Weil das Leben zu kurz für langweiliges Essen ist

Das Ivy lebt nach dem Motto: Sharing is Caring. Wir haben uns durch das Menü probiert

Text: Kai Hockenjos Fotos: Dennis Reuscher

Wenn sich beste Freunde schon länger nicht mehr gesehen haben, gibt es meist viel Redebedarf. Und so kann es dann auch durchaus passieren, dass man prächtig palavernd den Parkplatz verlässt und fröhlich fabulierend-flanierend die richtige Abzweigung verpasst. Da kann im Eifer des Gesprächs aus Karlsstraße schnell Kaiserstraße werden. So geschehen bei uns an diesem Dienstagabend in Karlsruhe. Aber egal, wir halten es da frei nach Ex-Nationalkicker Andi Möller „Kaiser- oder Karl – Hauptsache Ivy!“. Nach ordentlich Umweg und entsprechend hungrig haben wir den neuen gastronomischen Hot-Spot der Fächerstadt dann endlich erreicht. Mehrmals musste die Restaurant-Eröffnung – coronabedingt – verschoben werden, seit Sommer 2021 serviert das Ivy nun im Herzen von Karlsruhe gehobene Küche in angenehmem Ambiente. 

Hohe Backsteinwände, große Glasfront, gedämpftes Licht, dunkle Tische, weiße Stoffservietten, einladende Samtsofas und aus der Box klingen sanfte Klänge – das 50 Sitzplätze bietende Restaurant kommt wie aus einem stylischen Design-Katalog daher, dabei warm und einladend – we like! Charmant werden wir von dem lockeren Service-Team begrüßt und an unseren Platz begleitet. Der erste Eindruck passt! Und nachdem wir Platz genommen und die Speisenkarte studiert haben, sitzt auch der zweite! Zuhause lieben wir es, wenn wir im Freundeskreis zusammen viele kleine verschiedene Gerichte kochen von denen sich dann alle bedienen können. Dieses in Restaurants immer beliebtere Meal-Sharing, also das Teilen von Essen, bietet auch das Ivy, ab zwei Personen gibt es ein Sharing-Menü (Vorspeisen, Hauptgang, Dessert, 69 € pro Person) – das wollen wir ausprobieren! 

Nils Henkel lässt grüßen

Unverträglichkeiten und Vorlieben werden aufmerksam abgefragt und schon grüßt die Küche um Küchenchef und Koch des Jahres 2022-Finalist Mario Aliberti mit warmem Sauerteigbrot und schneeweiß aufgeschlagener Nussbutter in feinstschmeckender Nils Henkel-Manier: klasse! 

Dann kommen die toll angerichteten Vorspeisen an den Tisch, darunter Carpaccio vom Herefordbeef, asiatische Tacos, Paella Bällchen, Ceviche und Kürbis-Tempura. Wow, wir wissen gar nicht, wo wir zuerst zugreifen wollen, alles sieht fantastisch aus und duftet verführerisch. Das Carpaccio ist von hervorragender Qualität und nicht in Olivenöl ertränkt, sondern mit toller Trüffelcreme verfeinert. Klasse auch die Paella-Bällchen, die wir als Arancini kennen. Die frittierte Ivy-Version überzeugt mit BBQ-Nuss-Crunch und pikanter Salsa Verde. Spannend auch die asiatischen Tacos mit knackigem koreanischen Krautsalat und saftigem Hähnchen. Die Lachs-Ceviche mit Ponzu, Staudensellerie und Avocadocreme ist perfekt abgeschmeckt, nur die Lachsscheiben sind vielleicht etwas zu dick geschnitten. Überraschend luftig-leicht kommt der in Tempura ausgebackene Hokkaidokürbis daher, Koriandermayonnaise, rote Zwiebeln und Chilis sorgen für den Kick am Gaumen.

Spitze! Wir sind jetzt schon begeistert und dann kommen die Hauptspeisen und toppen das Ganze nochmal. Es gibt saftige Scheiben vom irischen Rib-Eye (John Stone) und US-Bavette-Steak (perfekter Garpunkt!); Pulpo im Schwarzbier gegart (so zart haben wir den köstlichen Krakenarm noch nie gegessen, grandios!) mit Ponzu Beurre Blanc (zum reinlegen); Risotto von Waldpilzen in Burratacreme (schön schlotzig); gerösteter wilder Brokkoli und süchtig machen Süßkartoffelstampf mit Kichererbsen – superb!

Wir sind pappsatt und verschieben das Dessert (Eis & Sorbetvariationen, Macarons, Pasteis des Nata, Beeren-
ragout und Cheesecake) auf nach dem Espresso, dann wird aber auch diese Platte noch restlos geputzt. Essen macht glücklich und geteiltes Glück macht gleich doppelt Freude. Ihr wisst schon: sharing is caring!

Fazit: Muss man mal erlebt haben!

Mit seiner neu interpretierten frischen Cross-Over-Küche setzt Mario Aliberti wohlschmeckende Ausrufezeichen, die zurecht auch weit über die Grenzen Karlsruhes wahrgenommen werden - für dieses Geschmacks- und Gastro-Erlebnis lohnt sich auch ein Umweg!

Das Ivy (€€€)

www.ivy.restaurant

Telefon: 0721 47004539

Karlstraße 34  · Karlsruhe

Geöffnet: Montag–Samstag

#heimat Schwarzwald Ausgabe 37 (2/2023)

Lust auf eine #heimat, die nur so strotzt vor Frühlingsgefühlen? Dann freut Euch in dieser Ausgabe auf (außergewöhnliche!) Urlaubstipps vor unserer Haustür, Next Level Vesper, Freudenstadt von einer völlig neuen Seite, das perfekte Datschkuchen-Rezept, einen Schwarzwald zum Verlieben und vieles mehr!

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