Neuer Glanz fürs rostige Beil

Aus Straßburgs ältester Beiz entstand eine schicke Brasserie mit echt französischen Gerichten

Manche Kneipen sind wie Zombies: Sie existieren, aber jeder fragt sich, warum? So war es auch bis vor ein paar Jahren mit La Hache (die Axt, das Beil), Straßburgs ältester Beiz (seit 1257) und ihren schmucklosen Tischen, Brezelständern und den Typen beim Bier. Dann entdeckten schlaue Leute die Location und machten was ganz anderes daraus: eine Brasserie! In dieser hier ist das Holz noch edel und dunkel, nichts ist speckig und Essenszeiten und Service sind so getaktet, umsichtig und flott, wie man es von guter Gastronomie erwartet.

Wir wollen die Klassiker, dafür sind Brasserien da. Petra wählt Foie Gras mit Brioche, als Hauptgang Onglet (Nierenzapfen), den in Deutschland kaum einer kennt. Wer bei Nierenzapfen an Innereien denkt, ist geschmacklich auf der falschen Fährte, denn der Nierenzapfen ist ein Muskel. Unser Fleisch jedenfalls hat Ähnlichkeit mit einem noch recht blutigen Steak, das vorgeschnitten oder gehackt (Axt?) auf den vorgewärmten Teller kommt. Wie so oft in Frankreich geht es um das pure Fleisch. Ich wähle Markknochen (Wartezeit 20 Minuten) und löffle die feine, gallertartige, ultraheiße und mit grobem Meersalz überstreute Masse aus den gespaltenen Knochen heraus und tunke mit einem luftigen Sauerteigbrot alles auf. Dazu ein Bier. Wunderbar!

Zum Cassoulet wählen wir Rotwein von der top bestückten Weinkarte, die sogar deutsche Weine kennt. Kompliment. Nach der sehr kompetenten Beratung durch die Kellnerin entscheiden wir uns für Carignanissime (Languedoc) und Bordeaux Rivage.

Die Bohnen im Cassoulet sind so heiß, dass sie anfangs wie eine Flipperkugel im Mund herumflitzen. Das Fleisch ist absolut zart und die Gänsehaut zergeht wie Butter auf der Zunge. Der Speck im Eintopf ist okay, die Wurst wiederum mehr als ordentlich. Fein abgeschmeckt – kein Gramm Salz zu viel oder zu wenig. Wir vergessen kurz, dass wir in Strosburi hocken, wo normalerweise Baeckeoffe und gezuckerte Weine gefeiert werden. Als am Nebentisch ein Klotz grob gehacktes Tartar (Axt?) aufgetischt wird, ist uns klar, dass wir wiederkommen werden. Reservieren werden wir auf jeden Fall, denn meistens ist es voll – und laut. Die Leute haben Spaß beim Essen.

La Hache

Feine Brasserie mit toller Karte

11, Rue de la Douane

F–67000 Straßburg

Geöffnet: Mo. bis So. 12 bis 01.30 Uhr

www.la-hache.com

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