Einfach mal abtauchen! Ein Tag in der Caracalla-Therme

Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Thermalbäder wie hier. Unsere Redakteurin war für uns in der Caracalla Therme in Baden-Baden

Text: Barbara Garms · Fotos: Dimitri Dell

Es ist ein mystischer Morgen, als ich mich auf den Weg nach Baden- Baden mache. Zum ersten Mal in diesem Jahr färbt leichter Reif die Wiesen weiß und beim Atmen bildet sich eine kleine Nebelwolke vor dem Gesicht. Der perfekte Tag, um in heißes Thermalwasser einzutauchen!

Wie Oma Armgart

Warum ich die Caracalla Therme ausgesucht habe? Weil es hier den Superlativ gibt: In Baden-Baden sprudelt das heißeste und mineralreichste Wasser der Region aus 2000 Metern Tiefe in die Becken – naja, und in dem Frauenbad, das zuvor an gleicher Stelle, am Römerplatz 1, stand, hat schon meine Oma Armgart gebadet – von den Römern, die das natürlich auch schon an gleicher Stelle getan hatten, muss ich jetzt gar nicht anfangen. Einzig Kaiser Caracalla, auch bekannt als Marcus Aurelius Antoninus, der die Kaiserbäder ab dem Jahr 213 hier luxuriös ausbauen ließ, sei noch kurz erwähnt.

Der Vulkan

Das Thermalwasser haben die Baden- Badener ihrem Hausberg, dem Merkur, zu verdanken. Einst ein Vulkan, brodelt es auch heute noch in seinen Tiefen und wenn auch keine Lava mehr, so drückt er mit seiner Kraft doch noch immer von tief unten das heiße Wasser durch die Gesteinsschichten nach oben und speist insgesamt 20 Quellen. Das ist stattlich! Täglich kommen so 800 000 Liter Thermalwasser oben an – umgerechnet neun Liter pro Sekunde. Heute sind die Quellen in drei Stollen zusammengefasst und diese speisen unter anderem die Caracalla Therme mit täglich frischen Thermalwasser. Das Wasser bringt auf dem Weg nach oben einiges an Mineralien mit – Hauptbestandteile sind Fluorid und Natrium- Chlorid. Deshalb schmeckt das Thermalwasser auch mild salzig. Im Bad riecht es daher auch nicht nach Chlor wie im Hallenbad, sondern ganz leicht erdig.

Kurzurlaub

Drei Stunden habe ich Zeit, die Wirkung des Thermalwassers zu testen. Werner Herzog, Bademeister und stellvertretender Chef des Bäderbereichs, frage ich noch schnell nach den wichtigsten Tipps – Ihr wisst schon, für maximale Entspannung in kurzer Zeit. „Einfach in aller Ruhe reinsteigen und genießen. Wasser, Wärme und Ambiente machen den Rest von ganz allein“, sagt er schmunzelnd. Okay, ich versteh’ schon. Erst mal locker machen. Also hänge ich den Alltag mit dem Bademantel an den Haken und wähle das Außenbecken.

So geht Relaxen

An diesem eisigen Tag steigt weißer Dampf aus dem Wasser. Vorsichtig schwimme ich durch den Vorhang nach draußen … uiii, die Luft an der Nase und im Gesicht ist kalt, aber der Rest meines Körpers fängt an, sich im warmen Wasser locker zu entspannen. Ich lasse mich durch den Strömungskanal treiben, mir den Rücken von Massagedüsen und die Schultern vom Wasserfall massieren. Herrlich!
Später teste ich drinnen die Grotte, für die Werner Herzog doch einen kleinen Tipp hat. „Hier empfehlen wir nicht länger als 10 Minuten am Stück zu verweilen, denn mit 38 Grad ist das unser wärmstes Becken.“ Zu warm? Nein, für mich ist es wundervoll wohlig. „Das mineralreiche Thermalwasser regeneriert, stimuliert und aktiviert den ganzen Körper, wirkt zudem entspannend auf die Muskulatur und kann den Stress-Abbau unterstützen“, heißt es zur Wirksamkeit des Baden-Badener Goldes, wie das Thermalwasser hier auch genannt wird. Langsam weiß ich, was damit gemeint ist. Nebenan bei der kleineren Grotte, in die ein Wasserfall plätschert und ein lila Lichtkegel für ein schönes Ambiente sorgt, verpasse ich leider den Blick aufs Täfelchen davor. Sonst wüsste ich, dass dieses Becken mit seinen eisigen 18 Grad den Kreislauf wohl wieder in Schwung bringen soll. Das klappt! Und wie! Der ganze Körper kribbelt und ich finde, ich hab mir eine Runde Sauna verdient. Der Innenbereich ist mit Mosaiken und Säulen im römischen Stil gestaltet. Sehr stilvoll und schön, aber mein persönliches Highlight sind die beiden Blocksaunen außen – gefühlt am Waldrand. In der Feuersauna prasselt ein Kamin und heizt auf 95 Grad auf. Und dank der frühen Stunde bin ich sogar allein hier!