„Herr der Ringe“-Illustrator zeichnet Ortenauer Burgen

John Howe hat J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ illustriert. Jetzt beschäftigt er sich mit den Burgen des Elsass und der Ortenau

Text: Pascal Cames

Fantasie muss man haben, wenn man sich mit J. R. R. Tolkien beschäftigt – und der durch die „Der Herr der Ringe“-Filme bekannt gewordene kanadische Zeichner John Howe hat diese Gabe. Perfekt also, dass er für das Projekt „Die Tore der Zeit“ gewonnen wurde, das die Geschichte der Burgen im Elsass und in der Ortenau wieder ins Bewusstsein rücken will.

Warum interessieren Sie sich mehr für Fantasy und Mittelalter als für Cowboys und Indianer?

Das Unbekannte ist immer faszinierender! Als junger Teenager war ich von der Kunst der First Nations der Nordwestküste begeistert. Totempfähle, Design, Schnitzereien, dann aber habe mich in die Welt der Fantasy gestürzt.

Sind Sie darum nach Europa gekommen?

Viele Kanadier verbringen eine Weile in Europa oder reisen zumindest dorthin. Mein Plan war, ein Jahr zu bleiben. In Straßburg habe ich Bildende Kunst studiert, heute lebe ich in der Schweiz.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie zum ersten Mal im Rheintal waren?

Ich erinnere mich deutlich an die Fahrt in die Robertsau, einen Stadtteil von Straßburg. Erst ein paar Tage später entdeckte ich, dass das Zentrum eigentlich gar nicht zu Fuß zu erreichen war. Straßburg war größer als erwartet. Ich hatte romantische Vorstellungen vom Rheintal, die vom Rhein bei Koblenz genährt wurden und so ganz anders waren als die Realität.

Wie viele Burgen und Schlösser haben Sie am Oberrhein schon gesehen?

Nicht genug! Vielleicht 20 oder 30, aber sicher nicht mehr. Es gibt noch so viel zu sehen. Das Projekt „Les Portes du Temps“ ist eine willkommene Gelegenheit, dies zu tun!

Haben Sie ein Lieblingsschloss?

Es fällt mir schwer, mich zu entscheiden. Ich habe eine Vorliebe für markante Silhouetten, schwer zugängliche Ruinen und Orte, die nicht so viel besucht werden wie die bekannteren Schlösser. Eine besondere Vorliebe habe ich jedoch für die Haut-Koenigsbourg, die erste Burg, die ich in meinem ersten Jahr in Straßburg besucht habe. Die Haut-Koenigsbourg fand später übrigens auch Eingang in die „Herr der Ringe“-Trilogie.

Welche Rolle können Schlösser heute spielen?

Ich habe oft gesagt, dass der Plan war, das Schloss wieder in die Mitte des Dorfes zu stellen. Sie sind nicht nur greifbare Zeugen der Vergangenheit, sondern können in der Zukunft eine dynamische kulturelle Rolle spielen. Ich sehe sie als Gelegenheit, nicht nur die Geschichte zu erforschen, sondern auch unsere Beziehung zu ihr. Auch sind sie gute Orte für Kulturveranstaltungen.

In „Les Portes du Temps“ sind Kristalle in den Schlössern versteckt. Warum?

Wir haben eine Zeit lang nach einem Symbol gesucht, das eine magische, mythische, legendäre und fast alchemistische Vergangenheit mit einer digitalen Zukunft verbinden könnte. Die Quarze sind Symbole dieser Brücke – sie sind das Gedächtnis der Zeit, das Gedächtnis des Rheins.

Warum sollte man sich mit den „alten Steinen“ beschäftigen?

Ihre Geheimnisse zu entschlüsseln, bedeutet, dass wir hoffentlich viele Menschen eine neue Wertschätzung für die alten Schlösser eröffnen. Wir hoffen wirklich, dass die App und die Website für alles, was Sie jemals über die Burgen und Ruinen der Region wissen wollten, unentbehrlich werden.

Ist „Les Portes du Temps“ für Sie ein Anlass, wieder an den Oberrhein zu kommen?

Das hoffe ich sehr! Ich freue mich darauf, mehr über die Rheinregion zu erfahren.

Wie geht es weiter mit Tolkien?

Ich illustriere Tolkien nun schon seit fast 40 Jahren und kann mir nicht vorstellen, dass ich dessen müde werde. Zurzeit arbeite ich an einer Amazon-Serie und habe gerade sechs Illustrationen für unvollendete Erzählungen gezeichnet …

Mehr Informationen: www.john-howe.com

#heimat Schwarzwald Ausgabe 24 (1/2021)

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In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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