Die kuckuck-Gewinner 2019 und ihr Schlüssel zum Glück

Diese Geschichte hätte das Zeug zu einem richtig guten Schmöker. Es geht um Liebe und Leidenschaft, Höhen und Tiefen, Schicksal und Zufall. Und wie bei jeder guten Geschichte gibt es auch ein Happy End. Im Mittelpunkt des Geschehens: ein abgelegenes Dörfchen im Südschwarzwald, ein kleiner, alter Gasthof und zwei junge Wilde. Besser gesagt: zwei wild Entschlossene.

Ein sterniger Weg

Herbst 2014: Jakob Brasch und Sunhild „Sunny“ Städter machen Urlaub in Jakobs Heimat. Eine Station ist der Berggasthof Schlüssel, idyllisch gelegen auf 700 Metern Höhe in Zell im Wiesental. Hier hat der gebürtige Freiburger seine Ausbildung zum Koch gemacht, bevor es ihn in die Welt der Sterne-Gastronomie zog. Er arbeitete im Lenkerhof im Simmental, in der nicht weniger berühmten Auberge du Lion d’Or in Genf, bei Joel Robuchon in Paris und in der Schwarzwaldstube bei Harald Wohlfahrt. „Wir sind mit der damaligen Schlüssel-Pächterin Monika Lafferentz ins Gespräch gekommen. Sie hatte schon länger einen Nachfolger gesucht und wir haben gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, dass wir den Gasthof mal übernehmen könnten“, erinnert sich Sunny. Die Jung-Gastronomen – auch Sunny hat in der gehobenen Gastronomie und Hotellerie gearbeitet – hatten Lust auf etwas Neues. Wichtiger noch: etwas Eigenes. Klein, fein und bodenständig. Noch mal zurück in die Sterne-Gastronomie als Angestellte, das wollten wir nicht“, resümiert Jakob. Die beiden staunten nicht schlecht, als wenig später ein Anruf kam, ob sie vielleicht die Nachfolge übernehmen würden.

Ein Dorf freut sich

„Wir waren uns der Verantwortung sehr bewusst“, sagt Sunny. „Der Schlüssel hat eine lange Tradition und war zu diesem Zeitpunkt schon 117 Jahre in Familienbesitz.“ Gerade im ländlichen Bereich ist ein Dorfgasthof auch immer eine Institution. „Es stand ja auch die Frage im Raum, ob die Dorfgemeinschaft das annehmen würde“, meint Sunny. 2015 pachteten sie dann den Schlüssel und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Ihr Konzept einer regional verhafteten und gut gemachten Küche mit französischen Anklängen ging auf. 2016 kam Sohn Marvin zur Welt, 2017 kauften sie das Anwesen und renovierten es von Grund auf mit viel Augenmaß und Herzblut. Ein Run setzte ein, schnell sprach sich auch über die Grenzen des kleinen Zell im Wiesental herum, dass „da oben“ ein echtes Kleinod sei – kulinarisch und atmosphärisch. 2019 setzten Jakob und Sunny noch eins drauf: Sie gewannen den Kuckuck, den Schwarzwald Genuss-Award der Schwarzwald Tourismus GmbH in Zusammenarbeit mit #heimat Schwarzwald, in der Kategorie Restaurant des Jahres im Finale am Ende klar gegen das Gasthaus Blume in Freiburg und das Murbachstüble in Bühl.

Bitte mehr davon!

„Wir alle im Team haben uns riesig gefreut“, erinnert sich Sunny. Jakob verschwindet derweil in der Küche. „Da ist er sowieso am liebsten“, erzählt sie und lacht. Wenig später verstehen wir, warum sich die Gäste mit Lobeshymnen regelrecht überschlagen und sogar aus der Schweiz und dem Elsass den Weg hierhin wagen: Die Entenleberterrine mit marinierten Kirschen – ein Gedicht! Die Schwarzwaldforelle mit Pilzravioli auf Blattspinat verlangt eindeutig nach Nachschlag. Die Fischsuppe mit Rouille bekommt das Prädikat „mehr davon“. Und beim Zwiebelrostbraten auf Burgunderjus mit Spätzle müssen wir uns wirklich zusammennehmen, um nicht den Teller abzuschlecken. Jakobs Frage „Hat’s geschmeckt?“ dürfte eher rhetorischer Natur sein. Und für uns ist klar: So ganz werden Sunny und Jakob an den Damen und Herren von Michelin & Co. nicht vorbeikommen. Doch darum geht es ihnen eigentlich gar nicht. „Unser Ziel ist es, Gäste glücklich zu machen.“ Das wäre auch ein Happy End ganz nach unserem Geschmack.