Badens Brenner Teil 3: Feine Ziele, viele Hände

Hinter einem guten Brand stecken immer Neugierde, Geduld, Geschmack. Meist hat auch die Ehefrau ihren Anteil, genauso wie die ganze Familie

Text: Pascal Cames · Fotos: Baschi Bender Fotos: Dimitri Dell

Was wäre aus Axel Baßler geworden, wenn sein Vater beim Hausbau keinen Brennkessel (Schicksal!) gefunden hätte? Er wäre trotzdem ein Brenner geworden, so wie alle Baßlers vor ihm auch. Bei Axel Baßler ist es Tradition – und Leidenschaft. Der Kappelrodecker war in seinem alten Beruf als Drucker glücklich, aber nur im Wein, im Obst und in der Brennküche zu sein, ist doch eine Spur besser. „Die besten Ideen kommen mir in den Reben“, sagt Axel. Und da er viel „in den Reben“ ist, hat er auch viele gute Ideen.

Vor fünf Jahren zum Beispiel wollten er und seine Frau Miriam, eine gelernte Apothekerin, es wirklich wissen: Können wir Gin? Die beiden sind echte Liebhaber, sie sammeln und trinken Gin, aber machen? Zuerst haben sie Früchte, Wurzeln, Rinden und Blätter in einen Topf gegeben. Das brachte: nichts! Dann haben sie die Botanicals einzeln destilliert und Mischungen zusammengestellt. So entstand in geduldiger Arbeit das Baßler’sche Hausrezept eines Gins, der sehr gut ankommt. Verraten wird nur so viel: Die zitronigen Noten stammen von einem thailändischen Baum. Mittlerweile gibt es noch einen „Navy Strength“ und einen aus dem Weinfass, wie der Whisky übrigens auch.

Dank eigenem Stein- und Kernobst weiß Axel sehr genau, welche Qualitäten möglich sind (Die Goldmedaillen flattern nicht grundlos ins Haus). Manches wird dann doch anders als erwartet, was aber bei den Liebhabern gut ankommt. Für seinen Gin ist Axel Baßler im Achertal zur Marke geworden, mit seinem etwas anderen Zibärtle zum Geheimtipp.

www.feinerkappler.de

Wo alles Zeit braucht: Edelbrennerei Moritz

Als Bernd Moritz aus dem für seine Kirschen berühmten Eggenertal im Markgräflerland 1992 die Brennerei übernahm, hatte er damit wenig am Hut. Dafür brannte ja sein Vater weiterhin Kirsche, Williams oder Wahl’sche Birne. Dann entdeckte Sohn Niklas, damals 16 Jahre jung, sein Herz fürs Brennen. Also gingen Opa und Enkel gemeinsam in die Brennküche ...

Eine schöne Geschichte, die dazu geführt hat, dass heute die ganze Familie Moritz Feuer gefangen hat. Bernd Moritz ist jetzt der Brenner, Niklas hat sich auf Gin und Edelliköre spezialisiert, sein Bruder Fabian ist der Herr der Zahlen und Mutter Gabriele wacht als Edelbrandsommelière über die Qualität. Der Hof (mit Schaubrennerei) hat zwar nur zwei Hektar Obst und ein Hektar Reben, aber das Sortiment ist groß. 15 Brände und fünf Liköre sind zu haben. „Wir sind gerne ein bisschen experimentell“, sagt Bernd Moritz. Aktuell lagert noch Kirschbrand im Bourbonfass. Wie lange? „Wir rechnen nicht in Stunden, wir rechnen in Monaten und Jahren.“ Schließlich dauert es lange, bis ein Obstbaum trägt – und auch die Brände brauchen ihre Zeit. Frisch aus der Brennküche schmecken sie noch wild und rau. Diese Phase hat unser zu verkostender Anisbrand schon hinter sich. Die Grundlage dafür ist ein eigener Traubenbrand, der dann noch mal mit Anis versetzt wird. „Für die Grillzeit!“, sagt Familie Moritz. Aber wir denken: Der geht eigentlich immer!

info@edelbrennerei-moritz.de

Von Äpfeln und Rosen: Norbert Helde

Norbert Helde und die Seinen sind begeisterte Öko-Winzer, aber ihr Steckenpferd ist die Brennerei. In Jechtigen beheimatet, bewirtschaften sie Reben und brennen Destillate. „Williams, Mirabelle, Trester hat jeder“, sagt der Kaiserstühler Brenner, darum sind ihm Raritäten wie Walnuss, Rosen, Mispel lieb und teuer. Norbert Helde gehört zu der Handvoll Brenner, die absolut nichts dazukaufen. So hat er Obst und Früchte in Bio-Qualität und auf dem Gipfel ihrer Reife. Bohnapfel, Jakob Fischer, Champagnerrenette und weitere Sorten wachsen auf seinen Streuobstwiesen. „Ich kann auf die Stunde genau ernten“, sagt er. Das ist ein unschlagbares Argument, denn einen sehr guten Obstbrand gibt es nicht ohne sehr gute Rohstoffe. Äpfel sind definitiv sein Faible, wie zum Beispiel der Kohlenbacher, übrigens Streuobstsorte des Jahres 2021. Ein weiterer Helde-Klassiker ist der „Holzapfel“, ein Apfelbrand, der zehn Jahre im Fass lagerte. Geheimtipp!

Auch besonders und fast schon exklusiv sind die Wildobstart Speierling (fein, elegant, zart) sowie Geist und Likör von der „Rose de Resht“. Für die ist Gattin Bernadette verantwortlich, sie hat auch ein Händchen für die Kräuter. Die fassgereiften Edelbrände laufen unter dem Label „Emil Gött“. Dieser war ein Kaiserstühler Dichter, Bauer und Denker, der in die Geschichte einging. Und diese Ansage kommt an! Norbert Heldes Brände und Geiste sind national und international prämiert.

www.wein-helde.de

Das Erlebnis Edelbrand: Markus Wurth

Obstbauer, Hotelier, Brenner … Markus Wurth aus Altenheim im Ried kann vieles, macht vieles und hat noch viel vor. „Mir wird’s so schnell nicht langweilig.“ Der Mann ist Lokalpatriot und stolz auf seine drei Hektar Streuobstwiesen. Vor zwei Jahren feierte die Edelbrennerei Wurth ihr Hundertjähriges, zeitgleich räumte der Brenner auf der Destillata in Österreich zig Preise ab, Markus Wurth wurde zum „Edelbrenner des Jahres“. Preise, Auszeichnungen und Medaillen sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel, denn Markus Wurth zählt definitiv zu Badens Besten. „Prämierungen geben einem die Gewissheit, dass man auf dem richtigen Weg ist“, sagt er.

Was macht er anders? Da gibt es viele Gründe, angefangen beim Obst, dann die richtige Erntezeit, das Nachreifen, die Hefen … Dazu handwerkliches Geschick und wie er meint Getriebensein und Perfektion. Da er wunderfitzig ist, gerne ausprobiert und Edelbrände zum Erlebnis machen will, gibt es häufig viele Versionen eines Gins oder Single Malt Whiskys. Zu seinen Klassikern gehören Mirabelle, im Fass gereifte Zibarte und die vom „Feinschmecker“ gefeierte Waldhimbeere. Ins Fach Geheimtipp gehören Vogelbeere, Aprikose, Pfirsich und Muscat de Hambourg, eine Rotweinsorte. Dazu Tresterbrände, Eierliköre und L’UrTikA, ein toller Brennnessellikör sowie 80 weitere Posten. Damit ist klar, dass „Markus Wurth“ nur ein Synonym für „Leidenschaft“ ist und von ihm noch viel zu erwarten ist.

shop.edelbrennerei-wurth.de

#heimat Schwarzwald Ausgabe 25 (2/2021)

Ob Hüftgold vom Titisee, blütenschnuppern im Renchtal oder hobbygärtnern auf Balkonien - Wir haben richtig Bock auf Frühling!

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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