Blackforestline bietet unglaubliche Panorama-Blicke

Ab Pfingsten gibt es ungeahnte Aussichten – vom Todtnauer Brückenschlag, einer Hängebrücke der Extra-Klasse

Text: Pascal Cames Fotos: Black Forest Collective

Hohe Berge, weite Wiesen, tiefe Wälder. Und ab Mai auch schön grün hier. Doch was manchmal so zum Greifen nah liegt, ist dann doch fast unerreichbar. Grund: eine Schlucht. Ein besonders schönes Exemplar von Schlucht ist über Todtnau zu finden. Herrlich diese Aussicht! Im Blick ist auch der Todtnauer Wasserfall, der zu den schönsten im Schwarzwald gehört. Aber was ist es für eine Plackerei, diesen Höhenunterschied zu überwinden! 

Ein Mann hat Ideen

Als der oberschwäbische Unternehmer Günter Eberhardt (Bewehrungsfirma Eberhardt, Riedlingen) zum ersten Mal in Todtnau war, hatte er wohl etwas ganz anderes im Sinn als nur die schöne Aussicht. Hier fehlt ja was! Eine Brücke! Günter Eberhardt ist bekanntlich brückenaffin. Die 2018 fertiggestellte Fußgänger-Hängebrücke Wildline (Spannweite 380 Meter, Höhe 60 Meter) in Bad Wildbad im Nordschwarzwald war seine Idee und für Rottweil ist auch schon eine Brücke geplant. Wo geht noch was im Schwarzwald? Erraten, dort wo der Wasserfall rauscht, in Todtnau. Das war vor vier Jahren. In Folge ging die Bewehrungsfirma Eberhardt auf die Gemeinde Todtnau zu. Dort wurde die Idee für gut befunden. Also wurde geprüft, genehmigt, dann geplant, schlussendlich gebaut. In nur achteinhalb Monaten war die Brücke gewuppt. Ab Pfingsten* heißt es: Rüber geht’s! Vorausgesetzt, die Höhenangst hält sich in Grenzen. Immerhin sind es von A nach B 450 Meter. Und schaut man runter, dann sind’s 120 Meter in die Tiefe. Respekt!

Mit einem dünnen Stahlseil fing es vergangen September an, das von einer Seite auf die andere gespannt wurde. Dafür wurde ein Hubschrauber eingesetzt, wahrscheinlich die eleganteste und sicherste Methode für diesen Brückenschlag. Weiter kam ein Bagger zum Einsatz, um Flächen freizumachen, dann ein Kran. Und wie wird dann die Brücke geschlagen? Die vorgefertigten Brückenteile wurden von einem Montagewagen auf das Seil gesetzt, dann schön zur Mitte geschoben, ähnlich wie man einen Waggon auf einem Gleis verschieben würde. 

Glück mit dem Wetter

Was bei jeder Brücke zur Challenge werden kann, ist das Wetter. Die Firma HTB aus dem österreichischen Zipftal ist natürlich sturm- und bergerprobt. Die Arbeiter gelten als wahre Haudegen und haben den Winter durchgebaut. Glücklicherweise gab es weder viel Schnee noch brutale Kälte, was den Brückenbauern in die Hände spielte. Was sich jetzt so einfach anhört, ist natürlich kein Selbstläufer. Schon alleine die Bauteile sind eine Herasuforderung. Der Brückensteg wird von 46 Tonnen schweren Pylonen gehalten, über welche die Tragseile laufen. Der Brückensteg ist 55 Tonnen schwer, das Gesamtgewicht des Bauwerks beträgt 730 Tonnen. Um sich das besser vorzustellen: das sind mehr als 300 Autos!

Wenn an Pfingsten die Brücke fertiggestellt sein wird, dürften laut Zulassung  1000 Menschen gleichzeitig auf die Hängebrücke. Aber man begrenzt die Anzahl auf 400, schließlich soll es ja nicht zu eng werden. Die Brücke gilt als barrierearm, d.h. dass sie mit einem Rollstuhl begehbar ist (trotzdem wird eine Begleitung empfohlen) und dass man auch einen Kinderwagen rüberschieben könnte. Allerdings gibt es auch ein Gefälle bzw. eine Steigung, da die Hängebrücke zur Mitte hin natürlich durchhängt. 

Rundwanderung fürs Auge

Die Blackforestline verbindet nicht nur beide Talseiten, sondern bietet auch einen Mehrwert durch den Anschluss ans Wanderwegenetz. Von beiden Seiten lässt es sich zum Wasserfall wandern. Also spricht nichts gegen eine Rundwanderung, die so einiges fürs Auge bietet. Da bekanntlich das Mitteilungsbedürfnis groß ist, wurde eigens ein Hotspot installiert. So weiß es bald die ganze Welt, dass der Schwarzwald neben dem Lothar Denkmal, den Triberger Wasserfällen und dem Feldberg noch einen weiteren Point of interest (POI) hat. Schau mer mal, wie es sich auf der Hängebrücke anfühlt, wenn der Wind durchpfeift oder Nebelschwaden aufsteigen.

Brücken im Schwarzwald

Ohne Brücken geht’s im Schwarzwald nicht, beste Beispiele sind das Hornberger Eisenbahnviadukt (120 Meter lang, 25 Meter hoch) oder das Viadukt in der Ravennaschlucht. Nicht so imposant, aber mindestens genauso schön ist die Holzbrücke über den Rhein in Bad Säckingen, die mit 203,7 Metern Europas längste Holzbrücke ist. Für den Schwarzwald typisch sind überdachte Flößerbrücken, wie es sie in Gaggenau gibt.

Die Blackforestline öffnet an Pfingsten und ist für 12 Euro von beiden Seiten begehbar. Mehr Infos: www.blackforestline.de 

#heimat Schwarzwald Ausgabe 38 (3/2023)

Freut Euch in dieser #heimat auf Erdbeer-Rezepte, Schwarzwälder Van-Life, eine Boots-Tour im Elsass, ein spannendes Interview mit Frank Elstner und unser Heimatwald-Projekt – zusammen mit weiteren spannenden Menschen und ihren Geschichten. Was hat es zum Beispiel mit dem Schneekönig auf sich – im Mai? Und wer steckt hinter dem Titel Badens Winzer des Jahres? Lest selbst!

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