Lohnt sich der Weihnachtsmarkt in Colmar?

Riesling geht immer!

Auch hübsch sind die Laubsägearbeiten von Bernd aus Scherwiller im Zentralelsass. Hier gibt es Bären, Füchse und Elche, natürlich auch Tannenbäume oder Mannala und eine Laune, die ansteckend ist. Seit 23 Jahren kommt er nach Colmar. „Es ist ein sehr schöner Weihnachtsmarkt!“ Schweren Herzens verlassen wir die elegante Erscheinung, ohne was zu kaufen, denn der Tannenbaum daheim hat schon mehr Schmuck, als er tragen kann. Wie wäre es mit Wein? Jep, meine Begleitung hat Durst … Wie schmecken die Weine von Karcher? Karcher ist das letzte Weingut innerhalb Colmars Stadtmauern. Alle stäranderen Winzer haben sich längst ins Umland verzogen, wo sie mehr Platz haben. Wir probieren eine Cuvée mit Chasselas. „Wisst Ihr, was Chasselas ist“, fragt Fanny in der Weinbude. Ja klar, Gutedel! Wir bekommen 100 Punkte. Tatsächlich ist der fast trockene Wein süffi g. Noch ein Glas? Aber wir eisen uns los. Hinter den hohen Fachwerkhäusern ist ein leuchtendes Riesenrad zu sehen. Das ist neu in Colmar, das sich sonst gerne bescheiden gibt. Zum Riesenrad!

Wer braucht salzige Weckmänner? 

Das dreht auf der anderen Flussseite seine Runden. 45 Meter ist der Durchmesser. Im Gourmetdorf, wo abends Kochshows stattfi nden, landen wir bei Salvatore, der innerhalb von fünf Wochen 30 000 Austern öff nen muss. Was trinken die Leute dazu? Riesling! Die bei den Herren in der Austernbude sind sich einig: Die Elsässer lieben den König der Weißweine, erst recht zu Austern, aber wahrscheinlich auch zu Flammkuchen- Wrap, Trüff elrisotto und Alsafl ette. Was eine Alsafl ette ist? Das ist eine Tartifl ette, nur mit Münsterkäse. Was die Leute ebenso lieben, ist das gute alte Handwerk, weniger als Beruf zum Gelderwerb, sondern mehr bei anderen, um schöne Dinge aus Holz, Stoff und Glas einzukaufen. Also tummeln wir uns zum Koïfh us, dem historischen Kaufh aus, das auch als Ancienne Douane (alter Zoll) im Plan steht. Wie so viele Gebäude in Colmar ist es prächtig. Wer sich für Gotik und Renaissance interessiert, ist in Colmar genau richtig.

Im Koïfhus entdecken wir Herzen, die zu schade sind zum Essen, und wunder wunderbare Glaskunst: zum Beispiel Glaskugeln und Duftlampen. Die Künstlerin Marie hat ihr Handwerk in Frankreich und Bayern gelernt. Kleine Brezeln können wir an einem anderen Stand bestaunen, wieder woanders Lebkuchenhäuser, Mannala aus Lebkuchen, Puppen aus Stoff und Wolle. Dazu ein riesiges Sortiment an Bredele, wie die Elsässer ihr Weihnachtsgebäck nennen. An der frischen Luft stärken wir uns mit einem herzhaften Mannala als Sandwich und dem Bier aus einer hiesigen Craftbeer-Brauerei. Was bleibt in Erinnerung? Die Elsässer bleiben sich und ihrer Tradition treu – und machen was draus. Sie schmücken ihre Fachwerkhäuser und verwandeln sie in Puppenhäuser. Sie spannen Lichter und Sterne über ihre Gassen und Straßen und verwandeln das Städtchen in eine Stadt der Lichter. Aber wer braucht schon süße Weckmänner mit Schinken, Tartifl ette mit Münsterkäse und Flammkuchen als Wrap? Scheinbar viele. Denn die Stadt brummt.