Im Markgräflerland
Ganz im Süden der Badischen Weinherrlichkeit, im Markgräflerland, beginnt der Badische Weinradweg. Dieser Landstrich ist für manche das „gelobte Land“, denn hier sind die Winzerdörfer gemacht aus Fachwerk, Fleiß und Liebe. Wir könnten jetzt schnurstracks den roten Schildern folgen, aber wir vertrauen unserem Orientierungssinn (und dem Handy) und schweifen ab ins grüne Band der Vorbergzone. Hier im urbadischen Land wird an jeder Ecke Gutedel angebaut oder (aus-)getrunken.
Diesen Weißwein kennt die Welt unter dem Namen Chasselas, was auf seine Schweizer Herkunft hinweist. Im Südbadischen schmeckt er auch, ja vielleicht noch besser, und so probieren wir ihn hier und dort – und wünschen uns à table bei Douce Steiner in Sulzburg. Ja das wär’ schön, auch wenn’s gerade nicht geht. Wir verlieben uns in das kleine Sulzburg. Auggen war auch schön, Britzingen ist charmant, genauso wie Staufen. Oft sehen wir das Wanderzeichen Markgräfler Wiiwegli. Ein andermal ... Radeln hat auch was, vor allem sind wir schneller dort, wo wir hinwollen. Und das wäre Lektion 3: zum Burgunder!
Kleiner und großer Berg
Der Hügel im Norden ist nicht der Kaiserstuhl, sondern der Tuniberg. Er ist gar nicht so hoch, wie wir dankbar feststellen. Die Winzerdörfer sind aber genauso schmuck und so drehen wir eine große Runde um den kleinen Berg und fahren am sonnenreichsten Ort Deutschlands, an Ihringen vorbei. Der Blick von der Anhöhe ist super, genauso wie das Liliental mit seinen Mammutbäumen. Wir machen einen „Umweg“ ins malerische Burkheim mit seiner Kirchenruine mitten im Dorf und radeln weiter nach Oberbergen, das nicht oben auf einem Berg liegt, sondern im Tal.
Der Kaiserstuhl ist nicht nur Wein, sondern immer Idylle und oft ein Biotop für Smaragdeidechsen, Wildbienen und Bienenfresser sowie Dickschädel und Querköpfe. In Oberbergen findet man alles. Hier hatte ein Franz Keller für trockene Weine gekämpft und sein Sohn Fritz Keller ebenso. Qualität, Qualität, Qualität – und am liebsten Burgunder.
Die Zikaden zirpen und wir steuern eine Strauße an, um irgendwas mit Brägele (Bratkartoffeln) oder Kratzete (Fragmente von Pfannkuchen) zu essen. Beides ist am Kaiserstuhl legendär. „Als Winzer musst du Lokalpatriot sein, aber als Genussmensch und Menschenfreund führt kein Weg an anderen Kulturen vorbei“, hat der aktuelle DFB-Präsident Keller mal gesagt.
Das mit dem Lokalpatriot ist sofort klar bei dieser Landschaft, die von Terrassen geprägt ist, aber auch noch Wälder, Wiesen und Hohlgassen zu bieten hat. Auch wenn die Reben auf Terrassen stehen: die Straßen sind steil wie eh und je. Wir sind fix und foxi als wir die Schelinger Höhe erreichen. Jetzt flimmert der Breisgau vor uns.
Freiburg, Breisgau & Ortenau
Freiburg soll schön sein, wir setzen uns daher in Riegel in den Zug und nehmen die Räder mit. Praktisch, bequem, gut: Bahn fahren hat was – und das ist für uns Lektion 4. Auf dem Markt am Münsterplatz essen wir eine Rote, decken uns fürs Picknick ein und wünschen uns eine offene Alte Wache, die Anlaufstelle für ein regionales Produkt, das mit W anfängt. „Ein anderes Mal“, seufzen wir und radeln nach Norden.
Der Breisgau ist ein Fall für Entdecker. Kein Vulkan, keine große Terrassen. Auch ohne das gibt’s tolle Weine (Lektion 5), so zum Beispiel bei Bernhard Huber in Malterdingen Einen Namen haben sich auch die Winzer im Glottertal gemacht. Hier sind Badens höchste Weinberge und hier gibt es noch Weine aus dem gemischten Satz. Das bedeutet, dass in einem Rebstück verschiedene Rebsorten wachsen. So war’s früher üblich. Dass es heute anders ist, hat seinen Grund in der Ortenau. 1782 wurde an Schloss Staufenberg erstmals Riesling sortenrein angepflanzt. Darum heißt er in der Ortenau auch Klingelberger. Und wenn man ihn richtig macht, dann ist er so knackig wie die Steillagen in Oberkirch, Waldulm oder Kappelrodeck und im Baden-Badener Rebland. Die Lage „Stich den Buben“ dort trägt ihren Namen nicht vom Wadenkrampf, sondern weil sie einem gewissen Hans Stich den Buben gehörte. Dieser bekam sie vom Markgraf Karl zum Lehen, weil er ein so guter Koch war. Merke: Gute Gastronomie ist den Badenern immer was wert! (Lektion 6)
Im Norden
Auch wenn der Kraichgau von seinen Bewohnern als „Toskana Deutschlands“ gerühmt wird, noch längst nicht jeder kennt diese Weingegend, die um 1500 als „ain guts kleins länndl“ bekannt war. Dafür ist der Auxerrois so sagenhaft gut, wie Burgen und Buckel zahlreich sind. Vom „Land der 1000 Hügel“ geht es fast nahtlos über in die Badische Bergstraße mit ihrem Hotspot Heidelberg. Hier steht das berühmte Heidelberger Schloss mit dem ehemals größten Fass aller Zeiten, mit mehr als 200 000 Liter Fassungsvermögen. Witzigerweise steht die romantische Ruine auf einem Berg, der Königstuhl heißt. Hier endet die Radtour fast. Die Badische Bergstraße geht ja noch ein Stückchen weiter und nahtlos über in die Hessische Bergstraße. Aber das führt zu weit. Denn wer in Baden keinen guten Tropfen gefunden hat, findet ihn nirgendwo – und das ist unsere siebte und letzte Lektion.
Badischer Weinradweg
Der Badische Weinradweg hat acht Etappen und ist 460 km lang. www.badischer-weinradweg.info