Moderne Küche im rustikalen Mantel

Wenn beste Freunde einen Männerabend unternehmen, endet dieser meist an einer Bar ... Anders bei uns: Wir starten ihn dort. Und zapfen uns den Magenöffner auch gleich selbst in der neuen Weinlounge im Hotel Sackmann in Baiersbronn.

Hier fließt nicht nur der Rebensaft, sondern auch die parallel plätschernde Murg, die in der verspiegelten Decke eindrucksvoll reflektiert wird. „Nice“, entfährt es einem auf Neudeutsch – und es wird noch „nicer“ und absolut „instagrammable“ beim Hotel-Rundgang mit dem Glas in der Hand und begleitet vom Patron höchstpersönlich, Sternekoch Jörg Sackmann.

Wie der Duden zuletzt verstärkt auf den Wandel der deutschen Sprache einging, hat sich auch das Baiersbronner Traditionshotel im vergangenen Jahr neu erfunden und den Sprung in die schicke Moderne geschafft, ohne seine Schwarzwälder Identität zu verlieren: helle Heimathölzer, tiefe Fenster, fantastische Ausblicke, alles wie aus einem Guss. Beeindruckend!

Wir nehmen Platz in der heimeligen Murgstube, die zu neu interpretierter Schwarzwälder Küche mit ausschließlich regionalen Zutaten von Erzeugern aus der Umgebung einlädt. Klingt gut. Aber wie schmeckt’s?

Perfekt geht es los mit dem zur Vorspeise zweigeteilten Tatar vom Simmentaler Rind (24 Euro) – gut gereiftes Fleisch mit feinem Eigengeschmack, handgeschnitten, dazu ein Wachtelspiegelei, Senfcreme und Kapernbeeren: purer Genuss! Appetitlich geht es weiter mit einer Portion Schwäbische Auster (19,50 Euro) – anders als die von uns verehrten grazilen Meeresgöttinnen kommen ihre mit Camembert überbackenen und in feinem Bratenfond schwimmenden schwäbischen Schneckenschwestern etwas rustikaler daher, aber nicht minder schmackhaft. Wir mögen das sehr.

Geschnetzeltes von Kalbsniere, Bries und Filet (21 Euro) ist ein traditionelles Gericht, das sich heute nicht mehr auf vielen Speisekarten in der Region findet. Schade eigentlich, erst recht wenn es in so guter Qualität und in einer so feinen Estragon-Essigsauce wie in der Baiersbronner Murgstube daherkommt. Es könnte glatt unser Lieblingsgericht werden. Fazit: Große Kochkunst!