Pures Vergnügen für den Restauranttester

In Bernau ist ein Wanderhotel wie das Schwarzwaldhaus am richtigen Platz. Begonnen hat es 1959 als eine Pension, die dann seit 1988 noch ein feines Restaurant bekam. Und aus der Pension wurde ein Hotel (18 Zimmer) mit kleiner Wellnessabteilung und Bergblick. Die Geschwister Daniel (32) und Lisa (25) Goos werden ab dem kommenden Januar das Haus gemeinsam führen.

Beim Fuchs Gelernt

Der zukünftige Küchenchef lernte im Spielweg unter Karl-Josef Fuchs, dann ging er für sechs Jahre in die Schweiz, unter anderem in ein 2-Sterne-Restaurant. Aber auch wenn er in den Alpen das Bergsteigen begann, rief ihn nicht der Berg, sondern die Heimat. Dafür schlägt sein Herz!

Das Restaurant ist Schwarzwald pur. Viel helles Holz, dazu eine Bildauswahl an den Wänden, die nirgendwo anders Sinn machen würde, und Originale an der Theke, die ihr Bier aus der Flasche trinken. Das Airbrushbild mit den vielen Gipfeln ist aber ä bissl fake, was da zu sehen ist, geht unmöglich auf ein Bild.

Wir starten mit einem Saibling in einem krossen Kartoffelmantel und einer kräutrigen Sauce. Tadellos abgeschmeckt. Wären wir nicht mit dem Auto dagewesen, hätten wir dazu einen schönen Weißwein aus der Ortenau getrunken. Apropos regional. Wo’s geht, kommen regionale Produzenten zum Zuge. Das Label „Schmeck den Süden“ weist ja schon darauf hin. Und Festtage wie zuletzt die „Hinterwälder Woche“ werden für Daniel Goos zur Gelegenheit für badische Küche mit badischen Produkten, zum Beispiel die Rouladen, die in der Gastronomie so selten sind wie das Auerhuhn. Warum? Vielleicht sind sie zu sehr Hausmannskost.

Das Tellergericht protzt mit einer großen, mächtigen Roulade, einem Berg Rotkraut sowie Kroketten. Der Teller ist heiß, so muss es sein. Aber Rouladen und Co. sind so lecker, dass das Essen gar keine Chance zum Kaltwerden bekommt. Die Rouladen schmecken wunderbar nach Speck und Gurken, das Rotkraut ist fruchtig und süß und die Kroketten sind einfach das pure Kartoffelvergnügen. Zusammen mit der kräftigen Sauce, ist dieses Gericht nur schwer zu toppen. (Dito auch zu finden.) Das Lob muss auch an den Service gehen: umsichtig, schnell, freundlich.

Daniel Goos will gar nicht mehr sein, als er ist. Daran wird sich auch nach der Stabübergabe nix ändern. Wenn verändern, dann langsam. Die hauseigenen Klassiker Zwiebelfleisch oder eine ganze Forelle, bleiben natürlich als eine feste Bank auf der Karte. Oder das Vesper am Nachmittag … Wer will schon einen Aufstand riskieren?

Ein bisschen Aufregung gab’s nach diesem seligen Mittagessen aber dann doch noch. Am Nebentisch fällt eine Frau beim Bezahlen fast in Ohnmacht. Warum? War’s zu teuer? Nie! „Ich habe noch nirgends so eine gute Zunge (mit Schwarzwälder Kirschsauce und Wirsing-Kartoffelstampf) gegessen“, platzt es aus ihr heraus, als sie den Küchenchef sieht. Der bedankt sich artig. Dieses Gericht steht dann beim nächsten Mal auf der Wunschliste.