Coole Minze, wärmender Ingwer
Jetzt aber wird erst mal geerntet. Aus ihrem herrlich duftenden Kräutergarten holt Plege ein paar Zweige Minze, die sie neben ihrem Kopfwehtee auch für Fieberwadenwickel verwendet. „Wichtig ist grundsätzlich, Minze nur dann bei Erkältungen zu verwenden, wenn man nicht friert“, erklärt die Kräuterexpertin und ergänzt: „Wer schlottert, sollte besser zu einem wärmenden Ingwer-Zitronen-Tee greifen.“ Für ein gutes Raumklima landet getrocknete Minze bei Plege zudem regelmäßig auf dem Räucherstövchen, denn: "Minze stärkt die Konzentration, versorgt Körper und Geist mit Energie, wirkt er- frischend und reinigt außerdem die Raumluft.“ Wieder was gelernt!
Verjüngender Salat
Wer am liebsten gar nicht erst krank werden will, sollte indes öfters mal Wiesen-Labkraut an seinen Salat geben. Es stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern enthält neben Vitamin C auch jede Menge Kieselsäure – „das beste Anti-Aging-Mittel überhaupt!“ Darüberhinaus wirkt es entzündungshemmend und stärkt die Nerven. „Für mich ist es ein ganz tolles Salatkraut – genau wie Sauerampfer“, so Plege. Letzterer sei besonders wegen seiner säuerlichen Note eine leckere Ergänzung im Salat und helfe wegen seines hohen Gehalts an Vitamin C ebenfalls dabei, das Immunsystem zu stärken. Und auch der Brennnessel – in vielen Gärten ein eher unbeliebter Gast – kann sie nur Gutes abgewinnen. „Wussten Sie, dass die Brennnessel sieben Mal so viel Vitamin C wie eine Orange enthält? Statt die Pflanze zu bekämpfen, sollte man sie besser ernten und einen Salat oder Smoothie damit aufpeppen.“
Spricht’s, verschwindet in ihrer winzigen Küche und kommt wenige Minuten später mit einem frisch gemixten Hagebutten-Brennnessel-Smoothie (siehe unten) wieder zurück. „Möchten Sie mal probieren?“ Na, da höre ich mich nicht „Nein“ sagen! Schon beim ersten Schluck merke ich, dass der mit Sanddorn und Orangensaft abgerundete Drink nicht nur wahnsinnig gut schmeckt, sondern mir genau den Energiekick gibt, den ich an diesem trüben Dezembermorgen bitter nötig habe.
Heilende Hagebutte
Für den Smoothie verwendet Plege getrocknete Hagebuttenfrüchte, die sie in einem Mixer zu feinem Pulver verarbeitet. Das wiederum nutzt sie außerdem, um einen pflegenden Lippenbalsam mit Shea- und Kakaobutter herzustellen (siehe unten) – eine wahre Wohltat für winter-spröde Lippen. „Die Hagebutte ist auch so ein Alleskönner“, sagt Plege. „Sie stärkt die Immunabwehr, wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und dazu noch antioxidativ. Deshalb verwende ich das Pulver das ganze Jahr hindurch.“
Möglich ist das natürlich nur, wenn man vorausplant. Denn Labkraut, Sauerampfer und viele andere Heilpflanzen gedeihen zwar von Januar bis Dezember – Mädesüß, Brennnesseln oder Hagebutte aber haben nur kürzer Saison und müssen getrocknet werden, um sie das ganze Jahr über nutzen zu können. Und auch hier hat die Kräuterfachfrau ein paar wichtige Tipps parat. „Im Prinzip ist es ja simpel, Sie hängen die Kräuter einfach auf – aber nur für maximal drei bis vier Tage“, erklärt Plege. Bei hoher Luftfeuchtigkeit dürften es auch mal fünf sein. Mehr braucht es normalerweise nicht – denn wenn die Kräuter zu lange hängen, verlieren sie schnell ihre Inhaltsstoffe und werden wertlos. „Wenn man die Kräuter nach dem Trocknen dann dunkel und luftdicht lagert, halten sie sich etwa ein Jahr.“
Die Vielfalt vor der Haustür
All dieses fast vergessene Wissen rund um Heilkräuter und ihre Anwendungsmöglichkeiten teilt Plege auf ihren Kräuterwanderungen, die von März bis September etwa einmal im Monat stattfinden. Meist geht es dabei von ihrem Zuhause am Waldrand von Marxzell aus über die Wiesen und Felder des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord – und die Teilnehmer staunen oft nicht schlecht, welche Vielfalt man bei uns direkt vor der Haustür findet.
„Das Tolle ist ja: Labkraut, Spitzwegerich und viele andere Heilkräuter findet man bei uns im Schwarzwald auf so ziemlich jeder heimischen Wiese“, sagt Plege begeistert. „Bei uns im Ort wächst der Sauerampfer sogar direkt am Bahnhof! Und ich freue mich einfach, wenn ich den Menschen so etwas mehr Achtsamkeit für ihre Umgebung beibringen kann.“