Handgefertigte Ski aus Freiburg

In einer kleinen Werkstatt in der Freiburger Wiehre gibt's hochwertige Ski für Tiefschneebegeisterte – und jede Menge Koffein...

Fotos: Baschi Bender

„Willst ’n Kaffee?“ Zunächst mal gibt’s bei Frederic Andes ’nen richtig guten Espresso. Freddi selbst hat seine Tasse sowieso immer in der Hand. Und siehe da: Die duftende Köstlichkeit entpuppt sich als perfekter Begleiter beim Rundgang durch seine Werkstätten. Hier in der Freiburger Wiehre entsteht übrigens etwas, was es nicht in jedem zweiten Hinterhof gibt. Klar, sonst wären wir auch nicht da. Freddi baut erstklassige Skier für Freerider und jene, die es einmal werden wollen. Wie einst enthusiastische Pioniere des Wintersports erklimmen seine Kunden zum Beispiel als Tourengeher den Berg liftfrei, die Bretter unter den Füßen, kribbelnde Vorfreude im Gepäck, um alsdann im Tiefschnee talwärts zu powdern. Spannend!

Wie man zu so was kommt? Alles begann gemeinsam mit einem Kumpel vor mehr als zehn Jahren mit dem Eigenbau eines Splitboards. Die Dinger sind ziemlich pfiffig, two in one quasi. Mit Tourenski geht’s bergauf und für die folgende Tiefschneefahrt wird daraus flugs ein Snowboard. „Mein Vater hatte ’nen Handwerksbetrieb und wir hatten im Keller eine Werkstatt. Ich hab’ schon immer wahnsinnig gern irgendwelches Zeug gebaut,“ erzählt er uns. Long story short: Frederic packte der Ehrgeiz und so entstanden bald auch die ersten Skier. Nachdem der begeisterte Freundeskreis mit Brettern versorgt war, ging es schnurstracks in die Selbstständigkeit. Heute fertigt Frederic Andes superleichte Ski in hoher Qualität, vorwiegend in Handarbeit. Perfekt für Freerider gibt es sie in drei Breiten, dabei zeigt sich die schmale Variante als Allroundski. Dennoch steht bei Valhalla Ski – so hat Freddi seine Werkstatt getauft – vor allem der breite Tourenski fürs Tiefschnee-Happening im Fokus. Für diejenigen, die ihre innere Tachonadel doch mal zum Anschlag bringen wollen, gibt es aber auch einen schnellen Pistenprügel als weiteres Modell. Freunde des Snowboardens werden hier ebenso glücklich gemacht.

Ganz schön komplex...

Showroom, Büro und Fabrikationsstätte auf kleinstem Raum, aber bekanntlich kommt es ja nicht auf die Größe an. Bleibt die Frage: Wie baut man eigentlich Ski? „Die Teile entstehen zunächst hier am Computer“, erklärt Frederic. Anschließend verrichtet eine CNC-Fräse millimetergenaue Arbeit. Für den Kern kombiniert der Skibauer verschiedene Hölzer wie Paulownia (Blauglockenbaum), das Leichtgewicht, und Esche, welches mit exzellenten Biegeeigenschaften punktet. Dazu eine Prise Kork und schließlich stabile Bambus-Einsätze, damit die Bindungsschrauben später perfekt greifen. Ansonsten verbaut er Fasermatten aus Carbon und Flachs, was insgesamt umweltfreundlicher daherkommt als die Werkstoffe aus der konventionellen Herstellung. „Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig“, sagt Frederic, was sich auch im nächsten Schritt zeigt …

Aufs Gramm genau geht es weiter mit Härter und Epoxid-Harz, ein Ökoprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen mit recycelten Anteilen. „Das Härter-Harz-Gemisch verbindet die Teile, wie es bei einer guten Lasagne die Béchamelsoße tut.“ Das hat er jetzt schön gesagt. Hitze und geballte Maschinenkraft geben der Ski-Lasagne ihre Form. Frederic verpasst dem Ski jetzt noch Taillierung, Schaufelrundung, schärft gradgenau die Kanten und schleift in mehreren Gängen den Belag. Wenige Arbeitsschritte sind ausgelagert, beispielsweise das exakte Hobeln, dafür nutzt er die Werkstatt eines Freundes. Auf seinem Lastenrad reisen die Ski dann durch Freiburg. „Das ist umweltfreundlich, aber vor allem kann ich mit dem Ding direkt in die Werkstatt fahren“, erklärt Frederic und lacht. Ganz am Ende werden dann noch die Bindung montiert, die Bretter gewachst und die Felle zurechtgeschnitten. Danach fehlt nur noch der Sprung ins pulvrige Schneevergnügen. Und warum der Name Valhalla? Er steht tatsächlich weniger für das Paradies trinkfreudiger nordischer Krieger – vielmehr finden Powderfreaks in Kanada, im Provincial Park Valhalla, eine Landschaft, welche sich gar ähnlich zeigt wie unser Schwarzwald – nur schneesicherer. „Paradiesische Voraussetzungen für traumhafte Abfahrten“, sagt er. Frederics Augen strahlen. Jetzt aber erst noch mal Espresso. „Willst auch noch einen?“