Mountainbiken für Anfänger

Mountainbike fahren kann nicht so schwer sein, meint unser Redakteur Thomas Glanzmann. Also haben wir ihn mal mit Profi Alina in die Berge geschickt …

Fotos: Dimitri Dell

Mountainbikes – sind das nicht die Dinger, mit denen man die Treppen vor der Sparkasse in Ettenheim runterruckelt? So haben wir das zumindest früher gemacht. „Jumpen“ haben wir immer gesagt. Aber damals hatten die Räder auch noch 24 Zoll und die Beine reichten gerade so zum Boden. Heute sind die Beine länger, die Arme stärker und das passende Fahrrad habe ich dafür auch nicht mehr.

So ein bisschen Mountainbiker bin ich im Geiste aber schon noch, oder? „Nein, zum Mountainbiking gehört mehr“, weiß einer in der Redaktion. Aber das können wir ja mal ausprobieren: Also Helm vom Onkel geliehen, Rad vom Freund meiner Kollegin und einen Fotografen organisiert – und los geht’s! Kann doch schließlich nicht so schwer sein, oder?

Profis an Bord

Wir haben für unsere Rundfahrt eine Route am Titisee gewählt. Start und Ziel ist die Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt. Den richtigen Riecher dafür hatte Meike vom #heimat-Marketing. Sie und ihr Freund Matthias sitzen in der Saison so gut wie jedes Wochenende auf dem Sattel. 

Ihre Freundin Gina ist ebenfalls geübt. Eine echte Spitzenfahrerin haben wir mit Alina Bähr an Bord. Sie ist Lizenzsportlerin, nimmt also regelmäßig an internationalen Wettkämpfen teil – mit Erfolg. Bei der WM 2019 in der Schweiz erreichte sie in ihrer Lieblingsdisziplin Marathon Platz 45 – bei 80 Top-Athletinnen aus der ganzen MTB-Welt ein gutes Ergebnis. Und weil sie Meikes Schwester ist, führt sie heute gern unsere Tour an. 

Damit Fotograf Dimitri und ich mit Matze und den Damen mitkommen, hat Meike eine Strecke für Anfänger gesucht. Mit 15,5 Kilometern haben wir die gefunden. Fotograf Dimitri fährt zwar selbst Mountainbike, da er sich an die letzte Tour aber kaum noch erinnern kann, ist das auch ihm recht. Als wir ankommen, scheint die Sonne bei entspannten 25 Grad. Beste Voraussetzungen. „Da werden wir nicht mal groß schwitzen“, denke ich. 

Wer A sagt, … ist beim Anstieg

„Beim Mountainbiken hast du alles“, hat Alina gesagt. „Du hast den Wald, die Natur, du hast die Anstrengung und den Wettkampf.“ Am Anfang können wir Wald und Natur noch genießen. Wir fahren unter der Gutachtalbrücke durch und nehmen die ersten paar Höhenmeter. Die Anstrengung fährt schon mit. Bald überholt sie. Denn der Waldweg auf unserer Abzweigung ist im Moment tief aufgerissen. Spurrillen von einem Fahrzeug sind darin abgedruckt und eine Menge an unebener Erde. Solang’s läuft, kein Problem – wäre da nicht die Steigung. 

Bei dem großen Gang, den ich eingelegt habe, komme ich, einmal stehen geblieben, kaum wieder ins Rollen. Dimitri mit seinem Fotorucksack auf dem Rücken geht es ähnlich. Die anderen warten weiter vorn auf uns, bis wir es nach zig Versuchen endlich schaffen, uns für mehr als zwei Meter auf den Rädern zu halten. Die Holperstrecke ist geschafft. Gute Nachricht: Es geht weiter bergauf. An einer Kreuzung im Wald halten wir an. „Bin ich verschwitzt!“, stelle ich fest. Unsere Profis lachen, Dimitri keucht.

Oben angekommen werden wir von der Aussicht belohnt. Hinter dem Hochfirstturm ist der perfekte Rastplatz: unten der Titisee und fröhlicher Freizeitrummel im Museumsmaßstab, oben blauer Himmel, dazwischen wir Mountainbiker und ein paar Wanderer. Wir sitzen auf den Steinen und entspannen noch einen Moment, Gina und Dimitri lassen Instagram teilhaben.

Und runter geht’s!

Ganz unverhofft geht es links vor dem Berggasthaus Hochfirst runter. Ich fahre Alina hinterher, denke an nichts Böses. Nach ein paar Metern merke ich plötzlich, dass es mich, wenn ich es so laufen lasse, gleich aus der Bahn wirft. Ich bremse, rutsche zuerst, bis ich das Rad einigermaßen unter Kontrolle bringe. Kurzer Blick nach hinten: Die anderen klemmen auch die Bremsen – keine Auffahrgefahr. Nur Matze überholt kontrolliert. Alina ist schon nicht mehr zu sehen. Abfahrt war schon bei der WM ihre Stärke.

Tatsächlich war dieser Streckenteil aus dem nichts steiler als die Anstiege beim Weg hoch. Bei unserer weiteren Abfahrt wird es auch nur noch einmal so steil. Rasante Kurven und kühle Waldluft nehmen wir bis unten noch viel mit. Wir springen über Wurzeln, hieven unsere Fahrräder über einen umgestürzten Baumstamm und heben unten endlich den Hintern vom harten Sattel. Kurz steigen wir aber noch mal auf: Alina holpert über Hindernisse auf der Bundesligastrecke bei der Hochfirstschanze. Matze und ich auch, nur langsamer. Das Minenfeld aus Steinbrocken sparen wir uns. So viel „Jumpen“ muss heute nicht mehr sein …

Gefedert!

Hat ein Mountainbike eine Federung unter dem Sattel, dann ist es „fully“, also vollgefedert. Alinas Bike ist ein Fully. Wir Hobbyfahrer hinter ihr haben nur eine Federgabel vorn. Beim Hochfahren schalten wir alle Federungen aus. Wir würden uns sonst selbst bremsen.

#heimat Schwarzwald Ausgabe 22 (5/2020)

Der Schwarzwald ist ein Paradies für Mountainbiker. Für Anfänger und Profis hat es bei uns Strecken, bei denen einem nicht nur vor Anstrengung die Spucke wegbleibt! Und wenn Euch nach einer Tour dann der Hunger plagt: Dann hätten wir leckere Apfelgerichte für Euch. 

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

 

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