wurden selbst gemacht. Nudeln und Kuchen. Sogar die Kunst der Terrinen wurde in Ehren gehalten. Das junge Urgestein zaubert alle paar Wochen Neues auf die Karte. Im letzten Sommer kam aus seinem „Labor“ ein grünes Gazpacho, das verdammt gut ankam. Die Aufzählung der Zutaten, der Kräuter und grünen Tomaten mit Tannennadeln, Räucherlachs und Speckcroutons macht den Mund wässrig. 

Ein anderes Gericht, auf das man stolz ist, sind die mit Blutwurst gefüllten Maultaschen, berichtet Schillinger. Was leider gar nicht klappte, war eine Wurst aus einem Gaisburger Marsch. So ganz möchten es Gracia und Schillinger immer noch nicht wahrhaben, dass diese „Wurscht“ es nicht zur Serienreife gebracht hat. Und ja: Steffen Schillinger sagt „Wurscht“, auch wenn er sonst ein gestochen scharfes Hochdeutsch spricht. 

Auftritt: Fritz und Inge Burger 

Dafür gibt es andere Delikatessen aus dem Labor, die prima schmecken und ohne Unterlass geordert werden. Zum Beispiel den Fritz-Burger. Jetzt leuchten die Augen! Fritz Burger, das hört sich zwar mehr nach einem Zigarrenfabrikanten an, ist aber in Wahrheit ein idealerweise rosa gebratener Fleischklops. Die Gewürzrezeptur ist natürlich Geheimsache, das Fleisch dafür (Reh und Rind) ist aus dem Stadtwald und von Rindern aus der Region. Steffen Schillinger hat den Fritz Burger gemeinsam mit dem Freudenstädter Metzger Schwägler entwickelt. Da die Welt mittlerweile in Fleisch und nicht Fleisch geteilt ist, wurde eine Alternative für Vegetarier gesucht. Der leckere Anti-Burger läuft unter dem Namen Inge Burger.  

Wer sind Inge und Fritz Burger? „Inge war meine Großmutter“, sagt Steffen Schillinger und schwärmt von ihrem grünen Daumen. Wie’s der Zufall will, war der (alte) Fritz ein Jäger, aber ein untypischer.  „Er war mehr Heger und Pfleger als Jäger“, reimt er. Er hat den Hut vor jedem gefällten Baum gezogen, berichtet er, hat Futterkrippen gefüllt und Füchse gefüttert. Als kleiner Junge ging Steffen Schillinger gerne mit in den Wald, darum war der Name Fritz für den Burger logisch. Während nun Steffen Schillinger im Früher schwelgt, kommen Wandergruppen herein, dann eine junge Familie, die ein bissel braucht, bis sie sich aus den Outdoorjacken geschält hat, ein Schweizer Paar hat es sich derweil schon gemütlich gemacht und ein paar Leute mehr löffeln, schneiden und picken. Bestellt wird die Speisekarte rauf und runter.

Schöne Aussicht

Das sei typisch, sagt Schillinger, der Fritz Burger wäre der Hit, aber alles andere wird auch gern gegessen, ob nun Käse- und Vesperbrettle oder Schwarzwälder Chili con Carne, Flammkuchen oder Griebenschmalz. Viele Produkte stammen von regionalen Erzeugern wie der Käse vom Schwenkenhof und dem Heuwasenhof. 

Wer genau hinschaut, sieht: Die Hütte ist aber mehr als nur eine Einkehr am Holztisch. Der kleine Überbau über der Theke ist für DJs gedacht. 1500 Veranstaltungen und 120 Hochzeiten wurden hier in den vergangenen vier Jahren gefeiert. Die Location ist auf Monate ausgebucht und wenn beim Berghüttenfestival der Wald leuchtet, sind ein paar Tausend Leute auf dem Skibuckel oder am Waldrand am Chillen oder Tanzen. Die Lage wäre halt super, sagt Steffen Schillinger. Bis zur Alb schweift der Blick, dort ist die Burg Hohenzollern zu erkennen, die Stammburg der späteren Preußen. (Die Tabakdose von Friedrich II., genannt der Alte Fritz, ist hier zu finden.) Daher hat der Fleck seinen Namen: Zollernblick. Hotel Zollernblick hieß auch ehemals das Hotel Fritz, das früher mal wegen der Schwarzwälder Kirschtorte und der Aussicht angesteuert wurde. Alles ändert sich? Nein, der Blick bleibt wunderbar, nur ist die Kirschtorte nicht mehr das Maß aller Dinge und Bollenhüte tragen sie auf der schwäbischen Seite des Schwarzwalds auch keine. Dafür träumen sie vom Gaisburger Marsch im Naturdarm. Ja, es ist schon ein bisschen anders hier oben, aber jammern ist definitiv nicht angesagt.  

Geh mal hin!
Berghütte Lauterbad, Am Zollernblick 1, 72250 Freudenstadt, Telefon 07441 / 95 09 90, www.berghuette-lauterbad.de

Neues Hotel

Seit 1896 steht unterhalb der Berghütte ein Hotel, das ehemals Waldhotel Zollernblick hieß. Nach umfangreicher Renovierung heißt es seit 2019 Hotel Fritz Lauterbad. Der Name Fritz ist gleich mehrfach von Bedeutung. Zum einem würdigt es Steffen Schillingers Opa Fritz, ein weiterer Bezug ist der „alte Fritz“ (eigentlich Friedrich II.), denn die Stammburg der Hohenzollern liegt in Sichtweite (daher auch Zollernblick) und dann ist Fritz auch weltweit ein bekannter und leicht zu merkender Name. Das neue Hotel hat 68 Zimmer, davon zehn Suiten, über 1000 Quadratmeter Spa und Wellness und ein Restaurant. Das Hotel Fritz Lauterbad wurde für den European Architecture Award 2020 nominiert. 

www.fritz-lauterbad.de

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