Weine statt Scheine: Die Wine Bank

Zwei Männer, ein Keller und eine Idee: Wir gründen eine Bank! Gold und Geld sucht man hier aber vergeblich. Diese Schätze haben es anderweitig in sich

Fotos: Jigal Fichtner

So sieht also der Schlüssel zum Glück aus: eine simple, tiefschwarze Scheckkarte. Frank Wolz hält sie an ein Lesegerät in der Hauswand, tippt die PIN ein und mit einem leisen „Pock“  öffnet sich eine schwere Glastür. „Willkommen in der Winebank Baden“, strahlt er. „Mein Freund Thomas Velten ist auch gleich da.“ Es geht ein paar Stufen hinunter und wir stehen im Allerheiligsten der beiden Weinliebhaber. Was für ein Kontrast: oben die quirlige Eisenbahnstraße beim Bühler Bahnhof, hier ein Mix aus edler Innenarchitektur, ausgefeilten Technik- und Beleuchtungskonzepten und einem imposanten Gewölbekeller. „Er ist aus dem Jahr 1847 und komplett im Original erhalten“, Thomas Velten ist sichtbar stolz. Frank Wolz sekundiert: „130 Quadratmeter Fläche, die Temperatur konstant 16 Grad, die Luftfeuchtigkeit 70 Prozent.“ Ideale Bedingungen für die Weinlagerung. Eigentlich auch super als Eventlocation. „Den Gedanken hatten wir am Anfang auch“, meinen beide. Doch dann …

Überzeugungstäter

Rückblende. 2017: Architekt Thomas Velten ist mit der  Überplanung und Bebauung des Areals der Villa am Campus betraut und entdeckt bei einer Begehung diesen Keller. „Ich war von Anfang an fasziniert“, erinnert er sich. Um ihn nur als Abstellraum zu nutzen, viel zu schade, findet er. Das meint auch sein Freund Frank Wolz, Anwalt in einer angesehenen Bühler Kanzlei. Aber eine zündende Idee haben beide nicht. Wenig später entdeckt Thomas das Konzept der Winebank im Rheingau. Perfekt! Doch Frank zögert. „Ich kann mir erst Dinge vorstellen, wenn ich schon mal etwas Entsprechendes gesehen habe“, lacht er. Bei der  Überzeugungsarbeit helfen einige gute Flaschen Wein und ein Ausflug nach Eltville-Hattenheim zu Christian Ress.

Präzise Planung

Der  Önologe hat 2008 das Projekt entwickelt, 2009 die erste Winebank der Welt er öffnet und das Franchise-Konzept seither vermarktet. Frank ist von der ersten Sekunde an begeistert. Doch bevor die ersten Flaschen im Badischen entkorkt werden können, dauert es: „Drei Jahre haben wir gebraucht, gut zwei Jahre davon nur für die Planung“, sagt Frank. Fachmann Thomas erklärt: „Wir konnten nicht einfach drauflosbauen, denn hier wieder etwas rauszureißen, w re schwierig gewesen.“ Es ging auch darum, den Charakter des Gewölbes zu erhalten und zu unterstreichen. Es wurde an Beleuchtungskonzepten gearbeitet. Sogar in den einzelnen Fächern sind spezielle LEDs verbaut, die kein ultraviolettes Licht aussenden. Denn das könnte dem Wein schaden. Heute stehen in dem Gewölbe 13 Tresore – so werden die Regale genannt – mit insgesamt 198 Fächern unterschiedlicher Gr  en. „Wir können hier mehr als 13 000 Flaschen Wein lagern“, freut sich Frank. Seit der Eröffnung im Mai ist bereits ein Drittel der Fächer belegt. „Die Leute waren von dem Konzept schnell begeistert.“

Spass im Keller

Es seien Menschen aus unterschiedlichen Bereichen. „Sie haben Spaß  an der schönen Location und können ganz ungezwungen mit Freunden oder Geschäftspartnern ihren Wein genießen. Wer gerade nichts Passendes im Tresor hat, kann sich an unserem freien Fach bedienen oder sich ein Gläschen aus der Zapfanlage holen.“ Im freien Fach haben verschiedene Winzer Wein zum Verkauf gelagert: „Einfach Wein und Name in die beiliegende Liste eintragen, die Rechnung kommt dann ins Haus“, erklärt Frank. Wer nur ein Gläschen genießen möchte, steckt die Winebanker- Karte in die By-the-glass-Anlage, sucht sich einen Wein aus, drückt auf die gewünschte Füllmenge und der Betrag wird von der Karte abgebucht. „Natürlich haben wir auch Gläser für Rot- oder Wei wein, Sekt oder Wasser hier. Wer mag, kann sich auch eine Kleinigkeit zu essen mitbringen, Besteck und Teller sind in der kleinen Weinbar nebenan vorhanden. Oder man bestellt sich vorher etwas bei unserem Hausmetzger“, erklärt Frank. Worauf beide großen Wert legen: „Dass am Schluss wieder aufgeräumt wird.“ Das ist Teil der Philosophie. Wer Winebanker werden will, bezahlt pro Monat zwischen 59 und 179 Euro. Der Inhalt ist natürlich versichert. Und es macht Spaß zu gucken, was hier alles liegt: Ganz große Namen wie Lafite, d’ Yquem oder Lynch-Bages sucht man hier vergeblich. „Das kommt noch“, ist Frank überzeugt. Allerdings sieht er Wein nicht als Geldanlage: „Er ist zum Genießen da.“ Das kann ein Winebanker übrigens immer. „Mit der Karte kommst du jeden Tag rund um die Uhr in jede Winebank, egal ob du da ein Fach hast oder nicht.“ Tolle  Begegnungen sind dann inklusive …

Wer will Winebanker werden?

Für eine monatliche Gebühr zwischen 59 und 179 Euro (je nach Fachgröße und -lage) wird man Mitglied bei der Winebank Baden. Dort können die Tropfen unter optimalen Bedingungen gelagert werden und sind entsprechend versichert.

Mehr Infos unter: www.winebank.de/baden

#heimat Schwarzwald Ausgabe 22 (5/2020)

Der Schwarzwald ist ein Paradies für Mountainbiker. Für Anfänger und Profis hat es bei uns Strecken, bei denen einem nicht nur vor Anstrengung die Spucke wegbleibt! Und wenn Euch nach einer Tour dann der Hunger plagt: Dann hätten wir leckere Apfelgerichte für Euch. 

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

 

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