Schnaufen für die Freiheit

Nimm das, Moskau! Unsere Kolumnistin beschließt, statt mit Gas ab sofort nur noch mit Holz zu heizen – wozu wohnt sie schließlich mitten im Schwarzwald? Leider läuft dabei nicht alles wie geplant, und auch der Umstieg vom Auto auf Bahn, Bus und Fahrrad klappt, nun ja, eher suboptimal… 

Das Schöne am Schwarzwald ist: der Wald. Er bietet auch einen aktuell nicht zu unterschätzenden Nutzen. Zumindest für Menschen wie mich, die einen Kachelofen ihr Eigen nennen. Bislang fand ich das Ding nur irrsinnig repräsentativ und machte es mir in der ungemütlichen Jahreszeit meist per Fußbodenheizung schön muckelig. Doch damit ist jetzt Schluss! Ich habe ein Selfmade-Embargo beschlossen – nimm das, Moskau!

Allerdings: Zwei Ster Holz vom Mittleren Schwarzwald – da lebt und spaltet nun mal der Holzfäller meines Vertrauens – in den Nördlichen Schwarzwald zu transportieren, ist eine atemberaubende Sache. Der Anhänger entwickelt auf der Bundesstraße ein seltsames Eigenleben. Richtig spannend wird der Transport des Heizmaterials dann aber in den vierten Stock. Beim Schleppen und Stapeln ist plötzlich „Atemlos durch die Nacht“ auf Platz 1 meiner Ohrwurm-Playlist. Dass ich am nächsten Morgen die musikalische Dauerschleife los bin, dafür aber Muskeln spüre, die vorher garantiert nicht da waren – eh klar. Und vielleicht hätte ich mich mit den Funktionsweisen des Ofens ein bisschen intensiver vertraut machen sollen …

Wohlige Wärme entsteigt diesem Prachtstück schwarzwälderischer Ofenbaukunst, ein heimeliges Knistern ist aus dem Inneren zu vernehmen. Läuft. Ich bin völlig in einen umfangreichen Selbstversorger-Garten-Schmöker versunken, als ich ein Kratzen im Hals und so etwas wie tieffliegende Nebelfelder in meiner Wohnung bemerke. Zwei Sekunden später plärren die Rauchmelder infernalisch los. So viel zum gemütlichen Abend …

Doch solche Deppenfehler (den Abzugshahn auf halb acht stehen lassen, statt ihn ganz aufzuziehen) halten mich von meinem Tun nicht ab. Energie sparen dient schließlich nicht nur dem Frieden, sondern auch meinem arg geschundenen Geldbeutel. Mein Auto, zuvor ein enger Freund, wird zum selten genutzten Gefährt. Sprit verbrauchen ist eine luxuriöse Sache, befinde ich und fahre nur noch in Ausnahmefällen – und das in einem Tempo, das jedem Grünen die Freudentränen in die Augen treiben würde. Stattdessen Bahn und Bus. Was bei der DB-Pünktlichkeitsstrategie eine Nummer der Marke „suche das Bahngleis und verlasse dich nicht auf Ansagen“ ist. Erst auf Gleis 3, dann – nee, sorry – Gleis 4 und dann doch wieder auf Gleis 2. Natürlich im Schweinsgalopp. Und das mit dem Muskelkater vom Holzschleppen …

Meine Einkäufe erledige ich inzwischen zu Fuß oder mit dem Rad, was ganz bestimmt supergesund ist. Blöd nur, dass ich am Berg wohne. Runter klappt das ja, nur wieder hoch ist eine Herausforderung. Und das noch mit vollen Taschen. Mir war gar nicht bewusst, welche Laute ich von mir gebe, das Ganze erinnert dann doch sehr an die Geräuschkulisse im Fitnessclub. Den kann ich mir jetzt wenigstens sparen. Den Mut für meine Mission werde ich aber ganz sicher trotzdem nicht verlieren. Die Sache ist es einfach wert …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 32 (3/2022)

Der Schwarzwald hilft den Menschen aus den Ukraine und wir erzählen davon. Denn wir finden: Heimat ist ein Menschenrecht. Punkt. Und: Auch klar, dass wir in dieser Ausgabe noch viel mehr Themen haben, die es zu entdecken gilt: von den Tortora-Brüdern und ihrer Pizza La Foresta Nera bis zu Badens neuem Weingärtner.

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