Foto-Roadtrip: Indian Summer im Black Forest

Im Herbst 2020 ist Naturfotograf Michael Sauer zu einem Camping-Roadtrip durch den Schwarzwald aufgebrochen. Immer dabei: Hund Sammy – und die Kamera

Mein Roadtrip durch den Schwarzwald soll am Hünersedel bei Freiamt beginnen. Da ich erst am späten Nachmittag zu meiner Tour aufbrechen kann, habe ich den Ort bewusst ausgewählt, denn er liegt nur rund 40 Kilometer von meinem Wohnort entfernt. 

Nach einer knappen Stunde Fahrzeit ist das erste Tagesziel erreicht. Als ich ankomme, wird es draußen bereits dunkel, es ist windig und mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ungemütlich kalt. Ich habe aber auch nicht mit besserem Wetter gerechnet, denn die Vorhersage für meinen Schwarzwald-Roadtrip sieht alles andere als rosig aus. Für die ganze Woche ist durchgängig eine Mischung aus Wolken, Sturmböen und Regen vorhergesagt. Für den ersten Abend zeigt das Regenradar allerdings eine große Wolkenlücke pünktlich zum Sonnenuntergang. Ich habe deshalb die Hoffnung, vielleicht doch für kurze Zeit gutes Fotolicht zu bekommen.

Gelungener Auftakt am Hünersedel

Und das Regenradar hat recht! Kaum am Hünersedel angekommen, geht richtig die Post ab. Die Sonne blitzt durch die letzten Wolkenfetzen hindurch, alles leuchtet in den schönsten Farben, Nebelschwaden wabern über die Landschaft. Der Anblick ist an Dramatik kaum zu überbieten! So schnell ich kann, parke ich meinen Campervan, packe die Fotoausrüstung zusammen und mache mich auf den Weg. Am Gipfel angekommen hechle ich das letzte Stück auf den 29 Meter hohen Aussichtsturm hinauf. Oben werde ich mit einem fantastischen Ausblick belohnt, der alle Mühen vergessen macht.

Das Licht ist traumhaft schön! Ein Foto nach dem anderen wandert auf die Speicherkarte. Das ganze Spektakel dauert gerade mal rund 20 Minuten, dann geht endgültig die Sonne unter und der Zauber ist vorbei. Glücklich und zufrieden stehe ich auf dem Turm und bewundere den letzten Farben-Glow am Abendhimmel. Solche Momente sind die beste Motivation für einen Landschaftsfotografen!

Der Auftakt zu meinem Roadtrip durch den Schwarzwald ist also mehr als geglückt. Mit tollen Fotos im Gepäck mache ich mich auf den Rückweg zum Campervan und schalte die Heizung ein, denn die Außentemperatur ist inzwischen auf knapp unter null Grad gefallen. Während es im Van wohlig warm wird, gibt es noch ein schnelles Abendessen …

Am nächsten Morgen klingelt rechtzeitig vor Sonnenaufgang der Wecker und ich werfe einen prüfenden Blick nach draußen. Über Nacht hat es geregnet und graue Wolken bedecken den Himmel. Es gibt kaum Gründe, früh aufzustehen. Doch bei genauem Hinsehen sehe ich am Horizont eine Wolkenlücke. Im Nu bin ich raus aus den Federn und schicke meine fliegende Kamera in die Lüfte. Das lohnt sich! Die Sonne schafft es zwar nicht so recht durch die Wolken, aber sie strahlt in die Lücken hinein und bringt so Farbe ins Bild. Die Kombination aus düsteren Wolken und buntem Herbstwald ergibt ein weiteres traumhaft schönes Panoramafoto.

Herbstfarben am Geisberg

Nach dieser Fotosession zum Auftakt des Tages trinke ich einen Kaffee und mache mich auf den Weg Richtung Elztal. Auf dem Geisberg bei Schweighausen kommt die Sonne raus, sodass ich direkt einen Zwischenstopp einlege. Daraus wird letztlich eine Wanderung zur Schutterquelle. Auf dem Weg entdecke ich immer wieder spannende Motive.

 

 

Am Nachmittag geht es dann weiter Richtung Elztal, Prechtal und zum Rohrhardsberg, wo ein Besuch der Elzfälle auf dem Programm steht. Für mich ist es immer etwas Besonderes, die junge Elz an ihrem Ursprungsort zu besuchen. Denn viele Kilometer später fließt sie direkt an meinem Wohnort vorbei, um schließlich in den Rhein zu münden. Ich sollte also unbedingt mal versuchen, mir selbst eine Flaschenpost zu schicken!
Von den Elzfällen wandere ich talabwärts. Der idyllische Flusslauf mit seinen Kaskaden und die bunten Herbstfarben bieten derart viele Motive, dass ich mehrere Stunden mit Fotografieren verbringe. Anschließend geht es durch die wolkenverhangenen, aber fotogenen Wälder zurück zum Campervan, wo ich den Tag gemütlich ausklingen lasse.

Nordische Hochmoorlandschaft

Am nächsten Morgen geht es über Triberg weiter bis nach Hornberg, wo es – zentral im Ortszentrum – einen hübschen Stellplatz unter einem Bahnviadukt gibt. Ich fülle den Frischwassertank auf, entleere Grauwasser und Toilette – das gehört schließlich auch dazu. Anschließend fahre ich zum heutigen Tagesziel, dem Kaltenbronner Hochmoor in der Nähe von Bad Wildbad. Auf der Strecke durchquere ich großflächige Waldgebiete, deren herbstliche Farben perfekt geeignet sind für ein paar Luftaufnahmen.
Das Wetter ist leider noch immer grau und meine Fotodrohne muss spürbar gegen die Windböen ankämpfen. Trotzdem sind einige schöne Fotos von den herbstlichen Wäldern entstanden – der Schwarzwald im Herbst ist einfach atemberaubend! Kurze Zeit später erreiche ich das Hochmoor bei Kaltenbronn, schnüre die Wanderschuhe, packe den Fotorucksack und marschiere los Richtung Hohlohsee. Trotz durchwachsenen Wetters bin ich total angetan von der Landschaft und der herbstlichen Vegetation. Auf dem Weg zum See kommt man durch urige Wälder mit alten, knorrigen Bäumen. Der Boden ist mit Moos bedeckt, überall wachsen Sträucher und Farne, die in den tollsten Farben leuchten – was für eine Augenweide! Der Weg durch die nordisch anmutende Hochmoorlandschaft verläuft stellenweise über Holzstege, an deren Verlauf immer wieder Sitzbänke zum Verweilen einladen. Eine schöne Wanderroute, die ich allen Naturliebhabern wirklich wärmstens empfehlen kann.

Blick vom Hohlohturm

Nachdem ich den Hohlohsee und das umliegende Moor erkundet und fotografiert habe, geht es weiter zum Hohlohturm. Vom See sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Vom Turm hat man eine tolle Aussicht auf die Wälder und Bergrücken. Ich verweile – laufe später weiter zu einem Aussichtspunkt direkt an der Landstraße Richtung Gernsbach. Er bietet einen fantastischen Ausblick auf die malerischen Schwarzwaldtäler und bis weit in die Rheinebene. Ich bin glücklich – was für ein toller Tag!

Am nächsten Morgen breche ich auf zum Wildsee. Von meinem Stellplatz sind das nur vier Kilometer. Wetterfest angezogen marschieren mein Hund und ich los, zunächst vorbei am Infozentrum und dem Wildgehege bis zum Wildseemoor. Wie bereits am Vortag durchwandern wir schöne Wälder und gelangen über einen langen Holzsteg in das eigentliche Moor. Einige Stunden später und gerade noch rechtzeitig bevor kräftige Regenschauer einsetzen, sind wir zurück am Wohnmobil. Das Kaltenbronner Hochmoor ist auf jeden Fall einen Besuch wert – es ist ein wahres Naturerlebnis.

 

Herbstliches Murgtal

Die nächste Etappe führt mich zunächst nach Forbach ins Murgtal. Von dort wandern wir neben dem Flusslauf der Murg Richtung Raumünzach. Die Blicke entlang der Strecke sind ein Herbsttraum! Der idyllische Flusslauf mit seinen Felsblöcken und dem bunten Laub bietet unzählige tolle Fotomotive. Vom Murgtal geht es weiter zur Schwarzenbachtalsperre und weiter nach Herrenwies. Dort angekommen parke ich den Van auf einem Wanderparkplatz und mache mich zu Fuß auf den Weg zum Herrenwieser See, einem kleinen Karsee unterhalb der Badener Höhe, den ich zu Fuß umrunde. Die Nacht verbringe ich dann an der Talsperre.
Am nächsten Morgen traue ich meinen Augen kaum. Es ist noch früh und draußen beginnt es gerade erst zu dämmern. Trotzdem ist der ganze Himmel bereits in ein zartes Lila eingefärbt. Ich bin sofort hellwach! So schnell ich kann, mache ich meine Fotodrohne startbereit und gehe nach draußen – jetzt kommt es auf jede Sekunde an! Zum Glück habe ich bereits am Vortag per App geprüft, ob an meinem Standort Drohnen erlaubt sind. Ja, sind sie! Ich schicke meine in den Himmel und mache Panoramaaufnahmen von dem morgendlichen Farbspektakel, das mir Gänsehaut bereitet. Der Himmel glüht in einer fast schon unwirklichen Farbpalette, deren Spektrum von Rosa über Lila bis Violett reicht. Und nicht nur der Himmel leuchtet, auch die Landschaft und das Wasser der Talsperre sehen aus, als hätte jemand den Photoshop-Regler für die Farbsättigung überdreht. Wahnsinn! „So sollte jeder Tag beginnen“, denke ich und richte Frühstück. Dann breche ich auf zur Schwarzwaldhochstraße.

Hornisgrinde, Mummelsee, Zuflucht

Obwohl ich oft im Nordschwarzwald unterwegs bin, war ich schon länger nicht mehr auf der Hornisgrinde. Meistens ist mir am „Rummelsee“ einfach zu viel los, weshalb ich diese Ecke eher meide. Dieses Mal jedoch ist ein normaler Wochentag, kühles Schmuddelwetter und tatsächlich kaum etwas los am Mummelsee.
So starte ich zu einer kleinen Gipfelrunde auf die offenen Hochflächen. Die Sicht ist die meiste Zeit ziemlich übel und der Wind eisig kalt. Erst am späten Nachmittag bessert sich das Wetter und die Sonne kommt raus. Da ich keine weiteren Pläne mehr für den Tag habe, bleibe ich bis zum Sonnenuntergang am Gipfel. Das Warten hat sich gelohnt: Die Sonne setzt sich durch und es entwickelt sich noch eine richtige schöne Abendstimmung. Perfekt zum Fotografieren! Für die Nacht habe ich mir einen Stellplatz weiter südlich im Schwarzwald ausgesucht. Entlang der Schwarzwaldhochstraße ist das Übernachten mit dem Campingmobil an den meisten Stellen verboten. Schade, aber verständlich! Das Verbot hängt mit dem Nationalpark zusammen, dessen Naturräume geschützt sind.
Auf dem Weg zum Stellplatz mache ich noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt Zuflucht bei Oppenau. Von dort hat man einen schönen Blick in die Rheinebene. Ich nutze die Sicht und mache Fotos vom Lichtermeer. Jetzt aber weiter! Denn es wird spät, ehe ich meinen Stellplatz in der Nähe von Furtwangen erreiche.

Der nächste Morgen beginnt zur Abwechslung mit Sonnenschein! Mein heutiges Tagesziel sind die Todtnauer Wasserfälle. Über den Hochschwarzwald, vorbei an Titisee und Feldberg, erreiche ich das obere Wiesental und schließlich Todtnau. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Todtnauberg. Nach wenigen Gehminuten stehe ich auch schon vor den rauschenden Wasserkaskaden, die aufgrund der zahlreichen Niederschläge der letzten Tage gut mit Wasser gefüllt sind. Vom Weitwinkel bis zum Tele kommt hier jedes Objektiv zum Einsatz! Ich verbringe den gesamten Nachmittag knipsend an den Fällen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit ziehe ich mich in den Campervan – mein Refugium – zurück und bereitete das Abendessen zu.

Alpengipfel im Morgenlicht

Schon früh am nächsten Morgen werde ich vom Wecker meines Handys unsanft aus dem Schlaf gerissen. Von Todtnauberg aus führen verschiedene Wanderwege zum Feldberg und bieten an manchen Tagen tolle Ausblicke und eine Fernsicht, die bis zu den Alpen reicht. Ich habe große Hoffnung, dass heute so ein Tag ist. Also rein in die Klamotten, Fotoausrüstung schnappen, den Hund anleinen und los geht’s über gefrorene Wasserpfützen in Richtung Feldberg. Und tatsächlich! Mit der einsetzenden Morgendämmerung zeichnet sich die Kontur der Alpenkette am Horizont ab. Einige Minuten später sind die ersten Alpengipfel von der Morgensonne angestrahlt. Im Hintergrund der vom Morgenrot gefärbte Himmel, im Vordergrund die aufgereihten Schwarzwaldberge. Wow! Einfach nur wow! Das Tolle am frühen Aufstehen? Der Tag ist noch jung! Ich fahre zum Belchen. Bei vielen gilt er als der schönste Berg im Schwarzwald. Von der Talstation der Belchenbahn gehe ich zu Fuß bis zum Gipfel. Am Gipfelkreuz bewundere ich den fantastischen Rundumblick und mache zahlreiche Fotos im schönsten Herbstlicht. Für den Rückweg nehme ich die Route über die Westflanke, vorbei am Rapsfelsen, wo ich sogar noch eine Gruppe Gämse beobachten kann.

Am Nachmittag kehre ich zum Campervan zurück, und weil die Alpen im Morgenlicht wirklich beeindruckend waren, beschließe ich, es am Abend nochmal zu versuchen. Dieses Mal will ich noch ein bisschen näher ran und fahre deshalb weiter in den Südschwarzwald hinein – von Todtnau über den Gletscherkessel Präg nach Todtmoos und weiter nach Ibach. Schon die Fahrt dorthin ist ein Highlight. Die Landschaft ist wunderschön und zeigt nochmal ein ganz anderes Gesicht, als man es vom mittleren und nördlichen Schwarzwald kennt. Ich komme in Ibach an. Dort habe ich bereits vorab einen Wanderparkplatz auf Google Maps ausfindig gemacht, von dem aus das Alpen-Fotoshooting möglich sein sollte.
Als ich ankomme, werde ich positiv überrascht, denn nur wenige Meter oberhalb des Parkplatzes finde ich einen hübsch angelegten Platz mit Sitz- und Liegebänken. Diesen Ort hatte ich bei meiner Recherche auf Google Maps komplett übersehen! Das sogenannte „Ibacher Friedenskreuz“ bietet laut Infotafel das größte Alpen-Landschaftspanorama im gesamten Schwarzwald. Bähmm! Da habe ich wohl durch Zufall einen Volltreffer gelandet! Und tatsächlich ist der Panoramablick auf die Alpen gigantisch. Er reicht über die offene Schwarzwaldlandschaft bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau. Sogar das Wetter spielt mit und sorgt für eine tolle Fernsicht. Kurz bevor die Sonne am Horizont untertaucht, verfärbt sich der Himmel in den schönsten Farben. Alpenglühen pur! Wow, so hatte ich mir das erhofft! Durchgefroren, aber überglücklich gehe ich zurück zum Wohnmobil. Die beiden heutigen Fotosessions waren ein totaler Erfolg und deshalb gönne ich mir heute ein schönes Gläschen Rotwein!

Heimreise über den Schluchsee

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, denn es ist der letzte Tag meiner kleinen Schwarzwald- Tour. Über Sankt Blasien und Menzenschwand fahre ich zum Schluchsee, wo ich zum Sonnenaufgang ein letztes Mal meine Fotodrohne starte. Anschließend geht’s übers Höllental und Freiburg zurück in die Rheinebene und direkt nach Hause. Ich bin total erfüllt. Wirklich ein wunderschöner und erlebnisreicher Kurzurlaub! Und das direkt vor der Haustür!

Mein Fazit

Obwohl ich zu keinem Zeitpunkt weiter als zwei Autostunden von zu Hause entfernt war, fühlte es sich trotzdem an wie ein echter Roadtrip. Für einen erlebnisreichen Urlaub braucht es keine Reise in ferne Länder. Auch in der Heimat gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Das Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz bietet eine unglaubliche Fülle an faszinierenden Naturräumen und beeindruckenden Landschaften. Ich freue mich daher schon jetzt auf die nächste Tour …

Über Michael Sauer

Michael Sauer, wohnhaft in Schwanau bei Lahr, ist Hobby-Fotograf und immer dem besten Foto-Licht auf der Spur. Der Schwerpunkt seiner Aufnahmen liegt auf Motiven im Schwarzwald, der Ortenau und entlang des Oberrheins. Neben Landschaftsaufnahmen umfasst das Archiv des 47-Jährigen Bilder von heimischen Tieren und Pfl anzen, Stimmungsbilder mit unterschiedlichen Jahreszeiten und Wetterlagen sowie kreative Fotoarbeiten, bei denen Lichtspiele und Farben im Mittelpunkt stehen. Seine Werke sind schon in zahlreichen Medien erschienen, unter anderem im Geo Magazin, aber auch in mehreren TV-Produktionen.

#heimat Schwarzwald Ausgabe 28 (5/2021)

#heimat, Ausgabe 28 (5/2021)

Menschenskinder, ist das schön bei uns! Wir sind in dieser Ausgabe dann mal weg. Campen in den herrlichsten Ecken des Schwarzwald. Und Kochen in der freien Natur – mit Chefkoch Vincent! Zudem geht’s ins Murgtal, zu den Craft-Cider-Machern nach Unterkirnach und zum Kettensägen-Weltmeister nach Hornberg.

Lecker Essen und Trinken haben wir natürlich auch wieder: Zum Beispiel die ersten Rezepte aus unserem neuen #heimat Backbuch Schwarzwald Reloaded 3. Oder köstliche Drinks mit Obstbränden aus dem Schöllmanns in Offenburg. Ihr wollt noch mehr? Haben wir!

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