Badens Brenner Teil 6: Wir gratulieren!

Zum Abschluss unserer Serie wollen wir den Brennern endlich auch mal gratulieren! Zum 75-Jährigen – und zum Mut, die Dinge immer wieder neu anzugehen

Text: Stephan Fuhrer · Fotos: Dimitri Dell

Gratulanten gibt es ja immer, wenn besondere Ereignisse ins Haus stehen. Und manche treffen dann mit ihren Glückwünschen auch noch den Nagel auf den Kopf. Die Badischen Kleinbrenner, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern, dürften sich zum Beispiel über die sehr persönlichen Worte vom damaligen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble gefreut haben. Der Kinzigtäler erzählte dabei davon, wie er seit nunmehr 30 Jahren mit seinem Rollstuhlfahrrad durch die Ortenau fahre. „Und dort, wo der Tourist sagen würde: ,Welch schöne, abwechslungsreiche Landschaft‘, denken wir Einheimischen: ,Die Landschaft ist nicht nur Segen und Geschenk, sie verbirgt auch harte Arbeit.‘“

Dienst für die Heimat

Wie wahr, wie wahr, werden da viele Brenner gesagt haben. Und möglicherweise ist genau diese harte Arbeit – für oftmals vergleichsweise wenig Ertrag – auch die größte Leistung, die die mittlerweile noch 8000 aktiven badischen Brennereibetriebe mit der Pflege der für unsere Kulturlandschaft so wichtigen Streuobstwiesen Jahr für Jahr aufs Neue bringen. Quasi als Dienst für die Heimat. Dass das Ergebnis dabei mit immer besser werdenden Obstbränden auch auf unsere Genusskultur einzahlt, ist ein doppelter Gewinn für unsere Region. Und Grund genug für #heimat Schwarzwald, zum Abschluss unserer sechsteiligen Brennerserie auch selbst mal anständig zu gratulieren: Liebe Brenner, schön, dass es Euch gibt!

Dass sich die Zeiten in 75 Jahren verändert haben: keine Frage. Aber nicht unbedingt zum Schlechten, auch wenn das Ende des Branntweinmonopols vor einigen Jahren und damit das Ende der staatlichen Unterstützung nicht wenige Brenner zum Aufgeben gezwungen hat.

Andere wiederum machten weiter und investierten in die Zukunft: ins Marketing, aber auch in ihre Produkte selbst. Genuss ist Trumpf. Und dass ein Schnaps ordentlich im Rachen brennen sollte, ist auch längst nicht mehr so. „Wir Brenner legen mittlerweile sehr viel mehr Wert aufs Aroma“, sagt der Verbandsvorsitzende Ulrich Müller. Man müsse ja schmecken, wo der Brand herkommt und welche Obstsorte drin ist. Mit 40, 42 Prozent Alkohol sind inzwischen weniger Umdrehungen in den Destillaten als früher. „Es soll ja auch um Genuss gehen, und nicht um starken Alkohol.“

Doch diese Entwicklung ist nur eine von vielen, die unsere Aromenakrobaten zuletzt positiv voranbrachten. Von diesen Tagen an nennt sich der Verband Badischer Klein- und Obstbrenner zum Beispiel auch nach außen hin nur noch „Badens Brenner“ und zeigt mit einem neuen, von der Offenburger Agentur team tietge gestalteten Logo und dem neuen Claim – Sorgfalt. Liebe. Tradition. – wo die Reise in Zukunft hingehen soll: nach vorne, ohne das Vergangene zu vergessen. „Wir stärken unser Marketing, aber wir wollen in Zukunft auch mehr noch Bindeglied zwischen Kleinbrennern und großen Verschlussbrennern sowie dem Handel sein“, sagt Uli Müller dazu. Das Ziel: Die Marke Badische Brenner auch über die Grenzen der Region hin noch weiter bekannt zu machen. Im Großen wie im Kleinen. Schließlich steht keine andere Region im Land so sehr für Brennkunst wie die unsere. Dafür könnten zeitnah auch noch touristische Projekte wie beispielsweise eine Brennerstraße infrage kommen, ergänzt Klaus Lindenmann, Geschäftsführer von Badens Brenner. Es gibt in jedem Fall auch in den kommenden 75 Jahren noch einiges zu tun. Wir sind gespannt!

Kleinbrennerei K. & P. Hummel

Eine Sache ist klar: Nämlich Karl-Friedrich Hummels Schnaps. Und zwar nicht nur im Glas, sondern auch im Geschmack. Dem 72-jährigen Brenner aus Kehl-Leutesheim geht es darum, sortentypische Obstbrände zu gewinnen: Sein höchstes Ziel: das echte Aroma zu erreichen. Dass dieser Ansatz Vielfalt nicht ausschließt, wird jedem ins Auge stechen, der sich im Sortiment der Kleinbrennerei K. & P. Hummel umschaut oder noch besser durchprobiert. Denn Karl-Friedrich Hummel probiert gern selbst immer wieder Neues. Seine Brennerei hat ihr Sortiment in den vergangenen 20 Jahren stetig erweitert. Neben Klassikern wie Kirsche, Mirabelle,Williams und Likören wie dem aromenreichen Johannisbeer auf Basis von echtem Johannisbeergeist wagt sich der Brenner an neue Sorten. Zibärtle sei nichts für die Rheinebene? „Doch!“, sagt Hummel. Braucht es noch Löhr-Pflaumen und Hanauer Gewürzbirne, wenn es hier Zwetschgen und Williams gibt? „Aber klar!“ Er schätzt die Stärken dieser Sorten – wie eben die Rustikalität und Komplexität der Hanauer Gewürzbirne – und will sie deshalb hier haben. Dass so ein Test nicht einfach mal nebenbei geht, sondern immer auch die Aufzucht neuer Bäume bedeutet, stört ihn nicht. Das hat es auch nicht vor seiner Rente, als das Brennen noch „nur“ Hobby war. Entscheidend ist schließlich, was unten rauskommt. www.kundp-hummel.de

#heimat Schwarzwald Ausgabe 28 (5/2021)

#heimat, Ausgabe 28 (5/2021)

Menschenskinder, ist das schön bei uns! Wir sind in dieser Ausgabe dann mal weg. Campen in den herrlichsten Ecken des Schwarzwald. Und Kochen in der freien Natur – mit Chefkoch Vincent! Zudem geht’s ins Murgtal, zu den Craft-Cider-Machern nach Unterkirnach und zum Kettensägen-Weltmeister nach Hornberg.

Lecker Essen und Trinken haben wir natürlich auch wieder: Zum Beispiel die ersten Rezepte aus unserem neuen #heimat Backbuch Schwarzwald Reloaded 3. Oder köstliche Drinks mit Obstbränden aus dem Schöllmanns in Offenburg. Ihr wollt noch mehr? Haben wir!

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