Outdoor-Käsefondue im Schwarzwald

Wir lieben Fondue! Am liebsten im #heimat-Style: Mit viel Käse, Kirschwasser und ordentlich Holz unterm Kessel

Fotos: Jigal Fichtner

Der Wind pfeift ganz hübsch in Unterstmatt an der Schwarzwaldhochstraße. Aber wir wollten es ja so: Schwarzwaldfeeling mit Schmackofatz. „Vergesst Karpfen, Braten und Co.“, war unsere selbst gestellte Aufgabe. „Wir machen mal ein Käsefondue im ganz großen Stil. Heimatlich halt.“ Und dann machen wir es auch gleich mal auf gut 1000 Metern Höhe – im tiefen, schwarzen Wald. Unser Ziel: die Große Tanne  in Unterstmatt – seit Jahrzehnten beliebtes Ausflugsziel für Motorradfahrer und Wanderer. 

Der Tannen-Wirt hat es sich nicht nehmen lassen für unser Grüppchen, bestehend aus einem Teil des #heimat-Teams und einigen seiner Stammgäste, extra ein #heimat-Käsefondue zu kreieren. 

Also empfängt uns ein unvergleichlicher Geruch und das schmucke Häuschen ist festlich erleuchtet. Das Holz in den eigens aufgestellten Feuerschalen sprüht Funken. In einem großen Emailletopf werfen 12 Liter Käsefondue gemütlich Blasen – hat was von Tanz auf dem Vulkan. Einen ganzen Ster Holz verfeuert Günter Feist an diesem Abend, um die Masse auf Temperatur zu halten. 85 Grad Celsius sind optimal. Für die Fondue-Sause hat er eigens eine Vorrichtung gebaut, die zwar ein bisschen abenteuerlich anmutet, aber wunderbar funktioniert. Es riecht herrlich nach verbranntem Holz, Bergkäse und Kirschwasser. Schwarzwald in Reinkultur. 

Ein besonderes Rührstück 

„Der Trick bei einem guten Käsefondue ist das ständige Rühren“, erklärt Günter Feist. „Und: Man muss das Ganze langsam erhitzen.“ Also: Zeit, Liebe und Muckis investieren.  

Wer sich jemals zu Hause an einem Käse-Fondue versucht hat, der weiß: Es birgt Tücken. Da bei höheren Temperaturen die Kaseine – also die Eiweiße des Käses – ausflocken, verwandelt sich das liebevoll angerichtete Rührstück in eine ziemlich unansehnliche Pampe. Deswegen gehört Alkohol hinein. In unserem Fall: Kirschwasser vom Brenner nebenan und badischer Riesling, erklärt Günter. Der Alkohol verdampft und verhindert so, dass die Temperatur zu schnell ansteigt. Zurück bleibt nur das Aroma der feinen Tröpfchen, weshalb auch die Kinder und Jugendlichen ruhig mitessen dürfen. Für die ist das natürlich ein Riesenspaß. 

Besonders angetan sind wir alle von den langen Teleskopgabeln. Sie bringen es – ausgefahren – auf fast einen Meter Länge. Und die braucht man auch. Denn sonst versenkt man nicht nur ziemlich unelegant die Beilagen, sondern das Esswerkzeug gleich mit. Eine Super-Nummer. Besonders für die Umstehenden. Die Ansage lautet: Wer was im Käse verliert, muss eine Runde zahlen. Das kann ja heiter werden … 

 

Was Günter da aus dreierlei Käse gezaubert hat, ist einfach unverschämt lecker. Dazu gibt es das Hausbrot, eine Entdeckung von Günters besserer Hälfte Christa. Sie hat beim örtlichen Bäcker ein feines Roggenbrot mit fluffiger Krume ausgemacht und befand dieses Werk der Bäckerkunst für würdig, ein ausgiebiges Käsebad in der Höhenluft zu nehmen.  Außerdem hat sie kleine Fleischklößle gebraten und jede Menge frische Steinchampignons angerichtet.
„Normalerweise gibt es auch noch Brokkoli und Blumenkohl dazu“, erklärt Günter. „Aber bei euch dachten wir, dass wir darauf verzichten können.“ Unser Ruf als überwiegend fleischfressende Pflanzen eilt uns offensichtlich meilenweit voraus. Sogar bis auf 1000 Meter … 

Ran an die Geräte

Dass Essen ein verbindendes Element ist, das wussten wir schon vorher. Aber das hier: Das ist wirklich speziell. Wir drängeln uns um den Topf. Zum einen, weil es von unten her so herrlich wärmt. Zum anderen, weil wir natürlich ziemlich neugierig sind. Und ein ganz kleines bisschen verfressen. 

Unsere Gabeln sind bunt bestückt mit allem, was Christa serviert hat. „Klassischer Anfängerfehler“, lacht Günter. Das haben wir auch gerade bemerkt. Denn die guten Stücke versinken gemütlich im Käse. Knackige Ansagen machen die Runde. Das reicht von „Ey, das war meins“ über „Wieso steckt Deine Gabel in meinem Brot?“ bis hin zu einem leicht genervten „Könntest Du mir bitte mal den Pilz rüberschieben“ … Ja – an dem vorweihnachtlich liebevollen Miteinander müssen wir noch arbeiten …

„Runde! Ihr zahlt alle ’ne Runde“, tönt es von hinten wie im Chor. Klar, die Fondue-Laien auf den billigen Plätzen haben leicht reden. Die kommen ja erst noch dran … 

Derweil lernen wir dazu: Gier ignorieren und mit viel Gefühl immer nur ein Teil im Fondue ziehen lassen. Dann mit ebenso viel Gefühl den Käse wie Spaghetti aufwickeln und – genießen. Von den gut 12 Litern Käsefondue ist am Ende nicht viel übrig. „Das ist normal“, sagt Christa. „Das sieht am Anfang nach so wahnsinnig viel aus, aber wenn man erst mal dabei ist …“

Günter und Christa haben Erfahrung: Gut 250 Gäste wurden seit 2016 in der Großen Tanne schon mit diesem Käsefondue beglückt. Tendenz: steigend. Gerade in der kalten Jahreszeit boomt das Geschäft. Es ist diese Mischung aus archaisch und gemütlich, die den Reiz ausmacht. Die urige Atmosphäre tut ihr Übriges. Tischmanieren? Haben wir, brauchen wir aber nicht!  

Schweiz trifft Schwarzwald

Auf die Idee, etwas so Spezielles anzubieten, kam Günter nach einer Reise in die Schweiz, dem Mutter-land von Raclette und Käsefondue. Allerdings gab es die klassischen Caquelons, die typischen irdenen Töpfe, nicht in der passenden Größe. Günter wurde bei einem Besuch in einer Kneipe in Neusatz fündig. Dort entdeckte er einen Kessel und dachte sich: „Das ginge doch auch!“ Er behalf sich mit einem Emailletopf, der Wärme gut speichert und leitet und experimentierte ein bisschen mit den Käsesorten herum. „Normalerweise beziehe ich den benötigten Käse aus Österreich“, erklärt er. Aber für #heimat wollte er es dann doch lieber mal mit Allgäuer Bergkäse, Schnittkäse und Emmentaler probieren. Ergebnis: Bombe! 

Praktischerweise bietet er mit dem Kirschwasser auch gleich ein Verdauerle an. Und wenn’ s mal gar nicht mehr geht, dann hat er auch noch gleich ein paar Schlafgelegenheiten parat. 31 Betten sind auf sieben ganz individuell eingerichtete Zimmer verteilt. Ländlich, romantisch, idyllisch. Einige alte Möbel hat er vor der Presse gerettet und aufwendig wieder hergerichtet. Vieles wurde neu angeschafft und sämtliche Bäder aufwendig renoviert. Die gute Stube ist Treffpunkt von Wanderern, Skifahrern und Motorradfahrern –
je nach Jahreszeit. Ruhepausen gönnt der Wirt sich nicht. Das läge auch nicht in seiner Natur. Christa zieht mit, sie ist Chefin in der Tannen-Küche und beglückt die Gäste mit typisch badischen Spezialitäten. 

Die Einsamkeit oben am Berg stört die beiden nicht – im Gegenteil. „Ganz ehrlich: Es gibt Tage, da bringen wir mal eben 1000 Schnitzel und Würstle unter die Leute. Da sind wir froh, wenn wir dann mal unsere Ruhe haben“, meinen die zwei unisono. 

Schicksalsmoment 

Zum einen ist das Bewirtschaften der Großen Tanne harte Arbeit, zum anderen der ganze große Traum von Christa und Günter. „Und er fühlt sich bis heute gut an. Richtig gut“, sagt Günter fast schwärmerisch und erinnert sich an die Anfänge mit seiner Christa. „Schon Jahre bevor ich meine Traumfrau gefunden habe, dachte ich darüber nach, hier oben zu leben und zu arbeiten“, sagt er. 

Er kannte das Haus schon seit seiner Jugend und war immer wieder zu Gast. Irgendwann traf er Christa, die ein Lokal in Gamshurst hatte. „Als ich sie das erste Mal zu Hause besuchte, sah ich ein Kalenderblatt an der Wand. Mein Lieblingsbild: die Große Tanne, tief verschneit.“ Das Kalenderbild war nicht mehr ganz aktuell und so erlaubte er sich die Frage, wieso das denn da noch hänge. „‚Das ist mein Traum‘, hat Christa geantwortet“, grinst er. Und ich meinte: „Nee, stopp. Das ist mein Traum!“

 
Ein Bund fürs Leben 

Das ist mittlerweile 16 Jahre her. 2007 wurde es dann ernst: „Die Tanne sollte veräußert werden“, erinnern sich die beiden. „Es hatten sich neun Leute beworben, unser Traum drohte zu platzen.“ Doch die beiden bekamen den Zuschlag.  „Denn die alte Besitzerin merkte, wie sehr wir an diesem Platz hier hingen und ihren Traum eben weiterleben lassen würden.“ 

Günter und Christa wohnen auch hier oben – „Das ist ja Teil unseres Traums“, strahlen sie. „Wenn wir morgens aufstehen und uns umgucken, wo wir gelandet sind, dann sind wir einfach nur glücklich.“ 

Da stören auch 18-Stunden-Tage nicht. Denn die beiden bieten ja nicht nur Fondues und Grill-abende an, sondern bewirtschaften auch noch die gut besuchte Herberge. Und dennoch – oder deswegen: „Wir würden nichts Anderes machen wollen!“

Wenn’s mal wieder mehr sind …

Gastronomische Erlebnisse für Gruppen ab zehn Personen bietet nicht nur ein Abend mit Käsefondue. Die Große Tanne wartet auch mit urigem Waldspeckgrillen auf. Fleischstücke, Würstle und Stockbrote werden auf einem Riesengrill gebraten. Infos unter: 0 72 26/2 54

#heimat Ortenau Ausgabe 9 (4/2017)

Mit Lego und Käsefondue machen wir uns winterfein - und behalten das Wild so lange im Visier, bis es auf dem Teller liegt...

#heimat, der Genussbotschafter für den Schwarzwald 

In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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