Kommt eine Sächsin ins Ländle

Unserer Autorin Carolin ist ein absolutes Multitalent in Sachen Sprachen! Naja, oder sagen wir besser: Dialekten. Weil sie schon viel rumkam, kann sie ein bisschen was von allem: sächsisch, bayrisch, thuringerisch, schwäbisch. Ihre jüngste Sprachen-Challenge: badisch lernen im Offenburger Büro und elsässisch schwätze in ihrer neuen Heimat Straßburg. 

Eines Tages ist man dran. Seit Wochen spricht die Redaktion über Mundart und Dialekt. Muss ja so kommen, dass irgendwann einer frägt: Und wie sprichst du? Naja, die brutale Wahrheit ist: Ich bin sozusagen eine dialektale Promenadenmischung, hochgradig anpassungsfähig, je nachdem, wer mich gerade verstehen soll. 

Aber der Reihe nach: Ich bin waschechte Sächsin, meine alte Heimat ist Chemnitz, und ja: als Sachse kennt man sich mit Dialekt-Mobbing aus. Und dennoch: Nach Jahren der Entfremdung gebe ich meine Herkunft wieder offen zu und pflege meine Mutter-, pardon: die Vatersprache. Denn Mama kommt aus Berlin, wo die Krapfen Pfannkuchen heißen, und hat dementsprechend ihren eigenen Slang. So bin ich quasi mehrsprachig aufgewachsen, oder besser gesagt: mehrdialektal. Aber es wird noch besser 

Mit 18 ging es in die weite Welt hinaus.  Schwenningen ist vielleicht nicht die gaaanz große weite Welt, aber immerhin weit weg von Sachsen. In der Doppelstadt wurde die Sprache zur weißen Leinwand und ich gab dem Schwäbischen den Pinsel in die Hand. Drei Jahre später ging es mit Nudle, Stemple, Weckle und Tütle zurück in die heimatlichen Gefilde, wo ich im thüringischen Jena vor allem die Südwestdeutschen verwirrte, die es da auch gibt und die so gar nicht glauben konnten, dass ich eigentlich aus dem Land der Löffelschnitzer kam – denn so nennen wir Sachsen das Erzgebirge. Und ja, richtig, Jena ist Thüringen. Also noch ein Dialekt mehr. Und nein, Sächsisch und Thüringisch (heißt das so?) sind nicht das gleiche. 

Eine Dialektpause und Zeit zum Durchschnaufen bekam ich schließlich beim Studium in Paris. Da wurde ich nur mitleidig lächelnd darauf hingewiesen, dass es le beurre und nicht la beurre ist und dass Butter überall in Frankreich männlich ist – genau wie im Schwäbischen … 

Was fehlt noch? Genau: Bayern. In München tauschte ich Weckle gegen Semmeln und bestellte im Biergarten kein Bierle mehr, sondern oane Mass. Doch weil es im Südwesten ziemlich nett war und der Schwarzwald eh die schönste Region in Deutschland ist, verschlug es mich zehn Jahre später wieder zurück nach Westen – nur diesmal ging’s nach Baden. 

In schwäbischen Erinnerungen schwelgend fand das Badische schnell seinen Weg in meinen Wortschatz. Doch so kunterbunt mir Sprache mittlerweile von der Zunge springt – meine Kollegen konnten auch hier nur schwer zuordnen, woher ich eigentlich komme. Meine Familie zweifelt indes an meinen sächsischen Wurzeln, möchte sie mir manchmal gar ganz absprechen, wenn ich allzu viele „s“ durch „sch“ austausche und Verb-Endungen neuerdings wieder kategorisch verschlucke. 

Aber ganz ehrlich: Mir doch egal, was die anderen alle von mir denken! Und eigentlich ist es doch letztlich auch wurscht, welchen Dialekt man schwätzt. Heimat ist ja eh mehr ein Gefühl, das man im Herzen trägt. Und ich fühle das neuerdings auch von Straßburg aus, wo ich jetzt wohne. Elsass, salü binander! Noch so ein feiner Dialekt. Aber dazu dann beim nächsten Mal mehr …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 37 (2/2023)

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