Und wie tickst du so?

Die Arbeiten des Triberger Künstlers René Fischer erweitern die Traditionen des Schwarzwalds um ordentlich Glanz und Gloria. Das gucken wir uns mal an

Das Städtchen Triberg hat seine Blütejahre als wichtiger Standort der Schwarzwälder Uhrmacherkunst eigentlich hinter sich. Rund um die Wasserfälle herrscht der Pauschaltourismus – und damit auch der Kitsch. Im alten Postamt aber lebt die Tradition im Ort wieder auf. René Fischer, Künstler mit Begeisterung für extravagante Opulenz, baut hier allerdings an seinen ganz eigenen Interpretationen einer Schwarzwalduhr. Ohne Vogel, dafür aber mit vielen Details, die man an Schwarzwälder Uhren zwar schon gesehen hat – aber noch nie so … Was genau? Riesige Tannenzapfen zum Beispiel, tiefschwarz hochglanzlackiert, vor einem zapfenförmigen Stahluntergestell, hinterleuchtet mit LEDs. Mitunter wird’s persönlich. Einem Sanitärhersteller im Nachbarort hat er gerade ein Exemplar mit Ventilgriffen und Rohrstücken aus Kupfer geliefert. Ein Kuckuck schaut nicht raus, aber alle halbe Stunde ertönt dann doch das markante Rufen aus dem Gehäuse mit Acht-Tage-Uhrwerk. So viel Reminiszenz muss sein!

Ideen am laufenden Band

Und die nächsten Modelle sind schon in Planung: „500 Tannenzapfen, selbst gesammelt, die werden lackiert und dann in Epoxidharz auch wieder in Zapfenform gegossen – und hier die Tannennadeln, wenn ich die gieße, und dann kommt da vielleicht ein Geweih raus …“ René switcht im Wahnsinnstempo durch seine Projektideen. Natural high, so ließe sich der Zustand vielleicht am besten beschreiben. „Alkohol, Drogen, Zigaretten, selbst Kaffee – das brauche ich alles nicht“, sagt er. Stattdessen: Der Schwarzwald als Ruhepol, pure Natur, frische Luft, Wasser, Erdung. „Ich fahre jeden Monat 6000 Kilometer, auch mal für zwei Stunden nach Berlin zu einer Party – aber ich bin kein Fan der Großstadt, das ist mir zu überlaufen. Ich würde implodieren vor lauter Ideen. Wenn ich wieder zu Hause bin, lege ich mich in den Wald, komme wieder runter. Und mache weiter.“

René führt uns durch die riesigen Räume, in denen er arbeitet, lebt, und – natürlich – irgendwann auch noch richtig Großes vorhat: Kultur plus Gastro und noch mehr. Aber erst müsse das alles hier entkernt und saniert werden, 60 Tonnen Bauschutt, die Reste einer Spielhalle und eines Chinarestaurants habe er schon rausgeschafft, erzählt er. So welkt neben ausgehängten Türen und freiliegenden Rohren ein Weihnachtsbaum vor sich hin, große Rindenstücke stehen neben Baumscheiben in der Ecke und trocknen. Daneben Geweihe, die auf ihre Verwandlung zum Kronleuchter warten. Und überall dazwischen: goldener Glitter, dicker Lack, Strass, Kristalle. Denn René setzt der Natur eine offensiv schillernde Krone auf. „Ich liebe Bling-Bling“, sagt er. „Das feine Adlige, das Barocke.“ Und so ist nicht nur seine Kunst, sondern auch er selbst schon von weither zu erkennen. „Ich bin sehr speziell und liebe es, mich so zu kleiden. Bei meinem Kleidungsstil denken manche Leute, ich hätte noch nie gearbeitet“, berichtet er, lacht, und fügt an: „Es ist gut, wenn man unterschätzt wird …“ In Berlin zur Welt gekommen – am Todestag Salvador Dalís, wie er festhält – und in Hausach und Wolfach aufgewachsen, fand er nach einer kaufmännischen Lehre zu seiner wahren Berufung. Die Uhren machen dabei nur einen kleineren Teil seiner Arbeiten aus, deren Entstehung er auf Instagram dokumentiert. Zum Beispiel? Ein gegossener schwarzer Hochglanzboden mit einer amtlichen Portion Gold und Rot für den Eingangsbereich eines Restaurants, eine mit Tausenden Kristallen verzierte Wodkaflasche für einen Nachtclub, Wandverkleidungen aus Moos und Hölzern mit goldenem Schimmer. Kurzum: Glanz und Gloria aus dem Schwarzwald.

Seine Arbeiten und Entwürfe zeigt René Fischer über seinen Account bei Instagram: @renefischer.design und unter www.renefischer.design

#heimat Schwarzwald Ausgabe 29 (6/2021)

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Schöne Bescherung: Mit dem Oldtimer durch den Schwarzwald und dann 'ne fette Gans unter der Haube.

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