Baden trifft Spanien

Im Restaurant in Häusern finden sich badische und spanische Klassiker. Gemütlichkeit wird hier groß geschrieben

„Diesen Sonntag koche ich, Mama.“ Mit diesen Worten startet unser Testessen im Restaurant Kamino in Häusern. Natürlich koche dort aber nicht ich. Das überlasse ich lieber dem Chef: Iván Lagunas Romeo führt das Restaurant zusammen mit seiner Frau Stefanie Zumkeller und steckt hinter den badisch-spanischen Rezepten.

Wir wollen beide regionalen Einflüsse bei ihm schmecken und reservieren deshalb einen gemütlichen Platz im Restaurant und lassen die Tapas-Bar neben der Theke erst mal rechts liegen. Stattdessen nehmen wir Platz am Kamin. Das Restaurant Kamino wurde 1983 von Stefanie Zumkellers Großvater und Vater unter dem Namen Chämi Hüsle eröffnet und trug mit dem alemannischen Ausdruck „Chämi“ den Kamin noch im Namen. Heute ist das eigentlich immer noch so, denn im Namen Kamino treffen sich das spanische Wort für Weg, „camino“, und eben der Kamin.

In einem runden Teil des Gebäudes bildet er das Zentrum: unten die Feuerstelle, darüber der große Schlot, halbrund und geräumig drum herum angeordnet die Tische. Interessante Architektur, das Holz atmet Schwarzwald, die Kunst an der Wand erzählt von ihm wie auch von Spanien. Wir fühlen uns gleich wohl. Wir schlagen die Karte auf und können uns erst gar nicht entscheiden. Taubenbrust und -keule, rosa gebratener Rehrücken oder … „bei mir wird es Pulpo und Garnelen!“, bin ich dann ganz sicher. Mama wählt Lagunas’ badisch-spanische Version von Coq au Vin beziehungsweise Pollo al vino: in Tempranillo geschmorte Hähnchenkeule mit Kartoffelpüree und regionalem Marktgemüse. Als Vorspeise bitte einmal die Tapas-Variation für uns zwei, für meine Mutter außerdem noch eine Buchstabensuppe mit bissfesten Gemüsewürfeln – lecker!

 

Mit den Tapas kommt schon einmal ein Vorgeschmack auf meinen Pulpo auf Couscous und die gebratenen Garnelen, hier auf Wakame-Sesam-Algen, dazu leckerer Serrano mit Tomatentoast (wie Bruschetta) und Boquerones (Sardellen) mit Oliven am Spieß. Was für leckere kleine Tapas! Davon hätten wir gleich noch ein, zwei Portionen vertragen können …

Bei selbst gemachtem Eistee Chili-Ingwer und der noch fruchtig-frischeren „Kalimo“-Limonade warten wir aber gern kurz bis zum Hauptgang. Dazu ein paar entspannte Töne der Pianoversionen von Songs wie „You’ve got a friend“. Den Wein lassen wir heute weg; genug Auswahl gäbe es – von Spanien über Frankreich bis Baden und an die Mosel.

Schon fliegt dann aber der Tempranillo mit dem Hühnchen ein. Das Fleisch ist vom Knochen gelöst und unglaublich zart geschmort. Butterzart ist auch mein Pulpo, die Garnelen mit feinem Biss. Dazu der leckere, süßliche Couscous und auf unseren beiden Tellern dünne Scheiben von Kohlrabi und ein Stiel wilder Brokkoli. Auf meinem wären da noch diese i-Tüpfelchen aus grüner Mojo-Sauce … So lecker das alles ist, so schnell ist es gegessen.

Dessert muss deshalb sein. Mein Highlight der Variation: das Kügelchen Maracuja-Sorbet. Auch nicht schlecht: die Crema Catalana, das Stückchen Käsekuchen und die Karamell-Schokoladen- Ganache … Was für eine schöne Geschmacksreise und eine freundliche Beratung! Wohl nicht nur zu besonderen Anlässen wird uns der Weg ganz sicher wieder hierher führen.

Kamino

St.-Fridolin-Straße 1

79837 Häusern im Schwarzwald

Donnerstag bis Montag 12 bis 14 und 18 bis 21 Uhr

www.restaurant-kamino.de

#heimat Schwarzwald Ausgabe 31 (2/2022)

Die #heimat. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer von Schwarzwälder Stars und Sternchen, im Großen wie im Kleinen, von unbekannten kulinarischen Galaxien, in denen wir dieses Mal den Flammkuchen huldigen, von Affineuren und Stressbewältigern. Dazu stellen wir Euch Kemi Cee vor – eine Sängerin wie vom anderen Stern …

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