Seit vier Jahren kommen Marc, Stephanie und Silvana mehrmals im Jahr zusammen, um paranormale Phänomene zu erkunden. Sven ist der Mann von Stephanie und filmt das Geschehen. Steffi, aka Eule, stieß 2020 als letzte zur Gruppe, nachdem diese online nach Verstärkung gesucht hatte; sie lebt als einzige nicht in Karlsruhe, sondern reist zu den Terminen aus der Nähe von Frankfurt an. Was alle eint: Sie sind davon überzeugt, dass Übersinnliches existiert, und sich Verstorbene aus dem Jenseits mitteilen. Eule etwa erklärt: „Ich bin nicht gläubig im christlichen Sinn, sondern bezeichne mich als spirituellen Menschen und denke, dass es mehr gibt als nur unsere Welt.“ Und Marc sagt entschlossen: „Ich glaube an das Leben nach dem Tod, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass danach nichts mehr ist. Der Körper zersetzt sich, die Seele – das, was in dir ist – lebt weiter.“
Und nach diesen Seelen wollen sie heute wieder suchen. Gegen 23 Uhr verlassen sie das Restaurant, um zur Ruine auf einem Hügel am Ortsende von Langensteinbach aufzubrechen. Dass die Para Hunters immer nachts ermitteln, habe nichts damit zu tun, dass die Geister bevorzugt nur dann aktiv seien, sagt Marc: „Die sind 24 Stunden unterwegs. Der Grund ist, dass es viel leiser ist als tagsüber und man sich so besser konzentrieren kann.“ Bepackt ist die Gruppe mit drei großen Koffern, in denen sich das technische Equipment befindet. Nach knapp zehn Minuten stehen sie vor der im 14. Jahrhundert erbauten und inzwischen verfallenen Barbara-Kapelle, um die sich zahlreiche Mythen ranken. Die bekannteste Sage ist die von der Weißen Frau: Während des Baus der Kapelle musste der Ritter für längere Zeit fort und befahl seiner Tochter, die Arbeiten nach seinem Willen fortzuführen. Diese ließ jedoch in der Kirche mehr Fenster einbauen, als ihr Vater gewollt hatte und wurde von ihm deshalb nach seiner Rückkehr verwünscht. Seither soll sie immer mal wieder an der Ruine gesehen worden sein.
Ruinentour mit Gruselfaktor
Die Ruine liegt in sanftes Mondlicht getaucht auf einer Waldlichtung und wirkt erst mal überhaupt nicht furchterregend. Die Orte für ihre Ermittlungen finden die Para Hunters über mehrere Quellen, seien es historische Aufzeichnungen, denen zu entnehmen ist, dass sich dort bereits Unerklärliches zugetragen hat oder sie erfahren davon im Internet aus Erzählungen von anderen Ghosthunter-Teams. „In Deutschland gibt es bestimmt an die 1000 Gruppen, die sich mit paranormalen Aktivitäten beschäftigen“, schätzt Marc, der sich gerade eine Kette mit Kruzifixanhänger um den Hals legt: „Er beschützt mich.“ Mit seiner kräftigen Statur wirkt er nicht wie jemand, der sich leicht einschüchtern lässt, doch im Moment scheint er angespannt zu sein. Auch die vier anderen machen einen ernsten Eindruck. Im Innenhof der Ruine bilden sie nun einen Kreis. Zunächst stellt Marc alle Anwesenden vor, „das ist ein Zeichen von Höflichkeit und uns sehr wichtig“, sagt er. Und fragt: „Ist hier jemand, der mit uns in Kontakt treten will?“ Er legt ein Gerät mit kleinen Leuchtdioden in die Mitte, das aussieht wie ein Walkie-Talkie. „Das ist ein K-II EMF-Meter, das elektromagnetische Wellen registriert und auf Berührungen reagiert. Wenn es ausschlägt, kann das daraufhin deuten, dass eine Seele Kontakt aufnehmen will.“ Alle schauen gespannt auf das schwarze Kästchen, einmal blinken die Lämpchen kurz auf – doch das könnte auch der Wind gewesen sein, vermutet Marc. Er beschließt, mit Eule in eine der beiden Kammern zu gehen, die im Erdgeschoss der Ruine liegen. Die anderen Para Hunters wollen im Turm der Ruine weitersuchen. In der schmalen Kammer wartet tatsächlich eine nicht-menschliche Existenz – allerdings eine sehr lebendige, die kopfüber von der Decke hängt und müde blinzelt: „Guck mal, eine Fledermaus“, freut sich Eule. Als sie gerade entscheiden, das Tierchen nicht weiter stören zu wollen, ertönt ein Schrei! Sie stürmen aus der Kammer – vorbei an zwei grinsenden Teenagern. Beim Rest der Gruppe angekommen, erzählt Silvana empört, dass das Pärchen plötzlich vor ihnen auf der Wendeltreppe gestanden habe.