Die Rezeptur macht’s!
Die so heftig brotig aromatisierte Brauerei ist vielleicht 20 Quadratmeter groß, darin steht ein Schreibtisch mit Mac, Kalender und Schreibzeugs, auf dem Boden eine große blaue Wanne mit Bierflaschen, Bierkisten, Bottiche, große Töpfe sowie Schläuche, durch die Bier oder Wasser gepumpt wird. Oben an der Decke hängt eine weiße Abzugshaube, sonst würde man irgendwann gar nichts mehr sehen.
Auf so wenig Platz würde man sich ständig im Weg herumstehen, wenn es nicht einen wie Boris gäbe. Dieser ist der Mastermind der Mannschaft. Er weiß, was zu tun ist, wer wo wann gebraucht wird und das Eis bringt, um den Sud he-runter zu kühlen. Boris hat auch alle Rezepte verfasst, mit Mengen- und Zeitangaben, Ablauf plus von Hand geschriebenen Korrekturen. „Bierbrauen hat viel mit Kochen zu tun“, weiß Boris. Fakt ist, ohne diese Rezeptbücher geht nichts! „Alles ist tausendmal geprüft, durchdacht, wird immer alles wiederholt, nur so kriegt man es raus, wo der Fehler liegt“, sagt Boris. Wenn man es nicht so machen würde, würde man einen Fehler im System oder „Prozessuale Ungereimtheiten“ nie finden. „Einem Mediziner ist das in die Wiege gelegt“, ist er überzeugt.
Mittlerweile sind Alfons und Boris beim Schrubben, Pumpen und Säubern. Bald kommt die nächste Schicht, um weitere 120 Liter Märzen zu brauen. Wenn sie am Brauen sind, dann geht das quasi Hand in Hand von einer Schicht in die nächste über, um Wasser und Energie zu sparen.
„Wir sind stolz wie Harry“, sagt Alfons, „aber wir kommen an unsere Kapazitätsgrenzen.“ Auf der Tafel vor der Tür sind schon drei Sorten ausgestrichen. „Was weg ist, ist weg.“ Dann dauert es wieder ein paar Wochen, bis es wieder Festbier, Pils oder Kirschbier hat. Alles nach Plan und der Reihe nach, könnte die Devise lauten. Um Reichtümer geht’s ihnen nicht. Wenn sie ihr Equipment abbezahlt haben, sind sie schon mal einen Schritt weiter. „Mittlerweile hat sich nicht nur ein Fankreis zusammengebraut, sondern gab es auch beim World Beer Award in London eine Goldmedaille fürs Festbier, Silber fürs Weizen und Bronze fürs Fränkische Rotbier und Stout“, erzählt Alfons bei der Kaffeepause im Raum nebenan. „Nicht auf die Decke schauen“, sagt er. Natürlich schaut man hoch auf die unverputzte Fläche. Aber das wird bald gemacht, verspricht er. In der Mannschaft hat es für alles einen Spezialisten.
Kein Bier vor vier
Dann wandert der Blick von der Decke auf die Wanduhr, die kurz vor vier anzeigt. „Kein Bier vor vier“ steht darauf. Dann macht’s klick! Es ist ja erst kurz nach Zwölf, die nächste Schicht steht schon parat. Falsche Zeit? Dann fällt auf, dass auf dem Zifferblatt nicht die Zahlen von eins bis zwölf stehen, sondern zwölfmal die Vier. Alfons grinst wissend. „Kein Bier vor vier!“ In der Brauerei gehen die Uhren aber anders. Boris muss noch eine Stunde schaffen, und hat noch andere Zahlen (Temperatur, Liter, Zeit) im Kopf, bis für ihn endlich vier Uhr ist. Und dann? Ja dann ist vier. Feierabend.