Ronny Lolls Seelenfutter

Es tröstet, verbindet & belohnt: Seelenfutter ist der heilige Gral des Kochens, sagt Ronny Loll. Gerade ist sein Buch über gekochtes Glück erschienen

Text: Verena Vogt · Fotos: Jigal Fichtner

Aus Eichenrinde Eis machen, aus Kohlrabi Tacos schnitzen oder Olivenöl dekonstruieren – klar, das kann Ronny Loll auch. Der Mann ist schließlich seit mehr als 25 Jahren Koch, Foodstylist, Rezeptentwickler (unter anderem für #heimat) und hat viele Jahre als Assistenzkoch von Stars wie Sarah Wiener, Tim Mälzer oder Rainer Sass gearbeitet. Aber eigentlich interessieren ihn solche Spielereien gar nicht. „Ich stelle mir lieber die Frage: Was trifft uns wirklich ins Herz? Ein initiiertes Feuerwerk aus Aromen? Oder sind es doch eher Omas Quarkbällchen?“ So was nennt man dann wohl eine rhetorische Frage … 

Ronnys Augen leuchten jedenfalls, wenn er an die Kochkünste seiner geliebten Großmutter zurückdenkt. „Sie stand immer in Kittelschürze in der Küche und heizte den Herd mit Holz und Kohlen“, erzählt er. „Ihre knusprig goldbraunen Quarkbällchen wurden immer pyramidenartig aufgestapelt und verschwanden dann unter einer Puderzuckerwolke. Für mich sind es immer noch die allerbesten der Welt.“ 

Gerichte mit Geschichte

Essen, das schöne Erinnerungen wachruft, das tröstet, belohnt, verbindet und glücklich macht – das ist Seelenfutter. „Es ankert uns für einen Moment in unserem Leben, in dem wir uns ansonsten oft genug selbst überholen“, sagt der Wahl-Badener. „Oft sind es Gerichte, die uns als Kindern von Mama oder Oma serviert wurden, die wir im Urlaub kennen- und lieben lernten oder die uns an ein schönes Erlebnis erinnern.“ Fast immer sei Seelenfutter so mit einer besonderen Geschichte verbunden – und ist deshalb auch für jeden etwas anderes.

Um mehr über Glück zum Kochen zu erfahren, hat Ronny die Koffer gepackt und sich auf die Reise gemacht. In Deutschland, Frankreich und der Schweiz hat er mit den Foodies vom Verlag team tietge Freunde und Weggefährten besucht und begleitet. Er hat erfahren, welche Gerichte ihre Seele wärmen. Er hat mit ihnen gekocht und gegessen, ihre Familien kennengelernt, über Heimat und Genuss diskutiert – und dabei mindestens so viel gelacht wie gelernt. Das Ergebnis dieser Reise ist sein erstes Kochbuch: Ronny Lolls Seelenfutter! Auf der Suche nach gekochtem Glück und echten Lieblingsgerichten, das am 1. Oktober bei team tietge, dem Verlag von #heimat Schwarzwald erscheint.

Von Saftgulasch bis Schnüsch

Zum Auftakt der Reise besuchte Ronny seine Freundin Sarah Wiener in der Uckermark, wo sie seit einigen Jahren einen Biobauernhof betreibt. Die gebürtige Österreicherin verriet Ronny nicht nur das Rezept für ihr Wiener Saftgulasch, sondern servierte ihm auch ein fantastisches Schmorgemüse-Gericht mit Polenta und Bergkäse. Ein leckerer Anfang!

Weiter ging es mit einer Rundreise durch den hohen Norden, zu Koch-Stars wie Foodboom-Gründer Hannes Arendholz in Hamburg, der für Ronny Omas Nudeln kochte und erzählte, wieso ihm eine Kartoffelsuppe fast einmal ein Disziplinarverfahren eingebracht hätte. Bei Antje de Vries gab’s Fusion-Food und bei Rainer Sass in Stade wurde geklärt, was genau richtig gutes Schnüsch ausmacht …

Windbeutel und Weihnachtsgans

Seine Suche nach Seelenwärmern führte Ronny ins Sauerland, wo ihm Lehrmeister Eddi Belt sein Krapfen-Rezept mitgab, und zu Andreas Opel nach Franken, wo die ganze Familie beim Windbeutelbacken und -vertilgen half. In seiner Wahlheimat machte Ronny mit Mora Fütterer Gurken ein, sprach mit Francesco D’Agostino über dessen geliebte Oma und die Kindheit in Venezuela, und ließ sich von Gerd Astor eine Weihnachtsgans braten.

In Niederbayern traf Ronny Ludwig Lucki Maurer, der ihm das Familienrezept für Rindertafelspitz mit Merrettichsauce und die Geheimzutat für seine Knödel verriet. Bei Véronique Witzigmann in München gabs deftige Kärntner Nudeln und Meta Hiltebrand beglückte Ronny in Zürich mit Schweizer Fondue sowie großartigen Miesmuscheln in einem Fenchel-Safran-Bier-Sud. Auch unser Chef Ulf Tietge ist mit von der Partie: In der Normandie ließ er für Ronny Steinbutt im Vanillesud baden, kredenzte Oma Magdalenes Kartoffelklöße und zauberte mit viel Palmin Tietges Original Schneewittchenkuchen, den man bitte nie mit einer Donauwelle verwechseln sollte. Und natürlich hat auch Ronny selbst jede Menge eigene Rezepte beigesteuert. Klar, die geliebten Quarkbällchen der Oma sind dabei, aber auch Soljanka, Ossobuco mit Salbei-Gnocchi und noch vieles mehr.

288 Seiten Genuss pur

So hat Ronny auf seiner Reise rund 80 Rezepte von einigen der besten Köche des deutschsprachigen Raums gesammelt. Zusammen mit stimmungsvollen Landschafts-, Porträt- und Rezeptfotos von Jigal Fichtner ist daraus ein Kochbuch der Extraklasse entstanden. Auf 288 Seiten könnt Ihr Ronnys Reise nacherleben – und vielleicht werden manche der Gerichte auch bald zu eurem Seelenfutter …

Denn dass man sein persönliches Glücksgericht auch noch im Erwachsenenalter finden kann, war sicher eine der Erkenntnisse der Reise. Eine weitere, das für ein Leibgericht oft wenige Zutaten reichen. Die wichtigsten davon: Liebe, Zeit und die Konzentration aufs Wesentliche. „Ich habe mich auf der Reise immer wieder erwischt: ,Ich würde jetzt noch das und das …‘ Aber genau darum geht es eben nicht. Die Gerichte sind genau so richtig, wie sie sind. Denn darum sind sie ja Seelenfutter.“

Lust auf Seelenfutter?

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#heimat Schwarzwald Ausgabe 27 (4/2021)

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