Schlafe lieber ungewöhnlich

Schlafen über der Schlucht? Ratzen im Rebhisli? Im Schwarzwald gibt's viele
ungewöhnliche Übernachtungsoptionen, also hüpfen wir mal durch die Betten

Camping? War gestern. Jetzt ist Glamping angesagt: Camping mit Glamourfaktor. Ob Safari-Zelt, Tipi, Baumhaus, Schäferwagen oder Schlaffass – die meisten dieser Mini-Häuser stehen auf speziellen Stellplätzen oder Bauernhöfen weitab vom Schuss. Für Outdoor-Freunde, die es puristisch und naturnah mögen, gibt es verschiedene Zelte, schön versteckt im Wald. Da können wir Fuchs und Hase beim „Gute Nacht“ Sagen zuhören … 

Für Wagemutige

Schiltach: Schlafen in 30 Metern Höhe in einem Hängezelt überm Heubachtal – das gibt es nur beim Unternehmen Naturträume von Stefan Wurft. Auf kleinen, verschlungenen Pfaden geht es durch den Wald. Im Gepäck haben wir Schlafsäcke, Isomatten, Mini-Kulturbeutel und ein bisschen Proviant fürs Abenteuer.

Von einer kleinen Schutzhütte aus, die auch als Essplatz dient, geht es über eine Brücke zum Zelt. Nebendran ist das Häuschen mit dem Herz in der Tür. Doch bevor wir uns mit den irdischen Dingen beschäftigen, gibt es erst einmal Sicherheitseinweisungen und ein paar Tipps vom Chef. Ganz wichtig: Im Zelt selbst müssen wir uns mit Hüftgurten sichern. Auch beim Schlafen … Das Zelt ist an einem massiven Stahlseil angebracht, per Zugseil können wir das Hängebett bis zu
40 Meter in den Wald hineinbewegen.

An das anfängliche Geschaukel beim Ein- und Aussteigen und beim Bewegen im Zelt gewöhnen wir uns schnell. Sobald wir liegen, breitet sich ein herrliches Freiheitsgefühl in uns aus. Nur der Wind stupft zart das Zelt an und wiegt uns in den Schlaf … 

www.naturtraeume.de

Freudenstadt: Nicht ganz so weit überm Boden – nämlich nur drei Meter – und auch wunderbar naturnah ist das schwebende Baumhaus im Teuchelwald. Rein und wieder raus geht’s über eine sicher angebrachte Leiter. Wer erst mal in diesem aus massiven Weißtannenstämmen und Plexiglas gebauten Tipi sitzt, mag gar nicht mehr raus. Durch die Verglasungen haben wir eine zauberhafte Rundum-Sicht über den Wald. „Vor dem Schlafengehen solltet Ihr sicherheitshalber noch mal ein gewisses Örtchen aufsuchen“, sagt Tobias Weingärtner vom Bund für Baumhaustechniker. „Denn nachts sind hier Tiere unterwegs, Wildschweine zum Beispiel.“ Grillen ist tabu, aber wir haben ja unseren Vesperrucksack. Die Dämmerung bricht herein, die Geräusche des Waldes sind erst mal ungewohnt. Irgendwo bellt ein Fuchs, und ein Waldkauz erzählt ausführlich seine Gute-Nacht-Geschichte. Schön!  

www.baumhaustechniker.de

Schluchsee: Hans, Franz, Jakob oder Willi? Wir entscheiden uns für den letzteren – ein Baumzelt in drei Metern Höhe. Alle Zelte haben im Schwarzwaldcamp Namen und nicht nur Nummern. „Das ist Teil unserer Philosophie“, erzählt Raphael Kuner. Auf einem Hektar mitten im Wald finden wir auch noch Gisela, die Gondel, Paul, das Tipi sowie die Bullis Hermann und Barni. Für Camper mit eigenem Zelt oder Wagen gibt es auch noch lauschige Plätzchen. Wir klettern ins Zelt, das geht dank einer Einstiegshilfe ganz bequem, und richten uns für die Nacht ein. Unser Abendbrot genießen wir im Zelt: Der Blick auf die Bäume ist ein Traum, der Wald und unser Räucherspeck duften um die Wette. Auch so kann Waldbaden sein! 

www.schwarzwaldcamp.com

Für Weinselige

Titisee-Neustadt: Jetzt wird’s gemütlich: Wir übernachten in einem Wiesenfässle auf dem Haberjockelshof. Michael und Monika Heizmann habe nicht nur einen Bioland-Bauernhof mit einer Wagyu-Rinderzucht. Sie sind Gastgeber mit Leib und Seele. In ihrem Erlebnisbauernhof können es sich die Gäste entweder in den Ferienwohnungen gemütlich machen, oder sie wählen zwischen Tiny House, Hexenhäusle oder Wiesenfässle. Das ist so irrsinnig gemütlich und so niedlich, wir kriegen uns fast nicht mehr ein. Ein üppiges Vesper bekommen wir von Familie Heizmann. Entspannt vor dem Fässle sitzen und den Blick über diese traumhafte Landschaft gleiten lassen – Erholung pur.

www.haberjockelshof.de

Sasbachwalden: Wir machen gleich noch ein Fass auf: bei Ilona und Erich Wild.  Auf dem Bauernhof, zu dem auch sechs Hektar Rebfläche gehören, stehen zwölf Schlaffässer auf sechs verschiedenen Plätzen, malerisch verteilt in den Weinbergen. Super für Familien oder Paare, die gerne getrennt schlafen. Jeder Platz ist individuell und liebevoll gestaltet, eine Mini-Essecke gehört aber immer dazu. Die Sonne versinkt rotgolden über der Rheinebene, wir lassen uns das Vesper und den Wild’schen Wein schmecken. Als es kühler wird, machen wir es uns im Fass bequem und schlafen wie die Murmeltiere – so gemütlich ist es hier!  

www.schlafen-im-weinfass.de

Oberkirch-Bottenau: Was Stefanie und Josef Huber da sprichwörtlich auf die Beine gestellt haben – Respekt! Mit Holz aus den eigenen Wäldern hat Schreinermeister Josef seine vier Baumhäuser selbst entworfen und gezimmert. Stefanie hat alle liebevoll dekoriert und mit Naturholzmöbeln eingerichtet. Auf
20 Quadratmetern ist reichlich Platz für zwei, auch Dusche und WC sind vorhanden. Ob Rebhisli, Bienehisli, Brennhisli oder Waldhisli: Alle haben einen großen Balkon mit einer wirklich umwerfenden Aussicht. So geht schwarzwälderisch Urlauben de luxe!  

www.waldhisli.de

Für Romantiker

Freudenstadt: Lust auf ein Landleben wie vor 100 Jahren? Karin Harr macht’s in ihrem Backhaus möglich.  Es wirkt, als sei es aus einem Märchen gefallen, ein bisschen verzaubert und sehr kuschelig. Geschlafen wird im Obergeschoss, das nur über die Außentreppe zu erreichen ist. Im Erdgeschoss sind Küche und Wohnstüble. Wer kochen, backen oder baden will, muss selbst anfeuern. Das Örtchen mit dem Herz in der Tür steht nebendran. Das einzige Zugeständnis an die Neuzeit ist ein gut gefüllter Kühlschrank mit Produkten aus regionaler Erzeugung. Das Handy nutzen wir hier nur, um Fotos zu machen, denn traumhafte Motive gibt es im Überfluss. Tschüss, digitale Welt, wir sind dann mal offline!

www.harr-wie-damals.de

Dietingen: Ein echtes Wolken-Kuckucksheim hat Petra Schittenhelm auf ihrem Biohof in der Nähe von Rottweil geschaffen. Das Baumhaus ist gemütlich und komfortabel eingerichtet, mit Küchenzeile, Minibar und Trockenklo. Vom kleinen Balkon aus haben wir einen wunderbaren Blick über die Felder und Wiesen. Zum Duschen gehen wir ins Haupthaus und bestaunen dort den bestens ausgestatteten Hofladen und das Restaurant Genießerhof. Verhungern werden wir hier sicher nicht! 

www.das-baum.haus

St. Roman: Klein und heimelig sind die Holz-Podhäuser auf dem Äckerhof in der Nähe von Wolfach. Auf knapp sieben Quadratmetern haben ein Doppelbett und ein kleiner Kühlschrank Platz. Perfekt für eine gemütliche Nacht in absoluter Ruhe. Gegessen wird auf der Veranda, für die Verpflegung sorgen die Hofbesitzer Roland Gebele und Sandra Stehle.

www.aeckerhof.de/podhaus

Bad Liebenzell: Einen Hauch von Afrika verbreiten die Safari-Zeltlodges im Campingpark Bad Liebenzell. Mit 35 Quadratmetern sind sie groß genug für den Urlaub mit der Familie. Auch auf Komfort brauchen wir nicht zu verzichten: Bad, Toilette und Dusche sind ebenso vorhanden wie eine Küche. Für ein „Jenseits von Afrika“-Gefühl ist ein Schlafzimmer mit einem Himmelbett mit einem umlaufenden Moskitonetz ausgestattet. Uns hat es die Terrasse besonders angetan: Das Plätschern der Nagold und der Blick auf die Burg von Bad Liebenzell sind einfach zu schön. 

www.campingpark-bad-liebenzell.com

Wildberg: Schäfchen zählen bringt’s nicht. Wir übernachten lieber in Schäferwagen. Sie sind urgemütlich und nur mit dem wirklich Notwendigen wie Tisch, Stühlen und Bett ausgestattet. Strom ist vorhanden, Wasser und sanitäre Anlagen gibt es auf dem Areal. Im Ort selbst kann sich mit Essen und Trinken eindecken und das Ganze entspannt auf der kleinen Veranda genießen.

www.schaeferwagenhotel-wildberg.de

Triberg: Spa nach Schwarzwälder Art: Auf dem Hilserhof in Ortsteil Gremmelsbach gibt es drei herrlich geräumige Luxus-Zelte, die sehr gemütlich im Stil der guten, alten Zeit eingerichtet sind. Fast ein bisschen wie eine Puppenstube à la Vogtsbauernhof. Zum Kochen dient ein holzbefeuerter Ofen, Licht gibt es durch Kerzen und Öllampen. Dazu diese himmlische Ruhe! Ganz besonders hat es uns das Wiesen-Wellness angetan: Schwitzen in der Wiesensauna und anschließend im Sternenhimmelpool entspannen. 

www.hilserhof.de/wohntraeume

Wolke 7

Rund 158 000 Gästebetten gibt es laut Statistischem Landesamt im Schwarzwald. Nicht mitgerechnet sind die Betten der etwa 8000 privaten Vermieter. Um Einheimische und Touristen immer wieder zu begeistern, entwickeln die Gastgeber zunehmend ausgefallene Konzepte. Ob Hängezelt, Baumhaus oder Luxus-Häuschen: Der Fokus liegt dabei auf den regionalen Gegebenheiten und der für uns so typischen Entschleunigung.

Mehr Infos: www.schwarzwald-tourismus.info/planen-buchen/uebernachten

#heimat Schwarzwald Ausgabe 27 (4/2021)

#heimat, Ausgabe 27 (4/2021)

Mit der neuen Ausgabe #heimat geht es hoch hinaus: Wir waren für Euch tatsächlich segelfliegen! Autorin Karen erzählt Euch, wie unglaublich es war und ob es so war, wie sie es sich immer erträumt hatte.

Außerdem gibt es Action mit Deutschlands Parkour-Pionier Andy Haug in seinem Geburtsort Freudenstadt. Der Mann pfeift sowas von auf Schwerkraft!

Und es wird wie immer lecker: Focaccia, Pfifferlinge, ein ganz besonderer Eisdealer und dann wär da noch der Ausblick auf eine neues Kochbuch … na, wie klingt das?

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