Von kleinen Dummis und ’ner Pizza A5

Pizza A5, Pizza Bohlsbach, Pizza Kinzig: Auf dieses besonders kreative Pizza-Naming ist unser Kolumnist neulich beim Dönermann gestoßen. Aber mal ehrlich: Die Namensgebung bei Schwarzwälder Gerichten war schon immer etwas kurios – denn Dummis oder Ochsenmaulsalat klingt nun auch nicht gerade appetitlich…

Text: Stephan Fuhrer

Neulich beim Dönermann. Immer wieder erstaunlich, wie viele Gerichte in türkischen Schnellrestaurants auf diese leuchtenden Angebotsschilder über dem Tresen passen. Wenn überhaupt können da nur Asiaten mithalten. Dabei gibt es ja eigentlich gar nicht so viele, wenn man’s genau nimmt. Döner, Pide, Lahmacun, Salat, Pommes und genau: Pizza – die dann aber in 78-facher Ausführung. Mit Putenschinken mit oder ohne Pilze und vielleicht Zwiebeln – daraus allein kann man schon sechs Varianten anpreisen. Wenn man dann aber auch noch kreative Namen verteilt, wird’s schräg …

Beispiel gefällig? Ein besonders kreativer Vertreter seiner Zunft aus der Ortenau hat das mit dem Pizza-Naming zur Perfektion gebracht. Seine Vorgehensweise: Nachdem er mit den Klassikern – also Funghi, Diavolo, Quattro Stagioni, Margherita – durch war, ging es mit Regionalbezeichnungen weiter. Pizza Schwarzwald, Pizza Kinzig, Pizza Offenburg. Dann ging’s in die Stadtteile – Pizza Bohlsbach, Pizza Windschläg und zum großen Finale, als dann auch noch alle Nachbargemeinden durch waren, kam man bei Pizza A 5 und Pizza B 33 an. Bleibt zu hoffen, dass die tierischen Bestandteile darauf mit diesen viel befahrenen Verkehrswegen in keinerlei Verbindung stehen …

Wenn wir ehrlich sind: Bei Schwarzwälder Gerichten war die Namensfindung auch nicht immer kreativ. Habt Ihr schon mal von Dummis gehört? Klingt nicht gerade nach Gehirnfutter. Genauso wenig wie die Fuhre Mischt, die ich neulich in einem Kinzigtäler Ausflugslokal als Synonym für den Überraschungsteller nach Gusto des Küchenchefs auf der Karte entdecken durfte. Dann doch lieber das Jägerschnitzel … Und unter uns: Klar weiß ich, was man aus fein aufgeschnittenen Rindermündern macht – aber musste man das Ganze denn Ochsenmaulsalat nennen?

Wer neue Namen für Gerichte sucht, wird in diesen Zeiten natürlich auch im Internet fündig. In Kitchen-Blogs gibt es dazu richtig ausgearbeitete Anleitungen mit Checklisten, auf denen so wichtige Tipps stehen wie „füge eine Geschichte hinzu“ – wie bei den „Verteufelten Fleischbällchen aus der Hölle“. Oder „füge eine Person dazu“ – wie bei „Das Wurstbrot des Richters“. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich das meinem Dönerlieferanten tatsächlich als Verbesserungsvorschlag anpreisen werde …

Vielleicht ist es da doch besser, die Dinge einfach beim echten Namen zu nennen. Linsen und Spätzle. Kartoffelsalat. Rehbraten. „Die Lösung ist immer einfach, man muss sie nur finden“, wusste schon Solschenizyn. Also dann: „Bitte eine Pizza mit Schinken, Pilzen und Zwiebeln. Aber bitte ohne Autobahn!“

#heimat Schwarzwald Ausgabe 31 (2/2022)

Die #heimat. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer von Schwarzwälder Stars und Sternchen, im Großen wie im Kleinen, von unbekannten kulinarischen Galaxien, in denen wir dieses Mal den Flammkuchen huldigen, von Affineuren und Stressbewältigern. Dazu stellen wir Euch Kemi Cee vor – eine Sängerin wie vom anderen Stern …

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