Miriam Macks zweite Heimat

Miriam Mack hat den Themenbereich Kroatien im Europa-Park mit konzipiert – und holt ihr Sehnsuchtsland mit einem Kochbuch auch kulinarisch nach Rust.

Text: Jana Zahner · Fotos: Pascal Oertel

Lavendel, Rosmarin und Salbei: Kroatien riecht schon einmal ziemlich appetitlich! Ob den Adrenalinfans, die glücklich über unseren Köpfen kreischen, dieser Duft auch in die Nase steigt, wenn die Achterbahn Voltron Nevera sie siebenmal im Affenzahn über Kopf katapultiert? Bevor wir uns in die Warteschlange einreihen, schwelgen wir erst einmal in Urlaubsgefühlen inmitten von antiken Fassaden und Olivenbäumen. Und müssen Miriam Mack recht geben, die uns mit einem beseelten Lächeln durch den neuen Themenbereich im Europa-Park führt: „Fehlt eigentlich nur noch das Meer!“ Der Ehefrau des Freizeitpark-Chefs Michael Mack ist es mit zu verdanken, dass Rust jetzt praktisch an der Adria liegt. Und dass sich hierzulande endlich die Kunde verbreitet, dass Kroatien kulinarisch noch viel mehr zu bieten hat als nur Ćevapčići. Denn die 42-jährige Mutter von zwei Söhnen hat nicht nur den Themenbereich Kroatien mit entwickelt, sondern ihrer Herzensheimat auch ein Kochbuch gewidmet. Aber von Anfang an ...

Stuttgart, Mailand, Ortenau

Miriam Mack, geborene Ivancan, ist als Kind kroatischer Gastarbeiter in Stuttgart-Zazenhausen aufgewachsen. An den Wochenenden baut die Familie in ihrem Schrebergarten Gemüse an. In den Ferien besuchen Miriam und ihre zwei Schwestern Verwandte, genießen die Sonne, Wassermelonen und Girice – frittierte Sardellen – am Strand. „Kroatien ist für mich ein Energieort“, schwärmt Miriam. Schwäbische Genauigkeit und kroatische Lebensfreude prägen sie bis heute. Nach der Schule absolviert sie zuerst eine Ausbildung zur Bankkauffrau, dann zieht es sie in die Modehauptstadt Mailand, um wie die ältere Schwester Monica für Werbekampagnen weltweit als Model zu arbeiten. Und so führt eines zum anderen: Michael Mack sieht seine Miriam zum ersten Mal in der Zeitung, will sie unbedingt kennenlernen; der Heiratsantrag findet im blue fire Megacoaster statt, die Hochzeitsfeier folgt 2011 im Märchenwald.

Klingt alles sehr glamourös, und doch steigt die neue Frau in der Familie ganz bodenständig in das Mack-Imperium ein. „Für meinen Schwiegervater war das ganz klar – die Oma hat da gearbeitet, die Schwiegermutter auch, Miriam hat eine Bankausbildung – sie geht erstmal in die Hauptkasse“, erzählt die heutige Head of Corporate Health der Mack-Gruppe und lacht. „Dort habe ich gemerkt: Ich brauche mehr Kontakt zu Menschen – und das Thema Gesundheit hat mich ohnehin schon immer begleitet.“ Während der Corona-Pandemie studiert Miriam Gesundheitsökonomie per Fernstudium und führt ein betriebliches Gesundheitsmanagement für die rund 5000 Mitarbeiter des Europa-Parks ein. Für sie ist das kürzlich eröffnete Gesundheitszentrum des Freizeitparks mit seinen Präventions- und Untersuchungsangeboten mehr als nur eine Maßnahme, um Krankmeldungen zu reduzieren: „Gesundheit bedeutet für mich auch Vitalität, dass man das Leben genießen kann und nach der Arbeit für mehr Energie hat, als nur auf der Couch zu liegen.“

Energie zieht sich auch als Leitthema durch den Themenbereich Kroatien – vom Energieübertragungs-Genie Nicola Tesla (1856–1943) bis hin zum 36-jährigen Erfinder und Autobauer Mate Rimac. „Mir ist wichtig, aufzuzeigen, was Kroaten alles beigetragen haben“, sagt Miriam, die „Croatian Inspiration“ auch eine eigene Ausstellung im Themenbereich gewidmet hat.

Miriam, ihm schmecktʼs – noch – nicht

Apropos Inspiration – wie kam's eigentlich zum eigenen Kochbuch? „Mir ist aufgefallen, dass es auf dem Buchmarkt bisher kein modernes Kroatien-Kochbuch gibt“, sagt die Autorin.

Seine bewegte Geschichte hat dem Land vielfältige kulinarische Einflüsse beschert: die schwere k. u. k.-Küche Österreich-Ungarns trifft auf griechische, römische, illyrische und osmanische Spuren, auf französisch und italienisch inspirierte leichte Mittelmeerküche. Was die kroatische mit der schwäbischen Küche gemeinsam hat: Sie ist sparsam. „Kroatien war ein armes Land – Mütter und Großmütter haben es geschafft, aus wenig viel zu machen“, sagt Miriam. Ein Segen für alle, die gerne neue Rezepte ausprobieren, aber ungern dafür stundenlang einkaufen gehen. Ein feines Olivenöl, Meersalz, Knoblauch, Zitronen – fast alle Zutaten in Miriam Macks Buch sind überall leicht zu bekommen. Und wer Tintenfischsalat oder -risotto ausprobieren will, hat es vom Schwarzwald aus zum Glück nicht weit zu den gut gefüllten französischen Fischtheken ...

Als Quellen für die Rezepte dienten die eigene Kindheit und Jugend, Familie und Freunde. Die Mutter stammt aus Drvenik, einem kleinen Fischerdorf am Meer, der Vater aus dem Landesinneren von Kroatien. Rezepte einsammeln und niederschreiben – klingt einfach, bis man versucht, Kochen nach Gefühl zum ersten Mal in Grammangaben zu gießen. „Es war eine sehr intensive und schöne Zeit, weil beim Nachkochen so viele Erinnerungen und Emotionen hochkamen.“ Zum Beispiel an Michael Macks erstes Weihnachtsfest bei den Schwiegereltern. Statt Lachs wie bei den Macks auf dem Tisch: Sarma – mit Hackfleisch gefüllte Sauerkrautrouladen. Natürlich mit Weißkohl aus dem eigenen Garten selbst fermentiert, der Schwiegervater präsentierte stolz das riesige 60-Liter-Fass. „Da hat er schon etwas geschaut, aber fleißig die saure Suppe gelöffelt", sagt Miriam und lacht. „Da habe ich gewusst: Es ist Liebe!“ Sieben Weihnachten brauchte der Europa-Park-Chef, um auf den Geschmack zu kommen ... Am besten gelingt der Einstieg in die Aromenwelt der Adria mit ihrem Lieblingsgericht Gefüllter Paprika, rät die Kroatien-Kennerin.

All diese Geschichten machen hungrig. Was isst man eigentlich klugerweise vor einer Fahrt mit der Achterbahn Voltron Nevera? „Ich würde  mir den Snack eher für danach aufsparen!", sagt Miriam. Sie muss es wissen – sie ist die Bahn zigmal gefahren. Trotzdem probieren wir  uns in der Eisdiele Sunce i Lavanda erstmal durch Lavendeltörtchen, Lavendellikör und Čupavci, Schoko-Kokos-Würfel. Die Fahrt mit der Achterbahn muss noch etwas warten ...

Kurz vor dem Jubiläum

Zur Sommersaison 2024 hat der Europa-Park Rust seinen 17. Themenbereich Kroatien mit der Achterbahn Voltron Nevera eröffnet, in Österreich erlebten der wiederaufgebaute Alpenexpress Enzian und die Tiroler Wildwasserbahn ein Comeback. Der Freizeitpark feiert 2025 den 50. Geburtstag.

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