Die fabelhaften Grills der Amelie

In der Grill-Manufaktur Blackworker fliegen die Funken und sprühen die Ideen. Mittendrin ist Amelie, die Urenkelin des alten Kupferschmieds Erich

Text: Ulf Tietge · Fotos: Jigal Fichtner

Mit bärtigen, kräftigen, üppig tätowierten Typen ist die Grillszene ja reich gesegnet. Mit industriell gefertigten High-Tech-Grills als Kontrast ebenso. Handy-Anschluss, elektronische Temperaturkontrolle, Förderschnecken für Pellets. Irgendwann wird es auch sprechende Grills geben oder an den Thermomix erinnernde Apparate mit Riesen-Displays – nun gut, wer’s braucht …

Spiel mit dem Feuer

Umso außergewöhnlicher, dass jetzt in der Nähe von Freudenstadt eine junge Frau von sich reden macht. Amelie Schwarz. 17. Tochter von Martin Schwarz und jüngster Spross der alten Kupferschmied-Dynastie von Dornstetten. Ein Familienunternehmen in der Heimat der fleißigen Tüftler. Der Uropa hat noch Waschkessel gebaut (unter ESDO als Akronym für Erich Schwarz, Dornstetten), später ist man auf den Apparate-und Behälterbau umgestiegen, heute fertigt man Hightech. Reaktoren für die chemische und pharmazeutische Industrie. Vakuumkammern. Flugzeugteile. Genug Herausforderungen, damit alle mit anpacken.

„Ich hab’ mit zwölf angefangen“, erzählt Amelie. „Das machen wir Kinder alle. Am Anfang eine Stunde in der Woche, später und in den Ferien auch mal mehr.“ Dem Hausmeister helfen. Die Firma kennenlernen. Allen mal über die Schulter schauen. Gabelstapler fahren und lernen, was ein Schmied so können muss. „Ich hab’ ein Faible für Marketing und Internet – aber bevor ich ins Büro durfte, musste ich schweißen lernen“, sagt Amelie lachend und funkelt ihren Papa an. So ein Sklaventreiber …

Corona als Kreativpause

Weil die Corona-Pandemie aber auch um Dornstetten keinen Bogen gemacht hat, gab es 2020 für Amelie und Martin ein paar mehr ruhige Tage als sonst. Jetzt hätte man einfach mal die Hände in den Schoß legen können – oder man entwickelt neue Ideen.

„Anfangs haben wir an Gartendeko gedacht. Aus Cortenstahl, mit schöner Patina“, sagt Amelie. Da aber „die schönste Deko für den Garten ein cooler Grill ist“ (Martin), wurden aus Feuerschalen innovative Grillgeräte. Der Moskau-Grill zum Beispiel, inspiriert von einem Freund, der sich in Aserbaidschan in die dortige Schaschlik-Kultur verliebt hat.

Also: CAD-Plan gezeichnet, große Laserschneid-Anlage programmiert, Stahlblech geholt und am Ende die Abkantpresse für die Extraportion Stabilität sorgen lassen. „Wir können natürlich nicht mit der Billigware aus Fernost konkurrieren“, sagt Martin. „Das wollen wir auch gar nicht“, ergänzt Amelie. „Ich hatte letztes Jahr so einen Billig-Grill beim Camping dabei. Nach dem zweiten Grillen war der Boden weg und das kann es ja wohl nicht sein, oder?“

Ein Monster als Statement

Also bietet Familie Schwarz unter dem Label Blackworker nun Grills an, die ewig halten dürfen. Als Paradebeispiel steht draußen ein Riesensmoker. Der Mustang. Mit Orgelpfeifen-Schornsteinen und einem Gewicht von 650 Kilogramm. Nichts für den Massenmarkt, aber ein Statement.

Drinnen sind Amelie und Martin gerade mit Konstrukteur Sergej Nain an einem Prototyp. Die Weiterentwicklung des Moskau-Grills mit pfiffigem Getriebe, durch das man alle Schaschlik-Spieße gleichzeitig drehen könnte – aber bevor nun noch mehr verraten wird, zeigt uns Amelie lieber noch die Schwarzwälder Interpretation der Ugly Drum Grills, die in den Staaten und der Karibik sehr beliebt sind.

Dort nutzt man einfach alte Metallfässer als Grills. Kohle rein, Rost drauf, perfekt für Jerk-Chicken, wenn man die Hitze kontrolliert bekommt. „Das ist bei uns ein bisschen einfacher“, verspricht der erklärte Schwarzwald-Fan Christian Lenk, der sich bei Blackworker mit Kieran Given um den Vertrieb kümmert.

Zunächst: Die Ugly Drum von Blackworker ist gar nicht ugly. Sondern ziemlich hübsch und durchdacht. Regelbare Luftzufuhr, ein ordentliches Thermometer, Edelstahlgrill und langlebige Bockrollen. Der Korpus nicht aus 0,6 Millimeter dünnem Blech, sondern aus 1,5 Millimeter Stahl. Gedacht als Smoker, aber genauso gut als Räuchertonne nutzbar. Kostenpunkt: rund 900 Euro. Dieser coole Fassgrill ist im Online-Shop von #heimat übrigens versandkostenfrei zu bestellen.

Grills für Individualisten

„Wir machen Grills für Individualisten“, sagt Amelie auf dem Weg ins örtliche Heimatmuseum, wo die alte Schmiede eine perfekte Fotolocation für uns abgibt: „Und wir sind Enthusiasten. Jeden Freitag wird in der Firma gegrillt, gemeinsam testen wir Prototypen und diskutieren neue Ideen.“ Dabei hilft es, dass sich bei Schwarz die ganze Belegschaft wie eine große Familie fühlt. „Vor Corona haben wir oft gemeinsam gefrühstückt. Und da merkt man schon, wie Essen verbindet. Für mich sind viele ältere Mitarbeiter wie Onkel und Tanten“, sagt Amelie.

Ums Geld geht es in Dornstetten jedenfalls erst einmal nicht. Eher um den Spaß an einem großen, gemeinsamen Projekt. Ums Tüfteln und Entwickeln. „Wir machen jetzt erst einmal, was wir gut finden und wovon wir überzeugt sind. Ganz einfach als Manufaktur und mit der Flexibilität, auf alle möglichen Sonderwünsche eingehen zu können“, sagt Martin Schwarz, der daheim zwei- bis dreimal die Woche einen seiner Grills anwirft und großer Fan des American BBQ ist. „Wäre schön, wenn wir in fünf Jahren mit den Grills auch Geld verdienen, aber erstmal ist es ein schönes Abenteuer!“

#heimat Schwarzwald Ausgabe 28 (5/2021)

#heimat, Ausgabe 28 (5/2021)

Menschenskinder, ist das schön bei uns! Wir sind in dieser Ausgabe dann mal weg. Campen in den herrlichsten Ecken des Schwarzwald. Und Kochen in der freien Natur – mit Chefkoch Vincent! Zudem geht’s ins Murgtal, zu den Craft-Cider-Machern nach Unterkirnach und zum Kettensägen-Weltmeister nach Hornberg.

Lecker Essen und Trinken haben wir natürlich auch wieder: Zum Beispiel die ersten Rezepte aus unserem neuen #heimat Backbuch Schwarzwald Reloaded 3. Oder köstliche Drinks mit Obstbränden aus dem Schöllmanns in Offenburg. Ihr wollt noch mehr? Haben wir!

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